Logo der Apotheken Umschau

Gut versteckt

Die Gallenblase hält sich gerne im Hintergrund: Sie befindet sich hinter der Leber und ist an einer Stelle mit ihr verwachsen. Ein zarter Gang leitet die von der Leber produzierte Gallenflüssigkeit in die Blase. Durch einen weiteren Gang gelangt die Flüssigkeit aus dem Speicherorgan in den Zwölffingerdarm, wenn Nahrung verdaut wird.

Warum bilden sich überhaupt Steine?

Die Gallenflüssigkeit besteht aus Wasser, Gallensalzen, Bilirubin (ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs) und Fetten wie Cholesterin und Lezithin. Die Gallensalze sorgen dafür, dass diese Stoffe in der Flüssigkeit gut gelöst sind. Überwiegen Cholesterin oder Bilirubin, können sich daraus „Steine“ bilden. Diese Ablagerungen sind unterschiedlich groß und fest. Auch starke Gewichtsschwankungen, genetische Veranlagung, Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht können die ­Bildung begünstigen.

Wie bemerke ich die ­Ablagerungen?

Bei vielen machen sie keine Beschwerden und fallen zufällig auf, wenn der Bauch mittels Ultraschall untersucht wird. Bei manchen drückt oder zwickt es vielleicht immer mal wieder unter dem rechten Rippenbogen, besonders nach fettreichen Mahlzeiten. Wenn sich die Gallenblase aufgrund der Steine entzündet oder sich ein Stein im Gallengang einklemmt, kann das krampfartige Schmerzen (Koliken) auslösen, dazu kommen häufig Übelkeit oder Erbrechen. Ist ein Stein eingeklemmt und staut sich die Galle, kann sich die Haut gelblich und der Urin dunkel verfärben.

Wann muss operiert ­werden?

Prof. Dr. Julia Mayerle, Direktorin der Medizinischen Klinik II am Klinikum der Universität München, erklärt: „Wenn Steine eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse hervorgerufen haben, immer wieder für Koliken mit erhöhten Leberwerten sorgen oder sich die Gallenblase entzündet, sollte operiert werden.“ Ob bei einer Gallenblasenentzündung die OP sofort erfolgt oder erst abgewartet wird, bis diese abklingt, muss im Einzelfall entschieden werden.

Muss ich nach einer Operation Diät halten?

Wird die Gallenblase entfernt, produziert die Leber weiterhin die Gallenflüssigkeit. Es fehlt aber der Speicher für die Galle. „Es kann sein, dass es nach der OP kurzfristig mehr zu Durchfällen kommt, weil der Dünndarm sich erst noch an die neue Situation gewöhnen muss. Da hat man vielleicht den Eindruck, dass man besonders fettiges Essen schlechter verträgt“, erklärt Expertin Mayerle. In der Regel ist nach Entfernung der Gallenblase keine Diät nötig. Die Ernährung sollte – wie auch sonst – ausgewogen und nicht zu fettreich sein.

Können die Gebilde nach ­einer OP wiederkommen?

Die Leber produziert nach Entfernung der Blase weiter Gallenflüssigkeit. Daher können sich theoretisch auch nach der Operation noch Steine in den Gallengängen bilden. „Das ist allerdings ein Prozess über viele Jahre oder Jahrzehnte und betrifft nur sehr wenige Menschen“, weiß Julia Mayerle zu berichten. Sollten Sie Beschwerden nach einer Gallenblasenentfernung haben, besprechen Sie dies mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Wie bemerke ich Steine in der Gallenblase?

Bei Vielen machen sie gar keine Beschwerden und fallen eher zufällig auf, wenn der Bauch mittels Ultraschall untersucht wird. Bei Manchen drückt oder zwickt es vielleicht unter dem rechten Rippenbogen immer mal wieder, besonders nach fettreichen Mahlzeiten. Wenn sich die Gallenblase aufgrund der Steine aber entzündet oder ein Stein im Gallengang einklemmt, kann das starke Schmerzen machen, dazu kommen häufig Übelkeit oder Erbrechen. Ist ein Stein eingeklemmt, kann sich auch die Haut und das Weiße der Augen gelblich verfärben.

Sind Steine in der Gallenblase schlimm?

Man muss vor ihnen keine Angst haben: Das reine Vorhandensein von Gallensteinen ist unproblematisch, wenn man keine Symptome hat. „Eine Ausnahme sind Steine größer als drei Zentimeter in der Gallenblase. Dann steigt das Risiko für Gallenblasenkrebs“, sagt Expertin Mayerle.

Was kann man selbst tun?

Sind die Steine erst einmal da, gibt es nicht viel, was man selbst dagegen tun kann. Bei besonders kleinen Cholesterin-Steinen ist eine medikamentöse Behandlung theoretisch möglich. Die Mittel müssen aber oft über einen langen Zeitraum eingenommen werden, und die Steine können sich danach erneut bilden. Bewegung und fettarme, ausgewogene Ernährung können zumindest verhindern, dass sie schnell größer werden. „Machen die Steine keine Beschwerden, lässt man sie einfach in Ruhe“, fasst es Julia Mayerle zusammen.


Quellen:

  • Amboss: Cholelithiasis, Cholezystitis und Cholangitis. Online: https://www.amboss.com/... (Abgerufen am 05.12.2023)
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Gallensteine, Wie können Gallensteine behandelt werden?. Online: https://www.gesundheitsinformation.de/... (Abgerufen am 05.12.2023)
  • Zakko S: Overview of gallstone disease in adults. Online: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 05.12.2023)
  • NHS: Gallbladder removal , Complications. Online: https://www.nhs.uk/... (Abgerufen am 05.12.2023)
  • Alshahri TM, Abounozha S: Best evidence topic: Does the presence of a large gallstone carry a higher risk of gallbladder cancer?. In: Ann Med Surg (Lond) 28.12.2020, 61: 93-96