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Wo ist Matilda?!“ Ich war nur einmal kurz ins Bad geflitzt, kam zurück ins Wohnzimmer und meine kleine Tochter lag nicht mehr auf ihrer Krabbeldecke. Ich geriet in Panik. Die Terrassentür war zwar geöffnet, doch das Insektengitter konnte sie noch auf keinen Fall öffnen. Ich rief nach ihr und hörte plötzlich von irgendwo ihr lustiges Glucksen. Es dauerte einen weiteren Augenblick, bevor ich Matilda unter unserem Sofa beim Staubsauger­roboter entdeckte. Sie hatte ihn wohl blinken gesehen und war das erste Mal von der Krabbeldecke ruckzuck zu ihm hingerobbt. Da war sie etwa sieben Monate alt. Heute muss ich über diese Geschichte lachen, damals war ich mir aber sicher, dass mein Herz für mindestens drei Schläge ausgesetzt hatte. Diese kleine Anekdote zeigt so gut, wie das erste Jahr mit unserer kleinen Matilda war: voller Überraschungen und Lacher, aber auch mit Sorgen und Schreckmomenten. Und zwar schon, bevor es sie überhaupt gab.

Vor Matildas Geburt hatte ich leider zwei Fehlgeburten. Beim ersten Mal versuchte ich mich mit Rationalität zu trösten. Ich sagte mir immer wieder, wie oft das passiert und wie viele andere Frauen auch ein Kind verlieren. Rückblickend habe ich damit wahrscheinlich viel Trauer weggedrückt. Bei der zweiten Fehlgeburt dachte ich wirklich, ich verliere den Verstand. Und dann wurde ich zum dritten Mal schwanger. Jeder Termin bei meinem Frauenarzt wurde für mich zur Zitterpartie, verbunden mit der bangen Frage: „Schlägt das Herz, lebt mein Kind noch?“

Geburt unter Corona-Regeln

Und dann, irgendwann in der 14. oder 15. Schwangerschaftswoche, spürte ich Matilda das erste Mal! Als ob sie gewusst hätte, wie wichtig ihre Bewegungen für mich waren, knuffte, boxte und trat sie mich ab da jeden Tag fleißig. Nach dem Motto „Hey, hier drinnen ist alles okay, mir geht’s gut, entspann dich!“ Erst da konnte ich die Schwangerschaft wirklich genießen.

Ihre Geburt Anfang Dezember 2021 fand noch unter strengen Corona-Beschränkungen statt. Nicht einmal mein Mann Dennis durfte dabei sein und ich fühlte mich schrecklich allein. Zumal es dramatisch wurde und ich erneut lernte: Nichts im Leben ist planbar, erst recht nicht, wenn es um Kinder geht. Denn auf halber Strecke blieb Matilda im Geburtskanal stecken und das Ärzteteam entschied sich für einen Notkaiserschnitt. Das große Glück war, dass überraschenderweise die Mutter ­einer Freundin aus Schulzeiten meine Hebamme war und mir die ganze Zeit keinen Zentimeter von der Seite wich. Das war so wichtig für mich. Und dann lag un­sere kleine Tochter endlich in meinen Armen.

Ich habe den Notkaiserschnitt gut weggesteckt, aber für Matilda ging offenbar alles zu schnell. Sie hatte große Anpassungsschwierigkeiten und war noch gar nicht richtig angekommen. Wir konnten sie keine Sekunde ablegen, dann weinte sie sofort herzerweichend. Das wurde erst nach einem Besuch bei einer Osteopathin besser. Zum Glück klappte es mit dem Stillen prima, aber den Schlafentzug habe ich noch in lebhafter Erinnerung. Dennis und ich waren beide so unglaublich müde und dünnhäutig, dass der Ton nachts auch manchmal etwas ruppiger wurde. Auch darüber amüsieren wir uns heute. Aber damals haben wir wirklich vereinbart, dem anderen nichts übel zu nehmen, was da um drei oder vier Uhr morgens manchmal völlig übernächtigt gesagt wurde. Gleichzeitig haben wir so intensive Glücksmomente durch Matilda erlebt wie nie zuvor. Sie hat zum Beispiel vom ersten Tag an gelächelt – klar, zu Anfang war das ein Reflex, doch der hat uns täglich das Herz aufgehen lassen.

