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Frau Hummel, die Schwiegerfamilie hat Weihnachten zu sich geladen, dabei würde man am liebsten zu Hause bleiben. Wie gelingt es, allen Ansprüchen zu Weihnachten gerecht zu werden?

(lacht) Das gelingt, fürchte ich, nur in der Margarine-Werbung. Ich würde
das „allen“ streichen und mein Baby in den Fokus rücken. Gute Überlegungen sind: Muss eine längere Anreise gemeistert werden? Ist mein Baby im Kreis vieler sehr unruhig?

Was Weihnachten angeht, hat ja jeder seine eigenen Traditionen und Erwartungen. Wie finden Neueltern gute Kompromisse?

Sie wechseln nach der Babyebene –
Was braucht unser Baby? – auf die Paarebene und überlegen ganz
ehrlich: Was brauchen denn wir? Und was wollen wir?

Und wenn man sich einfach nicht einig wird?

In meinen Beratungen machen wir dann eine Mindmap, schreiben also ­alles auf und sortieren es thematisch. Dinge schwarz auf weiß sehen, macht sie greifbarer, auch das Erkennen von Lösungen gelingt leichter. Und ja, da muss einiges verknotet werden, das ist so. Priorisieren hilft, aufrechnen ist ­erlaubt. Etwa so: Ich verzichte auf meine Raclette-Tradition, und wir ­essen deinen Kartoffelsalat mit Würstchen, im Gegenzug singen wir vor der ­Bescherung meine Weihnachtslieder.

Aber was tun, wenn der Rest der Familie, zum Beispiel Oma und Opa, mit meinen Kompromissen nicht zurechtkommt?
Die Neueltern dürfen sich klarmachen: Wir sind nun eine eigene Familie, und als solche haben wir jetzt eigene Wünsche und Bedürfnisse. Unser Fokus ist unser Baby. Wird das auch nach Gesprächen nicht akzeptiert, darf man sich natürlich abgrenzen. Ein Blick in die Zukunft kann allen guttun. Es ist das erste, aber nicht das letzte Weihnachten mit Kind; man kann als Kernfamilie feiern und in den kommenden Jahren den Kreis erweitern. Und man sollte das Schöne sehen: Wir erschaffen gerade neue Traditionen, die das Beste aus zwei Welten kombinieren.