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Bis heute ein großer Fortschritt: Tabletten gegen Krebs aus der Apotheke vor Ort. Patientinnen und Patienten müssen für ihre Therapie nicht mehr auf einen Termin in der Onkologiepraxis oder in der Klinik warten. Wenn Betroffene ihr Rezept einlösen, stellen sie häufig Fragen zur Arznei. Eigens dafür geschultes Personal kann sich jetzt mehr Zeit für Krebspatientinnen und -patienten nehmen. Im Rahmen einer der fünf neuen pharmazeutischen Dienstleistungen. Die Krankenkassen vergüten diesen Service seit Juni mit 90 Euro, für jedes verordnete Krebsmittel einmalig.

Apothekerin Magdalena Witzel aus Berlin berät schon länger Betroffene während ­einer Krebstherapie. Denn der Bedarf für eine ausführliche Aufklärung ist da. „Die Ausgangslage ist meist so: Die Patientinnen und Patienten holen bei uns in der Apo­theke ihr Antitumormedikament und haben Fragen“, sagt Witzel. „Entweder geht es um Nebenwirkungen, oder oft auch um Nahrungsergänzungsmittel, die sie gern zusätzlich einnehmen wollen.“ Dabei muss man vorsichtig sein. Pflanzliche Produkte wie Johanniskrautpräparate können das Krebsmittel beeinflussen. Dann empfiehlt Witzel das längere, einstündige Gespräch.

Zu einem vereinbarten Termin bringt die Person alle Medikamente, Vitaminpräparate und Nahrungsergänzungsmittel, schildert Probleme und stellt ihre Fragen. Ziel der Beratung ist, die Therapie so angenehm und sicher wie möglich zu gestalten. „Es gibt Menschen, die leiden unter Nebenwirkungen, die man beispielsweise durch kleine Einnahmeänderungen mindern kann“, erklärt Witzel. Wie bei einer ihrer Kundinnen. Eine andauernde nächtliche Übelkeit hielt diese wach. Im Gespräch stellte sich heraus, dass sie ihr Schilddrüsenmedikament wegen des Krebsmittels nicht mehr morgens vor dem Frühstück einnahm. Mit Einverständnis der Kundin kontaktierte Witzel die behandelnde Ärztin. Gemeinsam entschieden sie, die Einnahme des Krebsmittels und der Schilddrüsentablette zu tauschen. Die Übelkeit war anschließend weg.

Der Austausch mit der behandelnden Medizinerin oder dem Mediziner ist generell besonders wichtig. Witzel: „Wir in der Apotheke sind im pharmazeutischen Bereich die Aktiven. Deshalb freue ich mich, wenn ich den Arzt oder die Ärztin kontaktieren darf und wir zusammen die Therapie des Patienten optimieren.“

Bei Bedarf gehört zu der neuen pharmazeutischen Dienstleistung nach zwei bis sechs Monaten ein Folge­gespräch. Hier wird abgeklärt, ob es Nebenwirkungen gab und diese schlimmer oder besser geworden sind. Und ob neue Fragen zur Arzneitherapie aufgetaucht sind.


Quellen:

  • Krensinformationsdienst: Orale Tumortherapie: Wachsender Beratungsbedarf bei Krebspatienten, Der Absatz von Proteinkinasehemmern, Immunsuppressiva & Co steigt. Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft (dkfz.): https://www.krebsinformationsdienst.de/... (Abgerufen am 29.11.2022)
  • Daniela Hüttemann: Diese Tipps können Apotheker immer geben, Orale Krebstherapie. Pharmazeutische Zeitung: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/... (Abgerufen am 29.11.2022)
  • ABDA: Pharmazeutischen Betreuung bei oraler Antitumortherapie. Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V.: https://www.abda.de/... (Abgerufen am 29.11.2022)