Theorie und Praxis

Was mich aus heutiger Sicht sehr angestrengt hat, war, dass ich mir so viele Sorgen gemacht habe. Das liegt vor allem daran, dass ich sehr verkopft bin. Als junges Mädchen habe ich lange als Kindermädchen gearbeitet, dann auf Lehramt studiert und vor Matildas Geburt gefühlt jeden Ratgeber über Schwangerschaft, Geburt und Erziehung gelesen. Bis Matilda in meinen Arm lag, fühlte ich mich gut vorbereitet. Und ab diesem Moment oft hilflos. Zwischen Theorie und Praxis liegt ein weites Feld, und plötzlich für das Leben des eigenen Kindes verantwortlich zu sein, ist natürlich völlig anders, als einen Nachmittag auf ein Nachbarskind aufzupassen.

„Ist das normal?“ war meine Dauerfrage im ersten Jahr. Und zwar zu jedem Thema: Wollen andere Babys auch so viel herumgetragen werden? Schlafen andere auch nur zwei Stunden am Stück? Außerdem kränkelte Matilda in der ersten Zeit häufig, das kostete mich zusätzlich oft den Schlaf. Zum Glück hatte meine Schwester kurz vor mir ihre Tochter bekommen und stand vor ähnlichen Problemen. Von ihr fühlte ich mich richtig gut verstanden und auch meine Mama war eine gute Ratgeberin. Auf jeden Fall weiß ich, dass ich beim nächsten Kind deutlich entspannter wäre, mehr Vertrauen in mich als Mutter hätte und mehr auf mein Bauchgefühl hören würde.

Natürlich hatten Dennis und ich
eine Vorstellung, wie wir als Eltern sein möchten, was uns wichtig ist und was wir nicht wollen. Ein Fami­lienbett stand zum Beispiel ganz oben auf der Nein-Liste. Und heute? Ist es für uns das Nonplusultra! Nie musste jemand nachts aus dem warmen Bett aufstehen, denn Matilda hat keine Flasche akzeptiert und ich habe sie bis vor Kurzem noch nachts gestillt. Außerdem schlafen wir viel besser, wenn wir Matilda neben uns atmen hören.

Bedürfnisorientierte Erziehung

Kinder ständig herumzutragen war für uns auch eine komische Vorstellung, dafür gibt es doch Kinderwagen. Als Matilda dann viel geweint hat, wurde sofort klar, dass sie Körperkontakt braucht. Entsprechend haben Dennis und ich sie abwechselnd und gefühlt rund um die Uhr im Tragetuch bei uns gehabt. Dann war sie ganz entspannt und zufrieden. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass ihr das Tragen viel Urvertrauen und Sicherheit gegeben hat. Das zahlt sich heute aus, sie ist sehr aufgeschlossen, hat keine Berührungsängste vor anderen Menschen oder neuen Situationen.

Was wir nicht nur geplant haben, sondern auch umsetzen, ist eine bedürfnisorientierte Erziehung. Aussagen wie „Babys müssen auch mal weinen“ oder „Babys dürfen nicht zu sehr verwöhnt werden“ halten wir nicht nur für veraltet, sondern auch für totalen Quatsch. Wenn Matilda weint, dann hat sie etwas. Dann gibt es ein Bedürfnis, das gestillt werden muss. Als sie noch ganz klein war, konnte sie das nur durchs Weinen ­äußern. Seit einigen Monaten kann sie schon besser zeigen und erklären, was sie möchte und was nicht.

Ich bin immer noch überrascht, wie schnell die letzten zwölf Monate vergangen sind und was Matilda in dieser kurzen Zeit alles gelernt hat. Ich weiß noch, wie beglückt sie war, als sie ihren Kopf drehen konnte. Ab da hat sie immer voller Begeisterung unserer Hündin Paula nachgeschaut. Die Einführung der Beikost war dagegen etwas holprig, weil Matilda zu Anfang mit Verdauungsproblemen zu kämpfen hatte. Je mehr feste Mahlzeiten wir eingeführt haben, desto weniger habe ich sie tagsüber gestillt.

