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Das Eis kommt in Lkw. Es sind einige, denn es ist viel Eis: etwa
300 Tonnen. Und ebenso groß ist die angelieferte Menge Schnee. Der wird wie bei einer Traubenlese platt gestampft, damit er in der rich­tigen Form vorliegt für die Carver, wie die Schneekünstler heißen. Was die dann innerhalb von zwei Wochen mittels Hammer und Meißel, Kettensägen und Gasbrennern aus dem Eis-Schnee-Gemisch zaubern, versetzt selbst Eric Broekaart, den langjährigen Direktor des „IJsbeelden Festival“, immer wieder in Erstaunen. „Auch wenn ich das schon öfter miterlebt ­habe, ist es stets faszinierend zu sehen, wie viel Kreativität hier freigesetzt wird und wie alles zusammenkommt.“ Damit meint der 60-jährige Niederländer neben den rund 100 000 internationalen Besuchern insbesondere die 45 Eiskünstler. Diese reisen, mittlerweile zum zehnten Mal, aus ­aller Welt an, etwa aus Italien, England, Kanada. Da passt das dies­-
jäh­rige Festivalmotto ganz gut: „What a wonderful world“. Was für eine wunder­schöne Welt!

Kleine und große Besucher können sich in einer der IJsselhallen, normalerweise Austragungsort für Messen und andere Events, auf rund 1200 Quadratmetern noch bis 5. März (Di–So, je 10 bis 17 Uhr) auf eine besondere Weltreise begeben. Von der berühmten Christus-Statue aus Rio sind es nur ein paar Schritte zum Taj Mahal, auch Gaudís Sagrada Familia und das Colosseum liegen in unmittelbarer Nachbarschaft. Alles aus Schnee und Eis, mit großen Flächen und feinen Schnitzereien, zum Teil bis zu sechs Meter hoch. Untermalt von Licht- und Klangeffekten besiedeln auch Elefanten, Nilpferde und XXL-Insekten die Halle. Zu den Highlights des größten Eisskulpturenfestivals Europas zählen zudem die gefrorenen Sonnenblumen des Malers Vincent van Gogh sowie die eisige Version des Great Barrier Reefs. Bei minus zehn Grad sind Mütze, Handschuhe und ­eine dicke Jacke Pflicht. Schließlich halten sich hier die meisten Besucher gut eineinhalb Stunden auf. Das Ticket an der Tageskasse kostet 19,50 Euro. Die Vorab-Onlinebuchung (empfehlenswert!) ist günstiger. Für Unverfrorene serviert die Hallen-Bar neben gekühlten Getränken auch Glühwein und – typisch für die Niederlande – heiße Chocomel und Appelflappen.

Das im Ijsseldelta liegende Zwolle war bereits ein reiches Handelszentrum, als Rotterdam und Amsterdam noch Sumpfgebiete waren. Ihre reiche Vergangenheit sieht man der 130 000 Einwohner zählenden Hansestadt – die 2023 das 800-jährige Hansejubi­läum feiert – immer noch an. Das gilt insbesondere für das mittelalterliche Zentrum innerhalb der sternförmig angelegten, von Parks umgebenen Stadtgracht. Rund um den Grote Markt mit der Glasstatue des Erzengels Michael warten verwinkelte Gässchen, historische Kaufmannshäuser, Backsteinoptik sowie das wuchtige Stadttor „Sassenpoort“. Wahrzeichen der Stadt ist der Peperbustoren, der 75 Meter hohe Glockenturm der Liebfrauenbasilika. Ein 236 Stufen umfassender Aufstieg ermöglicht schöne Ausblicke: in der Ferne auf das Ijsselmeer, in der Nähe auf die Reste der alten Stadtmauer und das moderne Theater De Spiegel.

„Die Architektur in der Innenstadt ist einfach sehr schön“, schwärmt auch Broekaart. „Was mir gefällt: die Kombination aus Geschichte und Kunst, aus Altem und Neuem.“ In diese Kategorie fällt neben modernen Galerien und hippen Hotels in alten Gemäuern das Museum de Fundatie am Blijmarkt. Thront doch auf dem neo­klassizistischen Gebäude aus dem
19. Jahrhundert eine futuristische, mit 55 000 Fliesen verkleidete „Cloud“, Spitzname „Ufo“. Auch im Inneren herrscht ein interessanter Stilmix vor. Gut zu wissen: Samstagabends lässt sich die Sammlung, die mehr als 7000 Werke von Chagall, Mondrian, van Gogh und vielen anderen, auch zeitgenössischen Künstlern umfasst, umsonst bewundern.

Von Christian Haas

Infos für Ihre Reiseplanung

Wie kommt man hin?

Auto: Von Köln aus ist Zwolle in zweieinhalb Stunden erreichbar, ab Hamburg in etwa vier. Keine Vignetten- oder Mautpflicht.

Zug: Ab Köln über Arnhem oder Utrecht in etwas drei Stunden nach Zwolle.

Wo kann man übernachten?

De Pelsertoren: In dem renovierten, mittelalterlichen Verteidigungsturm in der Stadtmauer befindet sich ein modernes B&B mit
vier Zimmern. Charmant und preiswert.

Was kann man erleben?

Einen Ausflug ins Kasteel Het Nijenhuis machen. Das etwa 15 Kilometer von Zwolle entfernte Schloss, ein wunderbar erhaltenes Herrenhaus aus dem späten Mittelalter beherbergt eine Zweigstelle des Museums De Fundatie. Die Gemäldesammlung ist sehenswert, der Skulpturengarten eine echte Schau.

Unbedingt probieren:

Essen in besonderer Atmosphäre. In der Bethlehemkirche, einem der ältesten Kirchengebäude von Zwolle, gibt es Sushi.


Quellen: