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Es ist leichter, in Deutschland kostenloses WLAN zu bekommen als kostenlose Tampons und Binden. Nach kurzer Recherche findet sich eine Webseite, sie listet über 30 000 Orte im Bundesgebiet mit kostenlosem Internet auf. Der Instagram-Kanal „Mädelsabende“ veröffentlichte vor einigen Wochen ­eine Deutschlandkarte, auf welchen öffentlichen Toiletten kostenlose Periodenprodukte verfügbar sind. Anzahl der Markierungen: neun.

Wobei diese Liste nicht vollständig ist und es seitdem immer öfter Meldungen gibt, dass jetzt diese eine Schule und jene Bibliothek eine „Testphase“ mit kostenlosen Artikeln starten. Aber von flächendeckender, dauerhafter Verfügbarkeit kann keine Rede sein.

Dabei ist der praktisch-hygienische Aspekt von kostenlosen Periodenprodukten noch nicht einmal der dringlichste. Gerade junge Menschen, die menstruieren, können sich die Produkte des monatlichen Bedarfs immer weniger leisten. Bei einer repräsentativen Befragung von Plan International 2022 gab mehr als ein Drittel der unter 25-Jährigen an, zu den günstigsten Produkten greifen zu müssen, weil am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist. 13 Prozent versuchen sogar, die Produkte seltener zu wechseln – nur, um weniger davon zu verbrauchen. Das ist nicht nur ein Geruchsproblem, sondern kann die Gesundheit gefährden. Eine Warnung zum „Toxic Shock Syndrome“, das bei zu langer Verwendung von Tampons eintreten kann, liegt jeder Packung bei. Und bei der aktuellen Entwicklung der Lebenshaltungskosten lässt sich vermuten, dass jene Prozentangaben vom Sommer 2022 bereits nicht mehr stimmen und inzwischen noch viel mehr Menstruierende von der Perioden-Armut betroffen sind.

Die Haltung der Bevölkerung zu kostenlosen Periodenprodukten ist eindeutig. Bei der Befragung von Plan International gaben 82 Prozent (der Frauen) an, dass sie sich dieses Angebot wünschen. Eine weitere repräsentative Umfrage von YouGov unter Männern und Frauen fand immer noch eine Mehrheit (66 Prozent) dafür.

Ein häufig angebrachtes Argument an dieser Stelle ist: Dann bedienen sich alle nur an den kostenlosen Produkten. Dass eine Gratis-Mentalität um sich greift, wenn drei Tampons auf der Toilette ausliegen, scheint sich in der Praxis allerdings nicht zu be­stätigen. Zum Beispiel bei einem Pilotprojekt in Düsseldorf: 70 Prozent der teilnehmenden Schulen hatten grundsätzlich positive Erfahrungen mit den kostenlosen Periodenprodukten auf ihren Toiletten gemacht und wünschten sich eine Fortsetzung des Projektes – von Missbrauch des Angebotes war keine Rede.

Es ist daher dringend an der Zeit, dass Frauen Binden oder Tampons so selbstverständlich auf einer öffent­lichen Toilette vorfinden, wie es selbstverständlich ist, dass es Klopapier gibt. Und sich alle nach dem Toilettengang die Hände mit Seife waschen können.


Quellen:

  • Plan International Deutschland e.V.: Menstruation im Fokus, ERFAHRUNGEN VON MÄDCHEN UND FRAUEN IN DEUTSCHLAND UND WELTWEIT. Online: https://www.plan.de/... (Abgerufen am 07.12.2022)
  • rankseek UG: WLAN Hotspots. Online: https://www.europakarte.org/... (Abgerufen am 01.01.2022)
  • ntv: Mehrheit befürwortet kostenlose Menstruationsprodukte in öffentlichen Gebäuden. ntv: https://www.n-tv.de/... (Abgerufen am 07.12.2022)
  • WDR: Erst Schottland, dann Düsseldorf: Kostenlose Tampons und Binden an Schulen. Online: https://www1.wdr.de/... (Abgerufen am 07.12.2022)