Motorisch war sie von Anfang an sehr flott. Mit vier oder fünf Monaten hat sie begonnen, sich zu drehen, mit sieben Monaten robbte sie, da haben wir sofort das ganze Haus kinder­sicher gemacht: Steckdosen mit speziellen Verschlüssen gesichert und Treppengitter angebaut. Wenige Wochen später krabbelte sie dann auch schon. Heute ist nichts mehr vor ihr sicher. Sie läuft, hüpft und tanzt und liebt es, überall hochzuklettern. Und ich staune ständig, wie in so wenigen Monaten aus einem kleinen, hilflosen Wesen ein so zauberhafter, selbstbewusster Mensch werden konnte. Ich freue mich, wie stolz sie auf jede ­ihrer neuen Fähigkeiten ist, gleichzeitig bin ich manchmal auch ein bisschen melancholisch, wie schnell die Babyzeit verflogen ist.

Wenn ich meine kleine Tochter mit einem Satz beschreiben sollte, dann würde er lauten: „Hoppla, da bin ich!“ Betritt Matilda einen Raum, strahlt sie erst mal alle an, und ich werde oft gefragt: „Ist die immer so fröhlich?“ Matilda ist ein sehr neugieriger Mensch und war von Anfang an unternehmungslustig. Wir sind mit ihr zum Babyschwimmen und in einen Singkreis gegangen. Heute besuchen wir einmal pro Woche eine Krabbelgruppe, auf die sie sich immer sehr freut, weil sie dann ihre Freundin sieht. Wenn sie ein bisschen Ruhe braucht, setzt sie sich am liebsten mit einem Bilderbuch unter unseren Ess­tisch.

Mittlerweile spricht sie auch ihre ersten Wörter. Mama, Papa, ja, nein und ein paar andere Begriffe funktionieren schon super. Den Rest verstehen eher nur Dennis und ich. Lustig und spannend ist, wie auch Matildas Charakter mehr und mehr zum Vorschein kommt. Sie hat schon sehr genaue Vorstellungen und kann ein kleiner Dickkopf sein, wenn etwas nicht läuft, wie sie möchte.

Auf Reisen

Unser erster Familienurlaub ging im März nach Dänemark, da war Matilda drei Monate alt. Ein kuscheliges Fe­rienhaus mit Kamin, lange Spaziergänge mit Kind und Hund am Strand, das würde herrlich werden und so romantisch! Dachten wir. In der Realität schüttete es wie aus Eimern, sodass an Rausgehen nicht zu denken war. Das Haus wurde nicht warm und Matilda erkältete sich fürchterlich. Sie hustete immer stärker, la­g nur an meiner Brust oder schlief völlig erschöpft. Nach kurzer Zeit waren Dennis und ich so genervt und fertig, dass wir den Urlaub abbrachen und nach Hause fuhren.

Der zweite Urlaub ging dann im Sommer an die Ostsee nach Pelzerhaken und das war wirklich schön. Erfinderisch mussten wir lediglich werden, weil es keine Außenjalousien gab und Matilda nur in völliger Dunkelheit schläft. Die Lösung? Wir sind in den nächsten Supermarkt gefahren, haben Alufolie und Tesafilm gekauft und das Fenster zugeklebt. Kleiner Tipp an alle Neu-Eltern: Lasst ­euer Kind schon zu Hause ein paar Tage im Reisebett schlafen. Wir sind davon ausgegangen, dass Matilda da „einfach“ so drin schläft. Letztlich haben wir den Urlaub dann zu dritt auf 1,60 Meter geschlafen.

Kurz nach Matildas erstem Geburtstag habe ich wieder angefangen, als Grundschullehrerin zu arbeiten. Jetzt hat Dennis zwei Monate Elternzeit. Wir stehen bei einigen Kitas auf Wartelisten, es ist aber schwer, einen Platz zu bekommen. Deswegen suchen wir parallel nach einer Tages­mutter. Sollte es in der Zwischen­-
zeit Betreuungsprobleme geben, hat
sich meine Mutter angeboten, auf Matilda aufzupassen. Sie ist die tollste Oma, die sich Matilda wünschen kann. Ein liebevolles familiäres Umfeld ist aus meiner Sicht für Kinder das wichtigste Fundament für eine glückliche Zukunft. Und wir sind sehr dankbar, dass wir ihr das geben können. Was wir Matilda wünschen? Noch mindestens ein Geschwisterchen, ­damit sie immer jemanden an ihrer Seite hat.

