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Wie das Haar seine Farbe verliert

Manche trifft es schon mit Mitte 30, andere erst mit 50 oder 60: Die ersten silbernen Strähnchen glitzern im Haar. Das Grauwerden ist ein natürlicher Prozess. Mit dem Alter lässt die Aktivität von Zellen in der Haarwurzel nach, die für die Bildung von Farbpigmenten zuständig sind. Dann wächst ein farbloses Haar aus dem Haarfollikel. Je nach Mischungsverhältnis von noch pigmentierten und unpigmentierten Haaren wirkt der Schopf mehr oder weniger grau bis weiß.

Der Pigmentverlust ist genetisch programmiert. „Aber auch Stress kann die Arbeit der pigmentbildenden Melanozyten beeinträchtigen und langfristig das Ergrauen fördern“, erklärt Dr. Andreas Finner, Hautarzt und Experte für Haarmedizin sowie Haartransplantation in Berlin.

Besondere Bedürfnisse

Wenn die Haarwurzeln altern, wächst der Haarschaft nicht mehr so kräftig. Die Wachstumsphase verkürzt sich und das Haar kann vorzeitig ausfallen. Dadurch kann die Haarpracht insgesamt ausdünnen.

„Graue Haare verändern mit der Farbe auch ihre Struktur, zeigen sich oft widerspenstig und schwierig zu frisieren“, weiß Michelle Stubbe, pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) in einer Apotheke in Dortmund. Das Haar wird trocken, spröde und neigt zu Brüchigkeit sowie Spliss. Das richtige Styling und die passende Pflege sind daher gefragt.

Kurz, flott, stufig: Der richtige Schnitt

„Ein guter Schnitt ist das A und O für graues Haar“, betont Kim Mannes, Friseurmeisterin in Neu-Ulm. Um gepflegt auszusehen, sollte die Frisur nicht zu lang sein. Die Spitzen sollten regelmäßig gekürzt werden. Schulterlanges Haar lässt sich vielfältig stylen – mal zusammenbinden für den Sport, mal elegant aufstecken zum Ausgehen.

Leichter zu bändigen sind Kurzfrisuren, die durchgestuft lebendig und pfiffig wirken. Mannes rät: „Lassen Sie sich individuell beraten, welcher Schnitt zu Ihrem Typ und zu Ihrem Haar passt – aber auch zu dem Stylingaufwand, den Sie investieren möchten.“

Schonendes Styling

„Unpigmentiertes Haar ist empfindlich“, so Stubbe. Vermeiden Sie sehr heißes Waschen oder Föhnen – das trocknet zusätzlich aus und kann die Haarstruktur schädigen. „Mit einer speziellen Föhnbürste wird das Styling zu Hause ganz einfach“, berichtet Mannes. Schaumfestiger sparsam ins feuchte Haar eingearbeitet – bändigt den Schopf und erleichtert das Frisieren.

Silbernes Strahlen

Manchmal schimmert der Grauschopf eher gelblich statt strahlend weiß. Dann können Silbershampoos helfen. Sie enthalten blaue bis lila Pigmente, die als Komplementärfarbe den Gelbstich ausgleichen. Auch leichte Tönungen, sogenannte Glossings, können graues Haar auffrischen und für einen silbrigen Schimmer sorgen, berichtet Friseurmeisterin Mannes.

Gut behütet

UV-Licht ist – neben dem Rauchen – ein wesentlicher Faktor, der Alterungsprozesse beschleunigt. Eine Kopfbedeckung schützt Haar sowie die Kopfhaut vor Sonnenlicht und setzt zudem modische Akzente.

Extra-Glanz fürs Haar

Graues Haar benötigt eine Extraportion Pflege. „Ideal sind Pflegeserien mit Inhaltsstoffen, welche die Feuchtigkeitsbindung verbessern“, rät PTA Michelle Stubbe. Feuchtigkeitsshampoo und ein pflegender Conditioner glätten die Struktur, erleichtern das Kämmen und sorgen für mehr Volumen und einen schönen Glanz. „Gönnen Sie Ihrem Haar je nach Bedarf mindestens wöchentlich eine Intensivkur mit einer Haarmaske – am besten vor dem Conditioner anwenden und unter einer Duschhaube einwirken lassen“, so der Tipp von Stubbe.

Nur Mut! Schminktipps

Graues Haar, kombiniert mit Mode in gedeckten Tönen, wirkt oft fade und langweilig. „Mut zur Farbe“, ermuntert Mannes. Knallige Accessoires bilden schöne Kontraste. „Spielen Sie auch beim Schminken mit Farbe“, rät die Make-up-Artistin. Ein dezentes Rouge macht einen frischen Teint. Probieren Sie einmal Lipgloss oder Lippenstift in Rot oder Pink.

Schönheit von innen

Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung. Das Haar braucht für ein gesundes Wachstum insbesondere Biotin und weitere B-Vitamine, Zink, Kupfer sowie Selen, erklärt Stubbe. Wichtig ist zudem eine gute Versorgung mit Vitamin D.

Farbe bekennen

Graues Haar liegt im Trend: Die meisten Männer sehen ihre grauen Schläfen gelassen, und auch Frauen stehen zunehmend selbstbewusst zu ihrem natürlichen Silberschopf. Doch wer sich mit Farbe wohler fühlt, kann unbesorgt sein: „Aus dermatologischer Sicht ist Färben unbedenklich – sofern keine Allergien vorliegen – und schützt das Haar sogar vor zersetzendem UV-Licht“, erklärt Dermatologe Finner.