Wofür brauchen Kinder Jod?
Vom Spurenelement Jod benötigen Babys und kleine Kinder nur geringe Mengen – die sind dafür aber unentbehrlich: Denn Jod ist ein zentraler Bestandteil der Schilddrüsenhormone. „Diese fördern Körperwachstum, Knochenbildung und Stoffwechselvorgänge“, erklärt Professor Dr. Hermann Kalhoff, leitender Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Dortmund. Eine besondere Bedeutung hat Jod außerdem für die Entwicklung des Gehirns. Wie viel Jod Kinder genau brauchen, erfahren Eltern auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: a-u.de/!942223.
Wie gut sind Kinder mit Jod versorgt?
Nach Schätzungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) nehmen nahezu 45 Prozent der ein- bis zweijährigen Mädchen und fast 37 Prozent der Jungen nicht genug Jod zu sich. Bei den drei- bis sechsjährigen Mädchen sind es laut Daten des Robert Koch-Instituts fast 54, bei den Jungen fast 47 Prozent. Das bedeutet, ihr Risiko für einen Mangel ist erhöht. Insgesamt zeigt sich, dass
die Jodzufuhr bei einem großen Teil der Kinder verbessert werden kann. Die Daten stammen aus Erhebungen zwischen 2014 bis 2017, spiegeln also den Stand von vor einigen Jahren wider.
Welche Folgen hat ein Jodmangel?
Ein Jodmangel kann die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern stören oder verzögern – je nachdem, wie stark er ist und wann er auftritt. Die Folgen eines leichten Mangels sind noch nicht gut erforscht. „Es gibt aber Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass er im frühen Kindesalter das Risiko erhöht, dass Kinder später ihre intellektuelle Leistungsfähigkeit nicht voll ausschöpfen können“, sagt Kalhoff.
Wieso wird Lebensmitteln Jod zugesetzt?
Die Böden in Deutschland enthalten sehr wenig Jod, deshalb steckt auch kaum welches in Lebensmitteln vom Land. In den 1980er-Jahren wurde daher beschlossen, Speisesalz und Tierfutter zu jodieren, um die Versorgung der Bevölkerung zu verbessern. Seitdem sind bestimmte Erkrankungen, die durch einen Jodmangel ausgelöst werden, stark zurückgegangen.
Warum nehmen viele Kinder trotzdem zu wenig Jod auf?
Hier kommen mehrere Dinge zusammen: So nutzen weniger Lebensmittelhersteller Jodsalz für ihre Produkte. Das zeigt eine Erhebung der Universität Gießen aus dem Jahr 2018. Auch würden in Haushalten vermehrt Salze wie Himalaya- oder Meersalz verwendet, sagt Kalhoff: „Die sind häufig nicht jodiert.“ Berechnungen des BfR zeigen außerdem, dass ein hoher Verzehr von Bio-Lebensmitteln eine geringere Jodzufuhr zur Folge haben kann, da die Hersteller noch seltener Jodsalz verwenden. Deshalb: Auf die Packung schauen und bei losen Produkten nachfragen.
Wie bekommen Kinder genug Jod?
Werden zu Hause regelmäßig jodhaltige Lebensmittel gegessen und Jodsalz verwendet, sei die Versorgung ausreichend, sagt Kinderarzt und Ernährungsmediziner Kalhoff. Für kleine Kinder sind Milch- und Milchprodukte die wichtigste Jodquelle. Auch Eier und Brot sowie Seefisch und Fleisch steuern etwas bei. Isst ein Kind eines oder mehrere dieser Lebensmittel nicht, fragen Eltern am besten Kinderarzt oder -ärztin, ob Nahrungsergänzungsmittel nötig sind. Säuglinge bekommen Jod über die Muttermilch. Deshalb sollten Stillende täglich 100 bis 150 Mikrogramm ergänzend einnehmen. Industriell gefertigte Säuglingsnahrung und in der Regel auch Beikost mit Brei aus Fertigmilch enthalten Jod in ausreichender Menge. Wer den Brei selbst kocht, fügt einmal täglich etwa 50 Mikrogramm Jod zu.
Kann es auch zu viel werden?
Nicht mit einer normalen Kinderernährung. Auch wenn auf manchen Websites behauptet wird, Jodzusätze in Lebensmitteln seien gesundheitsschädlich oder könnten zu einer Überdosierung führen: Es besteht kein Grund zur Sorge. „Man muss ja schon gezielt auf jodhaltige Lebensmittel achten und Jodsalz verwenden, um überhaupt den Bedarf zu decken“, sagt Hermann Kalhoff.