So viele ­Premieren

Vom ersten Tropfen Milch bis zum ersten Wort: die Meilensteine auf dem Weg vom Säugling zum Kleinkind

Dicke Tropfen

Babys erste Mahlzeit mag karg erscheinen, doch das Kolostrum, die erste Muttermilch, hat es in sich: Vitamine, Mineral­stoffe und Immunzellen stecken in den zähen Tröpfchen. Es stärkt Babys Immunsystem und verringert das Risiko für Gelb­sucht. Auch Mamas, die nicht stillen, wird empfohlen, das Baby mit Kolostrum zu füttern. Dazu wird die Brust von Hand geleert und die Milch mit Löffel oder Spritze angeboten. Babys reicht die kleine Menge aus, ihr Magen ist am ersten Tag nur so groß wie eine Kirsche. Bis etwa zwei Wochen nach der Geburt wird die Übergangsmilch produziert mit mehr Kohlenhy­draten und Fetten und weniger Eiweiß. Danach ent­steht die reife Milch.

Uff, das stinkt...
Schwarz und ziemlich klebrig: Das Mekonium – auch Kindspech genannt – ist Babys erstes „großes Geschäft“. Etwa 48 Stunden nach der Geburt erwartet frischgebackene Eltern die erste volle Windel. Es folgen rund 5000 weitere mit Inhalt in verschiedensten Farben und Konsistenzen, oft abhängig davon, was das Baby gerade isst. Bei hellem, entfärbtem Stuhl aber sollten Eltern Kinderarzt oder -­ärztin zurate ziehen: Dahinter könnte ein Problem mit den Gallengängen stecken. Grüner, schaumiger Stuhl mit stechendem Geruch kann auf eine Infektion hindeuten.

Check-up

Kaum auf der Welt, wird Ihr Baby von Kopf bis Fuß durchgecheckt: Bei der ersten Vorsorge­untersuchung „U1“ ermitteln Arzt, Ärztin oder Hebamme den sogenannten Apgar-Wert, indem sie sich Hautfarbe, Herzschlag, Reflexe, Atmung und Muskelspannung anschauen. Außerdem wird etwas Nabelschnurblut entnommen, um zu untersuchen, ob die Sauerstoffversorgung stimmt. Hat das Baby Fehlbildungen? Wie groß und wie schwer ist es? Auch das gehört zur Untersuchung. Schließlich bekommt das Neugeborene noch Vitamin K, um inneren Blutungen vorzubeugen. In den nächsten Stunden nach der Geburt werden weitere Untersuchungen empfohlen: eine Sauerstoffmessung mithilfe eines Fingerclips (Pulsoxymeter), um Herzfehler auszuschließen, ein Screening auf angeborene Stoffwechselstörungen (dafür braucht es ein paar Tröpfchen Blut) und ein Hörtest.

Gut geschützt

Babys erste Impfung ist kein Piks, sondern ein Schluck: Die Imp­fung gegen das Rotavirus – ein häu­fi­ger Auslöser von Magen-Darm-­Erkrankungen – kann das Baby schon ab sechs Wochen bekommen. Mit zwei Monaten folgt dann eine Kombi-­Impfung gegen gleich sechs Erkrankungen. So nehmen Sie ­Ihrem Kind Stress beim Impfen: das Baby auf dem Arm halten, nach der Impfung schaukeln und kuscheln. Es hilft auch, kurz vor oder während der Impfung zu stillen oder den Schnuller anzubieten. Ebenso nimmt Ablekung mit dem Lieblings­spiel­zeug den Schrecken.

Bitte lächeln

Ein unvergesslicher Moment für viele Eltern: das erste Lächeln. Meist passiert dies um den zweiten Monat herum. Auch davor kann es schon vorkommen, dass Ihr Baby die Mundwinkel nach oben zieht. Dieses sogenannte „Engelslächeln“ ist aber ein Reflex. Beim ersten sozialen Lächeln strahlt das Baby dann wirklich sein Gegenüber an. Das kann Mama oder Papa sein – oder auch eine ganz andere Person, denn der Säugling unterscheidet noch nicht zwischen fremd und vertraut.

Guten Appetit

Lätzchen an und los geht’s: Frühestens ab dem vollendeten vierten Monat und spätestens zu Beginn des siebten Monats ist es Zeit, Babys Speiseplan zu erweitern. Der richtige Zeitpunkt ist gekommen, wenn Ihr Baby Interesse am Essen anderer zeigt. Außerdem sollte es den Kopf aufrecht und stabil halten, mit Hilfe sitzen, sich selbst Dinge in den Mund stecken können und sie nicht mit der Zunge wieder hinausbefördern. Und nicht verzagen: Am Anfang landet viel daneben. Auch essen will gelernt sein.

