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Bei Diabetes ist Alkohol tabu.

stimmt nicht ganz

Bei Alkohol gilt generell: Weniger ist immer besser! Eine gesundheitlich unbedenkliche Menge gibt es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht. Bei guter Stoffwechseleinstellung und wenn keine weiteren Erkrankungen vorliegen, dürfen aber auch Menschen mit Diabetes sehr moderat Alkohol trinken. Vorsicht bei Bluthochdruck, Nervenschäden, Fettstoffwechselstörungen oder einer Fett-
leber: Alkohol fördert diese Probleme!

Alkohol macht dick.

stimmt

Alkohol besteht aus Kalorien in flüssiger Form. Ein Gramm Alkohol enthält 7 Kilokalorien (kcal), fast so viel wie ein Gramm Fett (9 kcal) und mehr als Kohlenhydrate (4 kcal). 0,5 Liter Bier liefern zum Beispiel 200 Kalorien. „Wer abnehmen möchte, sollte unbedingt auf Alkohol
verzichten“, rät Tombek.

Alkohol kann Diabetes auslösen.

stimmt nicht

Zumindest ist Alkohol ein Risikofaktor. Übermäßig viel Alkohol schädigt die Bauchspeicheldrüse und entzündet sie. Das wiederum kann die Entstehung von Diabetes begünstigen. Die Kalorien des Alkohols fördern zudem Übergewicht — ein Hauptrisikofaktor für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes.

Alkohol kann zu Unterzuckerung führen.

stimmt

Und zwar zeitlich verzögert.

Zunächst lassen alkoholische Getränke den Blutzuckerspiegel steigen. Besonders, wenn süße Mixgetränke und Cocktails im Spiel sind. Zeitlich verzögert kann der Blutzucker aber schnell sinken. Für Menschen mit Typ-1-Diabetes bedeutet das ein erhöhtes Risiko für gefährliche Unterzuckerung (Hypoglykämie). Denn wenn die Leber damit beschäftigt ist, den Alkohol abzubauen, kann sie nicht mehr genug Zucker herstellen und ins Blut abgeben. Bei einer Therapie mit Insulin — oder Sulfonylharnstoffen bei Typ-2-Diabetes —ist eine Unterzuckerung auch noch etliche Stunden nach dem Alkoholkonsum möglich. „Die Nachwirkung des Alkohols kann dabei je nach Menge bis zu 15 Stunden andauern“, sagt Dr. Astrid Tombek, Ökotrophologin aus Bad Mergentheim. Deswegen in der Arztpraxis fragen, wie die Insulindosis angepasst werden soll. Vor dem Schlafen unbedingt messen und sicherheitshalber einen Wecker stellen, um nachts noch mal zu messen. Niemals mit zu niedrigen Werten ins Bett gehen!

Kohlenhydrate aus alkoholischen Getränken muss ich nicht berechnen.

stimmt nur unter bestimmten Voraussetzungen

Grundsätzlich gilt: Mit Ärztin oder Arzt abklären, ob und wie die Insulindosis an die im Alkohol enthaltenen Kohlenhydrate angepasst werden soll. „Bei einem kleinen Glas Bier oder Wein zum Essen müssen sie eventuell nicht berechnet werden“, sagt Diabetesberater Helmut Nussbaumer aus Burghausen. Grund ist die spätere Absenkung des Blutzuckers durch den Alkohol. „Bei Diabetes Typ 2 sollte man aber die Kalorien aus dem Alkohol im Blick behalten.“

Süße Cocktails sindproblematisch.

stimmt

„Ich rate ab“, sagt Nussbaumer. Oft mit purem braunen Zucker, Cola oder Fruchtsäften gemischt, lösen sie unmittelbar nach dem Trinken massive Zuckerspitzen aus. Später setzt der blutzuckersenkende Effekt des Alkohols ein. „Der Blutzucker fährt Achterbahn. Das kann gefährlich werden.“

Zu Alkohol sollte man etwas essen.

stimmt meistens

„Alkohol sollte, wenn überhaupt, nur zum Essen getrunken werden“, rät Astrid Tombek. Allerdings muss es kein opulentes Mahl sein. Kommt körperliche Aktivität dazu, etwa Tanzen auf einer Hochzeit oder Skifahren, dürfen es ein paar Kohlenhydrate mehr sein. Bei Typ-2-Diabetes gilt wieder: auch auf die Kalorien achten! Bier und Pommes sind zum Beispiel keine gute Kombination, weil sie dick macht.

Wein ist besser als Bier.

stimmt nur bedingt

Jedes alkoholische Getränk erhöht den Blutzuckerspiegel unterschiedlich stark. 0,5 Liter helles Bier enthalten zum Beispiel 20 Gramm Alkohol und 16 g Kohlenhydrate. Ein großes Glas Weißwein kommt auf 25 g Alkohol und kaum Kohlenhydrate. Es kommt auch darauf an, ob der Wein trocken ist. Bei Bier gibt es leichte Varianten, die den Blutzucker weniger stark steigen lassen.

Lieber einen Aperitif als den Schnaps danach.

stimmt nur bedingt

„Ein Schnaps danach bringt gar nichts“, sagt Diabetesberater Nussbaumer. Er helfe der Verdauung nicht. „Ganz im Gegenteil: Die Leber muss nicht nur das Fett aus dem Essen abbauen, sondern auch noch den Alkohol.“ Außerdem hat ein Schnaps um die 80 Kilokalorien. Ein Aperitif vor dem Essen ist also besser? Oft fällt die Wahl auf Mixgetränke aus Prosecco und Fruchtsirup oder andere süße Alkoholika. „Diese sorgen für Blutzuckerspitzen und sind für Menschen mit Diabetes nicht geeignet“, so Nussbaumer.

Ich bin jung. Alkohol baue ich schnell ab.

stimmt nicht

Der Alkoholabbau durch die Leber ist erst im Erwachsenenalter komplett ausgereift. Die Abbaurate in der Leber ist bei Jugendlichen deutlich verlangsamt. „Deshalb sollten junge Menschen mit Typ-1-Diabetes besonders vorsichtig mit Alkohol sein“, sagt Nussbaumer.


Quellen:

  • Deutsche Diabetes Hilfe : Alkohol. online: https://www.diabetesde.org/... (Abgerufen am 16.01.2024)
  • Gerlinde Bergmann: Tabelle 10: Alkohol-, Kohlenhydrat- und Energiegehalt1) in alkoholhaltigen Getränk. Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, online: https://www.vis.bayern.de/... (Abgerufen am 16.01.2024)
  • PD Dr. Martin Füchtenbusch: Alkohol – ein Diabetes-Risiko? . Diabetesinformationsportal: https://www.diabinfo.de/... (Abgerufen am 16.01.2024)
  • GBD 2016 Alcohol Collaborators : Alcohol use and burden for 195 countries and territories, 1990–2016: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2016. In: The Lancet: 22.09.2018, https://doi.org/...
  • Diabetiker Niedersachsen: Kleine Bierkunde für Menschen mit Diabetes, Lieber untergärig und hell. online: https://www.diabetiker-nds.de/... (Abgerufen am 16.01.2024)