Etappen planen
Mit dem Elektroauto in die Toskana oder bis nach Skandinavien, geht das? „Wenn man richtig plant, dann sind auch lange Strecken kein Problem“, sagt Ralf Bayerlein, Experte für Elektromobilität beim Verkehrsclub Deutschland (VCD) aus Mülheim an der Ruhr. Vor längeren Fahrten sollte man das Auto nicht nur auf die empfohlenen 80 Prozent, sondern auf 100 Prozent aufladen. „Das schadet dem Akku nicht, da er umgehend wieder entladen wird“, so der Experte. Das klassische Tankverhalten – Tank weitestgehend leer fahren, dann volltanken – führt bei den meisten E-Modellen derzeit noch zu langen Ladezeiten. Das ist ideal für alle, die unterwegs sowieso längere Pausen oder eine Übernachtung einlegen möchten. Dabei sollte man aber auch Wartezeiten einplanen, falls die vorgesehenen Ladesäulen gerade besetzt sind.
Während das Auto lädt, kann die Familie etwas unternehmen, etwa auf dem Spielplatz toben oder ein nettes Städtchen besichtigen. Wer es jedoch gewohnt ist, möglichst schnell die gesamte Strecke weitgehend durchzufahren, muss umdenken. Anhaltend hohes Tempo sowie ständiger Tempowechsel belasten den Akku. Kurze Toilettenpause? Ralf Bayerlein rät: „Auch wenn die Fahrtunterbrechung nur wenige Minuten dauert, das Auto in dieser Zeit zumindest teilweise laden.“
Ideal dafür sind Schnellladesäulen, die es inzwischen an fast allen Autobahnraststätten gibt. Insgesamt muss man aber mehr Pausen einplanen als beim Verbrenner. Deshalb unbedingt genügend Spielzeug für die Kleinen einpacken. „Durch die regelmäßigen Pausen sind Fahrten mit dem E-Auto für Eltern und Kinder viel entspannter“, meint Bayerlein aus eigener Erfahrung. Abgesehen davon erhöhen Pausen auch die Sicherheit.
Tipp: Vor einem Urlaub ein Testwochenende absolvieren und ein weiter entferntes Ziel ansteuern. So lernt man das Handling des Elektroautos besser kennen, wenn man sonst daheim viel Kurzstrecke fährt und den Akku nur an gewohnten Ladesäulen anschließt.
Gut navigieren
Der Bordcomputer des Wagens zeigt in der Regel die Ladestationen in der Umgebung an, zusätzlich gibt es Apps für das Smartphone. Manche Apps bieten integrierte Routenplaner, um die Ladestopps gleich mit zu planen. Allerdings ist die Qualität dieser Apps sehr unterschiedlich, und nicht alle zeigen dieselben Ladepunkte an, hat Stiftung Warentest in einem aktuellen Test ermittelt. Experten empfehlen deshalb, sicherheitshalber mehrere Apps zu nutzen – und vorab zu testen.
Die Lade-Infrastruktur ist inzwischen in vielen europäischen Ländern gut ausgebaut. Speziell Skandinavien, Benelux, Österreich und die Schweiz haben dichte Ladenetze. Ein Verzeichnis von Ladepunkten in Europa gibt’s unter
a-u.de/aib52g oder unter a-u.de/umbtnq, Ladepunkte nur in Deutschland unter a-u.de/u5s7rr. Mit Infos zu vorhandenen Steckdosentypen und ob Normalladen mit Wechselstrom (AC) oder Schnellladen mit Gleichstrom (DC) möglich ist.
Besichtigen und aufladen
Wer elektrisch unterwegs ist, hat manchmal Vor-
teile: Solange das Fahrzeug lädt, ist der Parkplatz vielerorts umsonst. Man kann in aller Ruhe bummeln oder ein Eis essen gehen. Doch Vorsicht: immer die maximalen Stehzeiten beachten. Sind die überschritten, wird manchmal eine „Blockierergebühr“ abgebucht, weil das Fahrzeug den Ladepunkt länger als notwendig belegt.
Auch Hotels und Ferienwohnungen werben mit Lademöglichkeiten für Elektroautos. „Urlauber sollten vor der Buchung nachfragen, ob das Auto direkt in der Unterkunft aufgeladen werden kann und welche Kosten dabei entstehen“, rät Ralf Bayerlein. Manchmal ist der Ladestrom sogar im Übernachtungspreis enthalten. Die Unterkunft hat keine Lademöglichkeit? „Nicht nur an den Autobahnen, auch in den Ferienorten werden die Schnellladesäulen derzeit massiv ausgebaut“, so
der Experte. Vorher nachfragen.
Elektrisch mieten
An Urlaubsorten haben Anbieter von Mietwagen zunehmend vollelektrische Fahrzeuge in ihrer Flotte. Perfekt für Familien,
die das elektrische Fahren erst einmal ausprobieren wollen. „In der Regel ist bei Elektrofahrzeugen keine besondere Eingewöhnung notwendig, die Bedienung ist analog zum klassischen Verbrenner“, sagt VCD-Experte Ralf Bayerlein. Ungewohnt sind die geringe Geräuschentwicklung und die stärkere Beschleunigung des Stromers. Ein Surren bei niedrigen Geschwindigkeiten ist jedoch normal, um Fußgänger zu warnen. Lassen Sie sich zeigen, wie das Laden funktioniert, welchen Stecker
Sie brauchen, mit welchem Bezahlsystem sich der Ladevorgang freischalten – und wie er sich stoppen lässt. Gut zu wissen: Bei
abgeschlossenem Auto wird der Stecker verriegelt und kann nicht herausgezogen werden. Fragen Sie, mit welchem Akkustand Sie das Mietauto wieder zurückgeben müssen. „Vor der Buchung sollte man sich unbedingt informieren, wie gut die Lade-Infrastruktur vor Ort ist“, rät Bayerlein.
An Sicherheit denken
Immer wieder gibt es Meldungen, dass Elektroautos leicht in Brand geraten. Die Feuerwehr gibt Entwarnung: Die Brandgefahr von E-Autos ist nicht höher als bei herkömmlichen Autos. Das gilt auch bei Unfällen, denn dann wird
die Verbindung zur Batterie automatisch abgeklemmt. Crashtests zeigen außerdem, dass Stromer genauso stabil, teilweise sogar stabiler sind als herkömmliche Fahrzeuge. Zum Löschen braucht die Feuerwehr auch keine Spezialausstattung, sondern kann wie üblich Wasser verwenden. Lediglich der Abtransport und
die Entsorgung von Elektroautos sind schwieriger als beim Verbrenner.
Unabhängig davon empfiehlt der ADAC, sowohl bei klassischen Verbrennern als auch bei Elektroautos eine Rettungskarte hinter die Sonnenblende des Fahrerplatzes zu klemmen. Darauf ist eingezeichnet, an welchen Stellen das Fahrzeug im Notfall aufgeschnitten werden kann, damit die Insassen schnell und gefahrlos gerettet werden können. Rettungskarten gibt es kostenlos zum Download beim Kfz-Hersteller oder beim ADAC unter a-u.de/scvfyx