Mit Biss

Vorbei ist es mit dem zahnlosen Lächeln: Ab etwa dem sechsten Monat bahnen sich die ersten Zähnchen den Weg durchs Zahnfleisch. Das kann ganz schön weh­tun! Kein Wunder, dass viele Babys in der Zeit weinerlicher sind und schlecht schlafen. Bis zum 36. Lebensmonat ist es dann meist geschafft: Die 20 Milchzähnchen sind draußen. Wichtig: Schon ab dem Zahndurchbruch Zähne mit einer Baby-Zahnbürste putzen.

Auf Abstand

Wurde Opa vor Kurzem noch mit einem strahlenden Lächeln empfangen, bricht Ihr Kind jetzt vielleicht bei seinem Anblick in Tränen aus: Das Fremdeln hat begonnen. Oft startet diese Phase zwischen sechs und acht Monaten. Und so leid es uns für Opa, Oma oder die Nachbarin tut: Der Entwicklungsschritt ist wichtig, denn das Kind beginnt jetzt zwischen fremden und vertrauten Personen zu unterscheiden und zeigt, dass es eine Bindung zu seiner Bezugsperson aufgebaut hat. Aber: Nicht jedes Kind fremdelt gleich stark und manchmal kommt es auch auf die Situation an.

Auf beiden Beinen

An Stuhl, Tisch und Hosenbein zieht sich Ihr Kind hoch in den auf­rechten Stand und macht im Alter von 9 bis 18 Monaten seine ersten Schritte. Erst mal natürlich an Mamas oder Papas Hand – bis es ohne Hilfe läuft, kann noch ein bisschen Zeit vergehen. Unterstützen kann man sein Baby, indem man ihm eine sichere Umgebung bietet und viel Gelegenheiten zur Bewegung schafft. Wie immer gilt: Nicht mit anderen Kindern ver­gleichen, jedes Baby hat sein ­eigenes Tempo! Und ist das Laufen­lernen erst mal geschafft, eröff­net sich wieder eine neue Welt, die es mit Mama und Papa zu entdecken gilt.

Guck mal, wer da spricht

„Mama“, „Papa“: Kommen diese Worte das erste Mal aus Babys Mund, ist das für Eltern ein ganz besonderer Moment. Gegen Ende des ersten Lebensjahres kann es sein, dass Ihr Baby seine ersten Worte plappert. Verstehen kann es wahrscheinlich weitaus mehr, um die 50 bis 100 Wörter. Auch kleine Aufgaben und Fragen begreift es schon („Hol den Ball!“, „Wo ist Mama?“): Eltern können dies spielerisch üben – das regt die Sprachentwicklung an!

„Die zwei tollsten Kinder der Welt“

Das Babyjahr hat es in sich – vor allem, wenn schon ein Kind da ist. Wie man ein gutes Miteinander zwischen Geschwistern fördert, erklärt Ulric Ritzer-Sachs von der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung.

Dem ersten Baby können Eltern noch die ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Beim zweiten Kind wird das schwierig: Herr ­Ritzer-Sachs, wie schaffen es ­Eltern, die Bedürfnisse beider Kinder unter einen Hut zu bringen?

Eltern müssen sich von ihrem Anspruch verabschieden, beiden Kindern komplett die gleiche Aufmerksamkeit schenken zu wollen. Das ist nicht realistisch, denn das neue Baby wird erst mal mehr Aufmerksamkeit brauchen. Aber es ist natürlich wichtig, darauf zu achten, dass das andere Kind nicht zu kurz kommt und immer noch die Zuwendung erhält, die es braucht.

Was macht es denn mit einem Kind, wenn es nun nicht mehr Einzelkind ist?

Es können beim Kind alle Gefühle entstehen, die es so gibt: Von „Wow, wie cool, dass noch jemand da ist“ bis „Ich bin total eifersüchtig – es wäre schön, wenn das Baby jetzt wieder weg wäre“. Und all diese Gefühle sind auch vollkommen in Ordnung.

Ist das denn auch abhängig vom Alter des Kindes?

Es macht natürlich einen Unterschied, ob das erste Kind schon 14 ist, wenn das Geschwisterchen kommt, oder erst drei. Aber ob es mit der Situation besser oder schlechter zurechtkommt, lässt sich überhaupt nicht vorhersagen – einen idealen Altersabstand gibt es nicht. Jedes Kind reagiert unterschiedlich, wenn ein Geschwisterchen kommt, und damit müssen Eltern zurechtkommen.

