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Die Regale: vollgestopft. Die Spielsachen: in der ganzen Wohnung verteilt. Der Flur: ein einziger Kistenabstellplatz. Für viele Familien ist das der Alltag. Der Traum von der größeren Wohnung bleibt genau das, weil nichts Bezahlbares zu finden ist. Andere wiederum entscheiden sich bewusst für das Leben auf wenig Fläche.

Mit ein paar cleveren Ideen lässt sich das Zusammenleben auf kleiner Fläche auch gut organisieren, ist die Berliner Innenarchitek-
tin Elisabeth Müller überzeugt. Sie hat für ­eine fünfköpfige Familie einen Altbau umgestaltet und ist mit ihrem Projekt für den Deutschen Innenarchitektur-Preis nominiert. „Richtig eingerichtet, bietet eine Wohnung häufig erheblich mehr Wohnqualität, als die Familie ursprünglich für möglich gehalten hat“, sagt Müller. Zwar sind die Veränderungen häufig mit Ausgaben verbunden, doch: „Erfahrungsgemäß rechnet sich eine solche Investition selbst bei einer Mietwohnung, wenn man die Kosten berücksichtigt, die sonst für Umzug und eine höhere Miete anfallen würden.“ Sie haben auch eine kleine Wohnung? So holen Sie mehr Platz raus:

Weniger ist mehr

„Gegenstände, die man nie benutzt, nehmen sehr viel Platz weg“, sagt die Regensburger Architekturpsychologin Annette Peters. Der Start in ein neues Wohngefühl beginnt also mit dem Ausmisten: Dinge, die man wirklich verwendet, und wertvolle Erinnerungsstücke dürfen bleiben. Alles andere wird entweder im Keller eingelagert, verschenkt oder weggeworfen. Das gilt auch im Kinderzimmer. „Kleine Kinder sind durch ein Überangebot an Spielzeug häufig total überfordert“, sagt Peters. Deshalb: regelmäßig aussortieren, was die Kinder nicht mehr oder noch nicht nutzen.

Wohnbedürfnisse klären

Ist ein Zimmer fürs Homeoffice unverzichtbar oder reicht auch eine Arbeitsecke? Geht ein Elternteil oft früher schlafen als der an­dere? Braucht man zusätzliche Schlafmöglichkeiten für Übernachtungsgäste? „Die Familie sollte genau überlegen, welche Wohnbedürfnisse sie im Alltag tatsächlich hat“, rät Psychologin Peters. Viele Mütter und Väter glauben, dass jedes Kind von Anfang an ein eigenes Zimmer braucht, und verzichten deshalb auf ein Eltern­schlafzimmer. Das belastet häufig die Beziehung und ist nicht unbedingt nötig. „In den ­ersten zehn Lebensjahren ist ein gemeinsames Kinderzimmer völlig unproblematisch“, so Peters. Die Größe des Zimmers spielt dabei kaum eine Rolle. Wichtiger ist, dass jedes Geschwisterkind einen klar erkennbaren Rückzugsort nur für sich hat.

Modulare Möbel passen sich an

Bei den meisten Familien hat sich das Mobiliar im Laufe der Zeit angesammelt – Holz hier, Glasflächen da, lackierte Oberflächen dort. Aber: „Kleine Wohnungen wirken wesentlich großzügiger, wenn die Möblierung einheitlich und optisch zurückhaltend ist“, sagt Elisabeth Müller. Deshalb sollte alles weitgehend aus ­einem Guss sein. „Familien sollten ein modulares System wählen, das man lange nachkaufen kann“, rät die Innenarchitektin. Dann kann man jederzeit ergänzen oder umbauen, wenn sich die Wohnbedürfnisse ändern. Vor diesem neutralen Hintergrund kommen besondere Einzelstücke wie Omas alter Sekretär oder der heiß geliebte Bauhaus-Sessel zudem endlich so richtig zur Geltung.

