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Können Menschen mit Diabetes Organe spenden?

Jeder Mensch kann seine Organe spenden, sofern eine Zustimmung vorliegt. Eine Diabeteserkrankung ist kein Ausschlusskriterium. „In den vergangenen Jahren lag bei zehn bis zwölf Prozent der Menschen, die nach ihrem Tod Organe gespendet haben, ein Diabetes vor“, sagt Privatdozentin Dr. Christina Schleicher von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Ein langjähriger Diabetes könne allerdings einzelne Organe schädigen, sodass sie für eine Transplantation ausgeschlossen seien.

Welche Organe können gespendet werden?

„Die häufigsten Spenderorgane, auch von Menschen mit Diabetes, sind die Nieren, gefolgt von Leber, Lunge, Herz“, sagt Dr. Katharina Heller vom Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg. Beim Typ-1 Diabetes sei aber die Bauchspeicheldrüse mit den zerstörten insulinproduzierenden Zellen kein geeignetes Spenderorgan mehr. Auch von der Dünndarmspende seien Menschen mit Diabetes wegen strenger Vorgaben ausgeschlossen.

Wann ist überhaupt eine Organspende möglich und wie läuft diese ab?

Eine Organspende ist möglich, wenn die Person auf einer Intensivstation im Krankenhaus stirbt. Zwei Fachärztinnen oder -ärzte müssen unabhängig voneinander den Hirntod feststellen. „Erst mit dieser Bestätigung des Todes und vorliegender Zustimmung wird der potenzielle Spender medizinisch weiter beurteilt“, erklärt Heller. Zuständig dafür sind Mitarbeitende der DSO. „Mit der sorgfältigen Analyse der Daten des Verstorbenen werden Erkrankungen und Infektionen erkannt, die die Empfänger gefährden könnten“, sagt Schleicher. Ein Computerprogramm gleicht die Daten mit den Wartelisten ab und ermittelt passende Empfängerinnen und Empfänger.

Können Menschen mit Diabetes auch Lebendspender werden?

Nein. In Deutschland sind nur Niere und Leber zur Lebendspende zugelassen. „Die medizinischen Voraussetzungen dafür sind sehr streng. Die Lebendspende ist kein Heileingriff und darf nicht zu einer Verschlechterung der Lebensqualität oder -prognose des Spenders führen“, erklärt Heller. Menschen mit Diabetes tragen ein erhöhtes Risiko für ein Nierenversagen, von daher ist der Diabetes ein Ausschlussgrund für eine Lebendspende.

Was bringt der Organspendeausweis und was hält man darin fest?

„Eine Entscheidung zu Lebzeiten, ob für oder gegen eine Organspende, entlastet die Angehörigen“, sagt Schleicher. Man kann diese im Organspendeausweis oder in der Patientenverfügung festhalten. Eine einmal gefällte Entscheidung kann jederzeit geändert werden. Schleicher rät: „Wer seine Zustimmung zur Organspende auf dem Ausweis vermerkt, kann unter den Anmerkungen eine mögliche Erkrankung mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes notieren.“


Quellen:

  • Deutsche Stiftung Organtransplantation: Statistiken zur Organtransplantation. https://dso.de/... (Abgerufen am 02.11.2022)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Wichtige Voraussetzungen für eine Organspende sind Zustimmung zur Spende und Todesfeststellung . Organspende – Die Entscheidung zählt: https://dso.de/... (Abgerufen am 02.11.2022)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Wissen, Einstellung und Verhalten zur Organ- und Gewebespende . Organspende – Die Entscheidung zähl: https://www.organspende-info.de/... (Abgerufen am 02.11.2022)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Der Ablauf einer Lebendorganspende . Organspende – Die Entscheidung zählt: https://www.organspende-info.de/... (Abgerufen am 02.11.2022)
  • Deutsche Stiftung Organtransplantation: Aufnahme auf die Warteliste und Vermittlung von Organen. https://www.dso.de/... (Abgerufen am 02.11.2022)
  • Deutsche Stiftung Organtransplantation: Ablauf einer postmortalen Organspende. https://dso.de/... (Abgerufen am 02.11.2022)
  • Interview mit Dr. Katharina Heller, Oberärztin und Leiterin der Geschäftsstelle des Transplantationszentrums Erlangen-Nürnberg

  • Interview mit Dr. Christina Schleicher, geschäftsführende Ärztin der Deutschen Stiftung Organtransplantation, Region Baden-Württemberg