Und wie geht man mit Eifersucht aufs Geschwisterchen um?

Die Gefühle offen ansprechen und Ver­ständnis zeigen: „Hey, du hast recht, ich habe jetzt gerade weniger Zeit für dich, das ist wirklich doof.“ Das Kind braucht auch immer wieder die Ver­sicherung „Ich habe dich genauso lieb“, „Wir haben jetzt nicht mehr das tollste, sondern die zwei tollsten Kinder der Welt“.

Wie können Eltern es fördern, dass aus Geschwistern ein gutes Team wird? Hilft es zum Beispiel, das Kind in die Pflege oder Betreuung des Babys miteinzubeziehen?

Ich würde das Kind immer dazu einladen zu helfen, aber auch akzeptieren, wenn es das nicht möchte. Es soll kein Muss sein und Elternpflichten sollte das Kind selbstverständlich auch nicht übernehmen. Man kann auch schon vor der Geburt das Kind einbeziehen und zum Beispiel mit zur Frauenärztin nehmen, um sich das Ultraschallbild anzuschauen. Aber auch das sollte kein Zwang sein.

Und was kann man sonst noch tun?

Es ist natürlich hilfreich, die Kinder nicht zu vergleichen oder die Konkurrenz zu fördern, die sowieso da sein wird. Man sollte stattdessen die Gemeinschaft stärken, indem man etwas zusammen unternimmt. Aber – das klingt vielleicht ein bisschen paradox – sich auch Zeit für ein Kind alleine nehmen. Da reichen auch schon 20 Minuten, wenn das Baby schläft. ­Jedes Kind sollte wissen, dass es alleine für sich wichtig ist und eine eigenständige Beziehung zu Mama und Papa hat – unabhängig davon, was mit dem Geschwisterchen ist.

Wie können Eltern denn ein Kind darauf vorbereiten, dass bald ein Baby da ist?

Man sagt es einfach! Das muss nicht am Anfang der Schwangerschaft sein. Ein guter Zeitpunkt ist etwa, wenn man Mamas runden Bauch sieht. Dann ist es gut, mit dem Kind zu sprechen. Aber: Alle Fragen, die dann kommen, brauchen auch Antworten. Etwa wo das Baby herkommt. Die Geburt des zweiten Kindes kann – je nach Alter – auch ein guter Moment für die Aufklärung sein.


Quellen:

  • Berufsverband der Frauenärzte e.V.: Brustentwicklung & Bildung von Muttermilch. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/... (Abgerufen am 20.03.2023)
  • Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) : Warum ist die erste Milch, das Kolostrum, so besonders? . https://www.gesund-ins-leben.de/... (Abgerufen am 20.03.2023)
  • Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV): Mai 2019: Umweltfreundliche und gesunde Windeln . https://www.bmuv.de/... (Abgerufen am 20.03.2023)
  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V.: Verfärbter oder entfärbter Stuhl kann Warnzeichen für Krankheit sein. https://www.kinderaerzte-im-netz.de/... (Abgerufen am 20.03.2023)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): U1-Untersuchung – nach der Geburt . https://www.kindergesundheit-info.de/... (Abgerufen am 20.03.2023)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Kombinationsimpfstoffe für Kinder . https://www.impfen-info.de/... (Abgerufen am 20.03.2023)
  • Robert Koch-Institut: RKI-Impfkalender 2023. https://www.rki.de/... (Abgerufen am 20.03.2023)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: So gelingt's: Stress- und schmerzarmes Impfen . https://www.impfen-info.de/... (Abgerufen am 20.03.2023)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Schritte in der sozialen Entwicklung . https://www.kindergesundheit-info.de/... (Abgerufen am 20.03.2023)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Der Beginn des „Fremdelns“ . https://www.kindergesundheit-info.de/... (Abgerufen am 20.03.2023)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Erste Schritte in der Sprachentwicklung des Babys . https://www.kindergesundheit-info.de/... (Abgerufen am 20.03.2023)
  • Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Broschüre: Das beste Essen für Babys https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/das-beste-essen-fuer-babys.pdf?__blob=publicationFile&v=4

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Entwicklung der Beweglichkeit und Körpermotorik. https://www.kindergesundheit-info.de/... (Abgerufen am 20.03.2023)