Ein Raum, mehrere Funktionen

In einer kleinen Wohnung müssen die meisten Räume nacheinander mehrere Funktionen erfüllen: Am Esstisch wird vormittags gearbeitet, mittags gegessen und nachmittags gebastelt. Das Wohnzimmer ist tagsüber Spiel-, abends aber Elternzimmer. Das kann nur funktionieren, wenn zwischendurch immer wieder auf­geräumt wird. Genau das ist in vielen Familien ein Problem. „Eltern wollen die Entfaltung ihrer Kinder nicht behindern und fordern deshalb oft keine Ordnung ein“, so die Erfahrung von Architekturpsychologin Peters. Die Erwachsenen akzeptieren es oft zähneknirschend, dass in jeder Ecke Spielzeug herumliegt. Doch das kann auf Dauer dem Familienleben schaden. „Durch die permanente Unordnung kommt man nicht mehr richtig zur Ruhe“, so die Fachfrau. Ordnung bedeutet nicht, dass die Wohnung zu jeder Zeit aussieht wie geleckt. Kinder können aber von Anfang an lernen, nach jeder Aktivität aufzuräumen, bevor sie etwas Neues beginnen. „Dies ist auch im Interesse des Kindes, damit es wieder genügend Platz für das neue Spiel hat“, sagt die Psycho­login.

Alles braucht seinen Platz

Das Laptop liegt mal hier, mal dort, das Bügelbrett lehnt an der Wand und auf dem Couchtisch thront ein riesiges Puppenhaus: „Viel Unordnung entsteht dadurch, dass die Dinge keinen festen Platz haben“, so die Erfahrung von Innenarchitektin Müller. Grund dafür ist meist zu wenig Stauraum. Viele kleine Schränke benötigen vergleichsweise viel Stellfläche. Besser ist deshalb mindestens ein möglichst groß bemessener, deckenhoher Einbauschrank, der sich idealerweise über eine ganze Wand eines Zimmers zieht.

Sieben Tipps zum Platz sparen:

1. Wände nutzen

Mit Hängeschränken bleibt mehr Fläche
auf dem Boden frei. Das lässt Räume großzügiger erscheinen. Direkt unter der Decke werden Schränke bei­nahe unsichtbar, wenn sie farblich auf die Wand abgestimmt sind. Wichtig: Das funktioniert nur, wenn die Schränke oberhalb der Türhöhe hängen können.

2. Clever ­einsetzen

Per Knopfdruck wird der höhen­verstellbare Couchtisch zum ­Essplatz für die ganze Familie, der Schrank wird zum Schreibtisch und das Bett zum Sofa: Mit Multifunktionsmöbeln bleibt man flexibel. Sie sind zwar oft teurer, doch lohnt sich die Inves­tition in vielen Fällen.

3. Farblich strukturieren

Zwei Geschwister, ein Raum – wer das Zimmer mit Farbe in zwei Bereiche teilt, schafft einen klar definierten ­Rückzugsort für jedes Kind.

4. Zwei Ebenen schaffen

Frei stehende Hochbetten kosten viel Stellfläche. Raumsparender ist es, das Bett als Hochebene über die gesamte Zimmerbreite einzubauen, idealer­weise quer über der Tür. Alternativ sorgt auch ein Podest für mehr Fläche: Unten ­entsteht Stauraum für Schubladen
oder Kartons, oben ein separater
Spiel­bereich für die Kinder.

5. Raumwunder Flur

Im Flur entsteht Stauraum, ohne viel Platz zu verschenken, etwa über raumhohe ­Schränke mit Schiebetüren (gibt es auch mit 40 Zentimetern Tiefe). Es sollte aber eine Breite von mindestens 90 Zentimetern zum Laufen frei bleiben. In sehr schmalen Fluren können Jacken, Schuhe und Co. an einer Garderobe hinter schlichten Vorhängen verschwinden.

6. Wände einziehen

Auch in Mietwohnungen kann man den Grundriss
verändern – durch ­Trockenbauwände. Die lassen sich beim Auszug oft problemlos zurückbauen.

7. Unter die Decke gehen

Wäscheständer stehen grundsätzlich im Weg, gerade in ­kleinen Wohnungen. Die ­Lösung: ein Deckentrockner, der die Kleidung per Seilzug nach oben verschwinden lässt. Dort trocknet die Wäsche sogar meist schneller als unten.


Quellen:

  • Interview mit Elisabeth Müller, Innenarchitektin aus Berlin.

  • Interview mit Annette Peters, Architekturpsychologin aus Regensburg.