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Die einzelnen Spermien im Samenerguss wurden über die vergangenen Jahre weniger. Aber an ihrer Aktivität hat sich nichts geändert. Beides macht die Qualität für Spermien aus.

Ein Teelöffel voll

Die Menge eines durchschnittlichen Samenergusses füllt maximal einen Teelöffel. Ein halber ist auch völlig im Normbereich. Das kann von Tag zu Tag und Erguss zu Erguss variieren. Trotzdem stehen Männer manchmal mengenmäßig unter Druck. Denn nicht selten hört Urologin Chaya Swamy aus München von Männern, die ihre Spermaprobe abgeben: „Also, das ist heute aber deutlich weniger, als ich sonst gewohnt bin!“

Eine Sache des Timings

Damit das Sperma eine Eizelle befruchten kann, braucht es zwei Faktoren: Timing und Qualität. Nur rund um den Eisprung der Frau schaffen es die Spermien durch das sonst „spermaabweisende“ Milieu der Gebärmutter. Das sind etwa drei Tage im Zyklus einer Frau, in denen die Spermien Chance auf einen Treffer haben. Ein Paar, das sich ein Baby wünscht, sollte folglich alle zwei bis drei Tage Geschlechtsverkehr haben. Urologin Swamy erklärt: „Hat man öfter Sex, bleibt dem Mann zu wenig Zeit zur Regeneration und die Zahl der Samenzellen sinkt. Hat man seltener Sex, sinkt die Trefferchance, obwohl Spermien bis zu fünf Tage im Körper der Frau überleben können.“

Die Qualität

Hat ein Paar Probleme bei der Befruchtung, kann das an der Spermienqualität liegen. Keine Panik: Schlechte Qualität bedeutet nicht gleich Zeugungsunfähigkeit. Wichtig ist eine medizinische Abklärung, sprich die Laboruntersuchung einer Spermaprobe. Manche Faktoren lassen sich gut ausschalten: zu viel Wärme etwa. Spermien sind temperaturempfindlich. Der Hodensack liegt extra außerhalb des 37 Grad warmen Körpers, weil es die Spermien mindestens zwei Grad kälter mögen. Zu viel Wärme – etwa durch Autositzheizungen – kann den Spermien zusetzen.

Volltreffer!

Klar reicht ein einziges Spermium für die Befruchtung. Aber: Es braucht 20 Millionen Spermien pro Milliliter, um diese eine Trefferchance gut zu erzielen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind 15 Millionen Spermien das Mindestmaß für gesundes Sperma. Die Werte weichen nicht nur von Mann zu Mann, sondern auch von Ejakulation zu Ejakulation ab. Sie werden beeinflusst durch die Zahl der Samenergüsse, die Ernährung, Rauchen, Alkohol, Stress und vieles mehr.

Krankheitsüberträger

Über das Sperma können Geschlechtskrankheiten wie HIV oder Hepatitis B übertragen werden.

Anzahl: halbiert

In den Siebzigerjahren hatte der Durchschnittsmann noch etwa 100 Millionen Spermien pro Milliliter. Heute bringt er es auf die Hälfte, also 50 Millionen. Der Spermienreichtum hat
sich also innerhalb von 50 Jahren halbiert.
Ein weltweites Phänomen übrigens, wie eine Metastudie aus Israel belegte. Die konkreten Gründe dafür sind bislang unbekannt. For­scherinnen und Forscher gehen davon aus,
dass eine Kombination von Umweltfaktoren, Ernährung, Stress, Alkoholkonsum und
Rauchen für den Rückgang ­der Spermien­-
menge verantwortlich sind.

Je jünger,
je fruchtbarer

Männer sind länger fruchtbar als Frauen, aber endlos Kinder zeugen? Das klappt nur bedingt. Denn auch bei Männern sinkt die Fruchtbarkeit mit den Jahren. Im Alter zwischen 40 und 50 lässt die Samenproduktion nach, die Funktion der Spermien verschlechtert sich. Die Folge: Es kann drei Mal länger dauern, bis sich der Kinderwunsch erfüllt.

Mit Karacho

Alles startet in den Hoden. Hier werden die Samenzellen gebildet. Anschließend wandern sie in die Nebenhoden und entwickeln sich zu richtig flinken Flitzern. Ab dann sind die voll ausgebildeten Spermien auch alle Zeit bereit. Mit durchschnittlich 17 km/h werden sie aus dem erigierten Glied herausgeschleudert. Samenergüsse müssen aber nicht immer zwingend druckvoll sein.

Der erste Erguss

Etwa im Alter zwischen 11 und 15 Jahren haben Jungs ihren ersten Samenerguss. Ab dann sind sie zeugungsfähig. Von der Pubertät bis zum Tod produziert der männliche Körper unentwegt Sperma. Dass durch zu viele Samenergüsse irgendwann alles Sperma aufgebraucht ist? Ein Ammenmärchen!


Quellen:

  • WHO: WHO laboratory manual for the examination and processing of human semen, Sixth Edition. Online: https://iris.who.int/... (Abgerufen am 07.02.2024)
  • Levine H, Jorgensen N, Martino-Andrade A et al.: Temporal trends in sperm count: a systematic review and meta-regression analysis of samples collected globally in the 20th and 21st centuries. Online: https://academic.oup.com/... (Abgerufen am 07.02.2024)
  • Rahban R, Senn A, Nef S et al.: Association between self-reported mobile phone use and the semen quality of young men. Online: https://www.fertstert.org/... (Abgerufen am 07.02.2024)
  • pro familia Bundesverband: Pubertät, Samenerguss. Online: https://www.profamilia.de/... (Abgerufen am 07.02.2024)