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Kleine Starthilfe

Bei den ersten Versuchen hilft es, wenn Mama oder Papa das Fahrrad am Sattel festhält und schiebt. Manche Kinder wollen die Hand lieber am Rücken oder auf den Schultern. Für den Start alleine gibt es zwei Varianten:

Laufrad-Methode: Das Kind sitzt auf dem Sattel, stößt sich mit beiden Beinen ab, stellt während der Fahrt die Füße auf die Pedale und tritt los.

Roller-Methode: Das Kind sitzt auf dem Sattel, stellt einen Fuß auf den Boden und den anderen auf das Pedal (oben stehend). Dieser Fuß tritt ins Pedal, der andere Fuß schiebt das Fahrrad an und wird im Rollen auf sein Pedal gestellt. Los geht’s mit Treten.

Stützräder sind als Hilfsmittel ungeeignet. „Mit ihnen verlernen Kinder, das Gleichgewicht zu halten, was sie meist durchs Laufradfahren schon gut beherrschen“, sagt Martina Tollkühn, Sprecherin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in München. Zudem erhöhen Stützräder das Sturzrisiko, weil sie sich etwa an Bordsteinen verkanten können.

Die perfekte Ausrüstung

Ein Kinderfahrrad muss passen. Und sicher sein: Ein geschlossener Kettenschutz verhindert, dass sich Hosenbeine in der Kette verfangen. Sicherheitsgriffe mit Gummi-Prallkugeln an der Seite schützen bei Stürzen vor Verletzungen. Die kleinsten Fahrräder haben 12-Zoll-Räder. Sie eignen sich schon für Dreijährige. Ob die Größe passt, zeigt der Sitztest: den Sattel so tief wie möglich stellen. Kind aufs Rad setzen und die Füße am Boden abstellen. Sind die Beine deutlich gebeugt, braucht es die nächste Größe, erreichen sie den Boden nicht, ist es zu groß.

Ab drei Jahren seien die meisten Kinder motorisch in der Lage, Laufrad zu fahren, sagt Kinder- und Jugendärztin Dr. Nina Sellerer aus München. Zum Schulstart sollten sie dann mit dem Fahrrad fahren können, lautet ihre Empfehlung. Aber: „Jedes Kind hat sein individuelles Tempo.“ Im Straßenverkehr brauchen kleine Kinder die Begleitung eines Erwachsenen, denn ihnen fehlt noch der Überblick.

Ohne Helm geht gar nicht

Der Fahrradhelm ist ein Muss. ­Nach einem Sturz auf den Kopf gehört er ausgetauscht. Ebenso alle drei bis fünf Jahre, da der Kunststoff mit der Zeit brüchig wird. Den guten Sitz zeigt der Schütteltest: Helm waagrecht aufsetzen, Kinngurt offen lassen, das Räd­chen am Hinterkopf festdrehen, Kopf leicht schütteln – der Helm darf nicht wackeln. Bitte keinen gebrauchten kaufen: „Man weiß nie, welche Stürze ein Helm abgefangen hat, und Haarrisse sieht man nicht“, erklärt Tollkühn. Den Kopfschutz bitte auch nicht unter Geschwistern weitervererben.

Motivieren, nicht drängen

Die Geduld ist aufgebraucht? Oder die Angst fährt mit? Dann ist es Zeit für eine Pause. Wer doch lieber wieder Laufrad fahren will, kann das gerne machen. Die Lust kommt von ganz alleine zurück. Und beim nächsten Versuch geht es bestimmt viel leichter.

Startklar für die Straße?

Treten, bremsen, lenken klappt reibungslos? Dann dürfen sich kleine Rad­fahrer an den Gehweg gewöhnen. Fürs Erste eignen sich sichere, wenig befahrene Wege, die das Kind kennt. Kinder bis acht Jahre ­müssen auf dem Gehweg fahren oder auf einem Radweg, der von der Straße abgetrennt ist (ein Farbstreifen reicht nicht). Ein Elternteil darf mit ihnen auf dem Gehsteig mit­fahren. Das hat Gründe: radeln und gleichzeitig Autos, andere Radfahrer und Fußgänger beobachten? „Erst mit etwa 11 Jahren können Kinder vollwertig am Verkehr teilnehmen“, sagt Ärztin Sellerer. Auch der Orientierungssinn ist nicht sicher ausgebildet: „Bis weit ins Grundschulalter verwechseln Kinder rechts und links, schätzen Entfernungen oder Geschwindigkeit falsch ein und können Ge­­räusche nur schwer einer Rich­tung zuordnen,“ so Sellerer.


Quellen: