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Gute Zuckerwerte, bitte

Menschen mit Diabetes fangen sich häufiger als andere Infektionen ein. Diabetes kann das Immunsystem schwächen: Hohe Zuckerspiegel im Blut machen Haut und Schleimhäute trockener. Krankheitserreger gelangen leichter in den Körper. Zugleich behindern hohe Blutzuckerwerte die Arbeit spezieller Immunzellen, der Fresszellen, die Eindringlinge sofort niederringen. Nicht zuletzt begünstigt zu viel Zucker Entzündungen, die das Immunsystem beschäftigen. Erwischt einen dann ein Keim, kann die Abwehr kaum noch schnell genug weiter hochfahren. Ein gut eingestellter Diabetes hilft darum, Infektionen zu verhindern. Steckt man sich doch mal an, verläuft die Krankheit meist milder.

Futter fürs Immunsystem

Der Körper produziert ständig Immunzellen. Wer ausgewogen isst, nimmt alles auf, was dafür nötig ist. Es gilt: Was bei Diabetes gut ist, nützt auch der Abwehr. Zucker und stark verarbeitete Kohlenhydrate wie Weißmehl nur sparsam essen. Lieber viel Gemüse, nicht zu süßes Obst, Vollkorn und Fette aus gesunden pflanzlichen Ölen. Für eine gute Eiweißversorgung ausreichend, aber nicht zu viel Fleisch. Lediglich für Vitamin D benötigt der Körper Sonnenlicht. Klären Sie im Zweifel beim Arzt, ob ein Mangel an einem wichtigen Stoff bestehen könnte. Falls ja, ist es eventuell sinnvoll, ein Präparat aus der Apotheke zu nehmen.

Abnehmen für die Abwehr

Starkes Übergewicht belastet das Immunsystem, denn Fettzellen schütten Entzündungsstoffe aus. Besonders wenn die Polster, wie bei vielen Menschen mit Typ-2-Dia­betes, überwiegend innen im Bauchraum sitzen, fördert zu hohes Gewicht eine Insulinresistenz. Körperzellen können dann Zucker schlechter aufnehmen. Das verschlechtert die Blutzuckerwerte. In letzter Zeit haben mehrere Studien belegt, dass Abnehmen das Immunsystem wieder stärken kann – vor allem wenn die Muskelmasse erhalten bleibt und nur das Fett schmilzt.

Fest schlafen

Im Tiefschlaf kann sich die Abwehr entfalten: Im Blut sinkt die Konzentration immundämpfender Hormone wie Adrenalin oder Kortisol. Zugleich entstehen mehr Antikörper. Menschen mit Diabetes haben häufiger Schlafstörungen ebenso wie Schlafapnoe: nächtliche Atemaussetzer, oft erkennbar an lautem Schnarchen und starker Tagesmüdigkeit. Schlafprobleme sollten immer behandelt werden.

Her mit dem Piks!

Wer Diabetes hat, sollte sich in Absprache mit der Ärztin mit Impfungen gegen einige Infektionskrankheiten absichern. Ziel: schwere Verläufe möglichst verhindern. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt den Piks gegen Pneumokokken und jährlich gegen Grippe. Die Corona-Impfungen oder -Auffrischimpfungen sind besonders wichtig, wenn der Langzeitblutzucker HbA1c nicht optimal ist. Menschen mit Diabetes ab 50 Jahren sollten sich zudem gegen Gürtelrose impfen lassen.

In Bewegung kommen

Regelmäßige Muskelarbeit kurbelt das Immunsystem an, weil die Abwehrzellen über die Lymphe besser verteilt werden. Die Gesundheitsorganisation WHO empfiehlt pro Woche mindestens 150 Minuten Ausdauertraining, dazu ein- bis zweimal Krafttraining. Das steigert nach einigen Wochen die generelle Abwehrbereitschaft. Bei Temperaturen unter null schweißtreibendes Training lieber nach drinnen verlagern — der Atemwege zuliebe. Vorsicht bei Infekten: lieber erst auskurieren und derweil pausieren.

Fachliche Beratung: Professor Dr. Lothar Rink, Leiter des Instituts für Immunologie der Uniklinik RWTH Aachen


Quellen:

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung: Adipositas: Geschwächtes Immunsystem stärken. https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/... (Abgerufen am 22.09.2022)
  • Al-Sharif FM, Abd El-Kader SM, Neamatallah ZA et al.: Weight reduction improves immune system and inflammatory cytokines in obese asthmatic patients. In: African Health Sciences: 01.06.2020, https://doi.org/...
  • Phillips CL, Grayson BE: The immune remodel: Weight loss-mediated inflammatory changes to obesity. In: Experimental Biology and Medicine: 01.01.2020, https://doi.org/...