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Eigentlich ist es einfach: Der Patient, die Patientin ist krank, bekommt ein Medikament, die Beschwerden bessern sich. Doch mitunter vertragen die Behandelten ihre Arznei nicht. Sie klagen über Nebenwirkungen, wie sie im Beipackzettel stehen, oder auch über ganz andere Beschwerden.

Sie können sich zum Beispiel in einer harmlosen Hautrötung zeigen. Auch Juckreiz, Ausschläge mit Quaddeln (Nesselsucht) oder Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) kommen vor. Die Symptome zeigen sich in der Regel einen Tag bis hin zu zwei Wochen nach Beginn der Einnahme. „Richtig erkannt, lassen sie sich meist gut behandeln“, sagt Dr. Markus Zieglmeier, der in drei Apotheken in und um München für das Medikationsmanagement zuständig ist.

Reagiert das Immunsystem direkt auf Bestandteile des Arzneimittels und bekämpft diese, sprechen Fachleute von einer Allergie. Andernfalls von einer Überempfindlichkeitsreaktion. Ob es sich um eine Allergie oder eine andere Unverträglichkeit handelt, macht für den Betroffenen aber keinen Unterschied.

Tipp: Beipackzettel genau lesen. Handelt es sich um eine bekannte Nebenwirkung des Medikaments?

Oft sind es Antibiotika, die Nebenwirkungen auslösen. Oder auch gängige Schmerzmittel, ebenso wie Narkose- oder Röntgen-Kontrastmittel, Medikamente zur Krebstherapie und gegen Gicht. „Sogar ein einfacher Wundbalsam kann Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen“, erklärt Apotheker Zieglmeier. Manchmal seien nicht die Wirkstoffe an den Reaktionen schuld, sondern Zusatzstoffe. Eine Medikamentenallergie kann sich auch nach Jahren problemloser Verwendung entwickeln. Meist tritt sie aber bei neuen Arzneimitteln auf oder bei einem Wechsel der gewohnten Marke.

Tipp: Bei Allergie-Verdacht gleich Arzt oder Ärztin aufsuchen, Mittel nicht weiternehmen

Kommen Patienten mit Verdacht auf Medikamentenaller-
gie in die Praxis von Norbert Mülleneisen in Leverkusen, ist Geduld gefragt. „Solche Diagnosen sind sehr zeitaufwendig“, sagt der Internist, Pneumologe und Allergologe. Oft gelingt es in einem ausführlichen Gespräch, den Ursachen auf die Spur zu kommen. „Gelegentlich sind noch spezielle Untersuchungen nötig“, so Mülleneisen. Das können Tests auf der Haut, Blutanalysen im Labor oder Provokationstests sein, bei denen Patienten den verdächtigen Wirkstoff unter ärztlicher Aufsicht bekommen.

Tipp: Dem Arzt, der Ärztin alle eingenommenen Medikamente (auch rezeptfreie und pflanzliche) und Nahrungsergänzungsmittel nennen

Ist eine Allergie oder auch Unverträglichkeit nachgewiesen, stellt der Arzt oder die Ärztin einen Allergiepass aus.Dafür sei eine sorgfältige Diagnose ganz entscheidend, betonen Mülleneisen und Apotheker Zieglmeier übereinstimmend. Werden Wirkstoffe auf bloßen Verdacht als Allergieauslöser eingetragen, kann das Betroffenen mehr schaden als nützen: „Vermeintliche Penicillin-‚Allergien‘ sind zum Beispiel in Wirklichkeit oft keine“, erklärt Allergologe Mülleneisen. Etwa weil Patienten einen Hautausschlag manchmal vorschnell auf das Penicillin schieben, obwohl der durch den Infekt ausgelöst wurde. Die Antibiotika seien aber sehr wichtig, unter Umständen sogar lebensrettend.

Tipp: Eine vermutete Penicillin-Allergie beim Allergologen abklären lassen

Eine sehr seltene, aber lebensbedrohliche allergische Reaktion auf Medikamente ist der sogenannte anaphylaktische Schock. Die typischen Anzeichen treten in der Regel zeitnah nach der Einnahme auf: Das Herz rast, Atemnot, der Blutdruck fällt ab bis hin zum Kreislaufversagen. Das auslösende Medikament darf keinesfalls wieder eingenommen werden! Menschen, die schon einmal mit schweren allergischen Symptomen auf einen Auslöser reagiert haben, tragen oft ein lebensrettendes Notfall-Set bei sich. Ist das nicht greifbar, sollte sofort ein Notarzt gerufen werden.

Tipp: Bei solchen Symptomen sofort die Notrufnummer 112 wählen!