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Manche setzen auf Kräutertees, andere kochen sich Hühnersuppe, manche pressen Zitronen aus und erhitzen den Saft, andere schwören auf heiße Bäder. Fast alle haben ein bevorzugtes Hausmittel gegen eine Erkältung. Dr. Sabine Gehrke-Beck vom Institut für Allgemeinmedizin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin findet das gut: „Viele Menschen haben das Gefühl, dass ihnen das persönlich hilft und das können sie selbst am besten beurteilen.“ Gleichwohl gebe es keine Studie, die den Nutzen von Hausmitteln belegt.

„Es wäre schön, wenn es ein Mittel gäbe, dass die Krankheitsdauer verkürzt“, ergänzt Gehrke-Beck. Doch das sei bei einem infektiösen Schnupfen nicht zu erwarten. Denn verursacht wird er durch Viren. Kein Medikament bekämpft diese Erreger gezielt. Das Gute: „Mit Erkältungsviren kommt unser Immunsystem in der Regel gut zurecht.“ Unsere Abwehrzellen brauchen einige ­Tage, um die Erreger zu besiegen. Nach ein bis zwei Wochen ist die Erkrankung ausgestanden.

Doch warum empfinden wir Hausmittel als wohltuend? „Es wird vermutet, dass unser Körper mit Fieber reagiert, um Erreger schneller loszuwerden“, sagt Gehrke-Beck. Heiße Anwendungen wie Hühnersuppe und Vollbäder könnten das Fieber imitieren. Die Wärme hat allerdings noch weitere Effekte. Sie verbessert die Durchblutung, Immun­zellen gelangen dadurch möglicherweise besser dorthin, wo sie gebraucht werden. Ein weiterer Punkt: Bei einer Erkältung neigen wir dazu, zu frieren. Wärme empfinden wir dann als angenehm. Zudem befeuchten die genannten Mittel die Schleimhäute von Nase, Mund und Rachen.

Hühnersuppe, ausgepresste Zitronen und Arzneitees können zudem Halsschmerzen lindern. So beschreiben es zumindest viele Erkältete. Diese Anwendungen würden dann wie Lutschpastillen aus der Apotheke wirken.

Doch wie steht es mit anderen Präparaten aus der Apotheke vor Ort? „Es gibt ein paar Studien mit pflanzlichen Mitteln. Bei einigen zeigt sich: Den Behandelten geht es damit ein bisschen schneller ein bisschen besser“, sagt Gehrke-Beck. Synthe­tische Wirkstoffe lindern ebenfalls Beschwerden.

Wenn Fieber allerdings länger als zwei Tage dauert oder 39 Grad übersteigt, sollten sich Betrof­fene an ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt wenden. Das gilt auch, wenn Beschwerden nach fünf Tagen nicht besser werden oder weitere dazukommen – beispielsweise Atemnot oder starke Halsschmerzen. Es handelt sich dann nicht mehr um eine banale Erkältung.

Wenn Gehrke-Beck erkältet ist, greift sie zu ihrem eigenen bewährten Hausmittel. „Ich kaufe mir ein Buch und einen Sack Orangen“, sagt die Fachärztin für Allgemeinmedizin. Die Zitrusfrüchte wählt sie schlicht, weil sie ihr schmecken. Von dem ­darin enthaltenen Vitamin C erwartet sie keinen günstigen Effekt – weil Studien einen solchen nicht belegen konnten.


Quellen:

  • S2k Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals –Chriurgie (DGHNO): Rhinosinusitis . Leitlinie: 2017. https://www.awmf.org/... (Abgerufen am 01.08.2022)