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Jeder fünfte Mensch in Deutschland lebt allein, von den Über-65-Jährigen jede und jeder dritte. Da kann man schon mal grübeln, was eigentlich passiert, wenn man in der Dusche ausrutscht und sich ein Bein bricht. Hat man Diabetes, fallen einem gleich noch mehr riskante Situationen ein und es wird klar: Man benötigt ein Sicherheitsnetz.

Die Technik für einen arbeiten lassen

Wer alleine wohnt, ­sollte als Erstes mit seinem Arzt oder seiner Ärztin die Diabetes­behandlung abklopfen: ­Komme ich mit meinen ­Zuckermesssystemen, mit Pen und Pumpe gut zurecht? Falls Sie Sulfonylharnstoffe nehmen oder Insulin nutzen: Ist alles dafür getan, um ­unbemerkte Unterzuckerungen, auch nachts, zu vermeiden? „Mit moderner Technik findet sich für sehr viele ­persönliche ­Bedingungen eine gute Lösung“, erklärt Dr. Andrej Zeyfang, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, ­Altersmedizin und Diabetologie der ­Medius-Kliniken Ostfildern-Ruit und Nürtingen. „Beispielsweise lässt sich ein kontinuierlicher Glukosesensor so anpassen, dass rechtzeitig vor drohenden Unterzuckerungen gewarnt wird.“

Zuckerziele anpassen

Legen Sie bei dem Gespräch auch die Zuckerzielbereiche fest. „Unter Umständen ist es für Sie persönlich wichtiger, etwas höhere Werte zu tolerieren, als in ständiger Sorge zu sein, wegen einer Unterzuckerung schwindlig zu werden und zu stürzen“, sagt Experte Zeyfang. Auch auf Zuckerentgleisungen bei einem schweren Infekt sollte man vorbereitet sein: die nötigen Maßnahmen besprechen und Ketose-Teststreifen bereithalten.

SOS-Vorkehrungen treffen

Halten Sie Medikamente und schnell wirksamen Zucker in einem Täschchen griffbereit. Verwahren Sie darin einen Zettel mit den Nummern Ihrer medizinischen und privaten Notfallkontakte. Notieren Sie ebenso, wo weitere notwendige Arzneimittel zu finden sind, etwa im Kühlschrank. Tragen Sie die wichtigsten Informationen über sich und Ihren Diabetes immer bei sich, wenn Sie unterwegs sind. Bestimmen Sie zudem mindestens eine Person, die Sie regelmäßig anruft und die genau weiß, was sie tun muss, falls Sie zur verabredeten Zeit nicht ans Telefon gehen.

Sich selbst umsorgen

„Beschränken Sie sich nicht mehr, als Sie müssen“, ermutigt Zeyfang. Wie man das lernt? Die Diabetes-Fachpsychologin Eva Küstner aus Gau-Bischofsheim rät: ­„Stärken Sie Ihre Gewissheit, sich selbst helfen zu können, wenn es mal schwierig wird. Probieren Sie vorsorglich neue Dinge aus.“ Etwa den Zucker mit Teststreifen zu messen, obwohl Sie vielleicht einen Glukosesensor tragen. Oder eine neue Sportart ­entdecken. „Für Alleinlebende ist Selbstfürsorge zentral wichtig“, sagt Psychologin Küstner. „Es stupst Sie niemand anders an, sich um sich zu kümmern. Darum müssen Sie selbst sich jeden Tag klarmachen, dass Sie es wert sind, etwas Gutes zu erleben.“

Austausch pflegen

Sie fühlen sich einsam? Oder es überkommt Sie eine Welle von Unsicherheit? „Tauschen Sie sich mit Menschen aus, die bereits Erfahrungen mit dem Alleinleben haben“, rät die Psychologin. Beispielsweise in einer Selbsthilfegruppe, oder vereinbaren Sie einen Einzeltermin mit Arzt oder Ärztin oder in der Diabetessprechstunde. „Schon ein einziges Gespräch kann einen mitunter entlasten und helfen, wieder positiver an den Alltag heranzugehen“, sagt Küstner.

Die Nacht absichern

Ein weiterer Ansatzpunkt für Menschen mit Diabetes, die einen Einpersonenhaushalt führen: „Kümmern Sie sich um Ihre ­Nächte“, betont ­Diabetologe Zeyfang. Diabetes kann aus ­unterschiedlichen Gründen die Qualität des Schlafs stören. Unter anderem steigt das Unfallrisiko, und im schlimmsten Fall sind Betroffene dann nicht in der Lage, Hilfe anzufordern. Technische Unterstützung kann hier eine enorme Absicherung bringen — vom Hausnotruf bis zum Nachtlicht, das automatisch ­angeht, sobald man ein Bein aus dem Bett schwingt, weil man nachts zur ­Toilette muss. „Viele dieser Geräte sind in den vergangenen Jahren deutlich bedienungsfreundlicher ­geworden“, sagt Andrej Zeyfang. Ausreichend Schlaf ist wichtig, um Unruhe, Beschwerden durch eine Neuropathie, Niedergeschlagenheit oder Angst entgegenzuwirken. All das empfindet man leicht doppelt schlimm, wenn man nachts alleine ist. Der Hausarzt oder die ­Diabetologin sind hier die ersten ­Ansprechpartner.

Selbstsicherheit trainieren

Allein zu wohnen ist ­anders herausfordernd, als mit einer Familie oder in ­einer Wohngemeinschaft zu leben. Wer das nicht gewohnt ist, braucht eine Weile, um ein sicheres Grundgefühl zu bekommen, gerade mit Diabetes. „Diese Selbstsicherheit sollte man ­trainieren“, fasst Eva Küstner zusammen. „Sie wächst mit den Erfahrungen, wenn man etwas Neues wagt.“


Quellen:

  • DiabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe: Checkliste: 7 Tipps, wie Sie sicher alleine mit Diabetes leben. https://www.diabetesde.org/... (Abgerufen am 09.02.2024)
  • Destatis - Statistisches Bundesamt: Alleinlebende: Deutschland über EU-Durchschnitt. https://www.destatis.de/... (Abgerufen am 09.02.2024)