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„Ich hatte durch den Diabetes lange eine Sonderrolle. Das war mir unangenehm.“

Mathias Fritsch, 65, aus Friedberg in Hessen, Typ-1 Diabetes seit 1963

Mir war es so unangenehm, dass meine Lehrerin mich „Gastschüler“ nannte, weil ich wegen meines Diabetes öfter ins Krankenhaus musste und demzufolge wochenlang gefehlt habe. Als die Pubertät begann, hatte ich nur noch wenige Freunde: Mit dem Mofa rumfahren, feiern – das war mir damals mit meinem Diabetes nicht möglich. Gut ging es mir damit nicht. Ich wollte normal sein. In der Ausbildung traute man mir nicht zu, den Job zu meistern. Dieses Gefühl taucht bis heute auf. Dazu kommt, dass meine Tochter ebenfalls an Diabetes erkrankte. Ihr Ratschläge zu geben im Umgang mit sich und ihrem Diabetes, ist mir nicht immer leichtgefallen. Aber: Es ist in Ordnung, sprachlos zu sein. Diabetes ist, wie er ist. Das anzuerkennen ist ein erster Schritt.

„Aus Angst vor ­Zurechtweisung ging ich nicht zum Arzt“

Gisela Teller, 78, aus Gehrden, Typ-2-Diabetes seit 1995

Bei uns in der Familie hatten alle Diabetes. Ich fürchtete mich also schon früh davor, ihn auch zu bekommen. Als es dann so war, wollte ich es nicht wahrhaben. Deshalb legte ich keinen Wert auf meine Blutzuckereinstellung und ging auch nicht ­regelmäßig zur Kontrolle. Weil ich nicht zurechtgewiesen werden wollte, sprach ich auch mit niemandem darüber. Viel zu spät habe ich mich mit der Diagnose auseinandergesetzt: Meine Werte waren schlecht und ich befürchtete, wie meine Mutter einen Nierenschaden zu bekommen. Ich habe auch kein Gefühl mehr in den Füßen. Die Krankheit anzunehmen hat mir geholfen. Meine Selbsthilfegruppe ist toll, der Austausch tut mir gut. Wenn heute jemand sagt, dass ich mir dieses oder jenes nicht erlauben darf, hilft es mir, mich zu erinnern, dass man in Maßen alles darf und kann.