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Magendrücken oder Übelkeit, nach einer üppigen Mahlzeit kommt das vor. Treten solche Beschwerden aber immer wieder und in kurzen Abständen auf, kann das unter anderem auf eine diabetische Gastroparese (Magenlähmung) hinweisen. Dabei haben lange Zeit erhöhte Blutzuckerspiegel die Nerven geschädigt, welche die Magenbewegung steuern. „Der Magen transportiert seinen Inhalt dann langsamer in den Darm weiter, mitunter auch schneller oder mal langsam, mal schnell“, sagt Prof. Dr. Juris Meier, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Diabetologie der Augusta Kliniken Bochum.

Eine Gastroparese gehört zu den selteneren Diabetesfolgen und tritt bei Typ 1 häufiger auf als bei Typ 2. Mögliche Symptome sind Völlegefühl, Bauchschmerzen und Erbrechen. Oft haben Betroffene gar keine Beschwerden, sondern nur starke Zuckerschwankungen, etwa Unterzuckerungen nach dem Essen trotz passender Insulindosis. Weil die Nahrung und damit der Zucker langsamer ins Blut gelangt, wirkt Insulin schon vorher. Später, wenn sich der Magen entleert, steigt der Blutzucker. Tabletten wirken verzögert, da sie länger im Magen bleiben.

Bei Verdacht auf Gastroparese sollte man in die Hausarztpraxis, die bei Bedarf in eine Praxis für Gastroenterologie überweist. Ein Ultraschall nach einem Testessen zeigt, ob die Magentätigkeit beeinträchtigt ist. Per Magenspiegelung lassen sich andere Ursachen ausschließen, etwa ein Geschwür. „Auch die Medikation sollte geprüft werden“, sagt Meier. Manche Mittel verzögern die Magenentleerung — besonders Opioide, die gegen starke Schmerzen verordnet werden, aber auch die zuckersenkenden GLP-1-Analoga (Glutide).

Individuelle Behandlungsstrategie

Eine Ernährungsanpassung kann die Beschwerden ebenfalls lindern. Tipps gibt es bei einer Ernährungsberatung. An den Kosten beteiligt sich die Kasse nach ärztlicher Verordnung. Eine Insulinpumpe erleichtert die bedarfsgerechte Insulingabe. Medikamente, die die
Magenentleerung beschleunigen, sind zur Therapie dagegen nicht zugelassen. Ob eine Ärztin oder ein Arzt sie trotzdem verordnen kann, muss im Einzelfall geklärt werden. Zur langfristigen Einnahme eignet sich der Wirkstoff Prucaloprid, manchmal sind weitere Maßnahmen nötig. „Etwa die Injektion von Botox in den Magenausgangsmuskel bei einer Spiegelung. Dadurch entspannt dieser, was die Magenentleerung verbessern kann“, so Meier. Lässt die Wirkung nach, muss die Behandlung wiederholt werden.


Quellen:

  • Ziegler D et al.: Diabetische Neuropathie, DDG Praxisempfehlung.. In: Diabetol Stoffwechs 2023: 30.10.2023, https://doi.org/...
  • Bravo F et al.: Wenn der Magen „nicht mehr richtig schafft“, Mögliche Ursachen, sinnvolle Diagnostik und was helfen kann bei Gastroparese.. In: Schweizer Gastroenterologie: 19.07.2023, https://doi.org/...