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Herbstzeit ist Pilzzeit. Doch während hierzulande bei passendem Wetter Pfifferlinge, Steinpilze und Co. aus dem Waldboden schießen, braucht es für den Fund der unterirdisch wachsenden Trüffel echte Spürnasen. Meist gehören diese speziell ausgebildeten Hunden. Und die wertvollen Knollen gedeihen auch nur in wenigen Regionen. Die weiße Trüffel, die mit mehreren 100 Euro pro 100 Gramm zu den teuersten Lebensmitteln der Welt zählt, findet sich sogar fast ausschließlich in Norditalien. Den absoluten Hotspot bilden dabei die sanft-hügeligen Weinanbaugebiete Langhe-Roero, die mit dem Mon­-
fer­rato 2014 zum UNESCO-Welt­kultur­erbe geadelt wurden. Insbesondere Alba, Langhes Hauptort mit rund 30 000 Einwohnern, ist sowohl Wein- als auch Edelpilzfans ein Begriff. „Während der Trüffelsaison weht über Wochen der Duft von Trüffeln durch die Gassen“, schwärmt Sandro Minella, „und begeisterte Feinschmecker aus aller Welt versammeln sich hier, um dem Genuss zu frönen.“

Damit meint der 49-jährige Wein-Dozent und Foodblogger die in diesem Jahr zum 92. Mal ausgetragene „Fiera Internazionale Tartufo Bianco d’Alba“, Messe und weltgrößter Trüffelmarkt zugleich. Alles dreht sich hier um die weiße, also die Alba-Trüffel. Da wird gekauft, gegessen und gefachsimpelt, dass es nur so eine Freude ist. An neun Wochenenden lockt das Festival (noch bis 4. Dezember) Zehntausende Besucherinnen und Besucher an, Fachleute ebenso wie Laien. Es stehen Konzerte, Seminare, Ausstellungen, Kinderkurse und historische Nachstellungen auf dem Programm.

Minella ist dabei und setzt voll auf die Kombi Wein und Trüffel. Seit mehr als zehn Jahren moderiert er in der Sala Beppe Fenoglio neben dem Marktplatz die „Alba Truffle Show“. Dabei setzen Köche, darunter einige mit Michelin-Sternen dekorierte, die „Königin der Trüffel“ neu in Szene.

Auch Trüffelsuche live gibt es bei Minella. Bis zu acht Teilnehmende können mit, wenn er – meist mit dem bekannten „Trüffeljäger“ Piercarlo Vacchina und dessen Hund – auf Tour geht. Zwei Stunden dauern die Ausflüge, man lauscht Minellas Ausführungen (in Englisch, Französisch, Italienisch oder piemontesischem Dialekt) und entdeckt gleichzeitig die abwechslungsreiche Umgebung mit ihren Burgen, Trockenmauern, Wäldern und Felshängen.

Die weit geschätzten Tropfen Barolo, Barbaresco und Barbera sollte man unbedingt bei einer Weinprobe auf ­einem Gut verköstigen. Auch um Einheimische kennenzulernen. „Manchmal sind sie auf den ersten Blick mürrisch, aber immer bereit, ihr Zuhause und ihr Herz für diejenigen zu öffnen, die innehalten und zuhören wollen“, sagt Minella, der selbst aus Turin stammt. Zu erfahren gibt es viel, über Sarazenen, Napoleon, Autobauer aus Turin sowie Errungenschaften aus dem noch näheren Ort Bra. Die Gemeinde ist übrigens der Geburtsort der Slow-Food-Bewegung. Sie macht sich für den Erhalt der regionalen Küche und lokaler Produkte stark. Im Piemont sind das etwa Castelmagno-
Hartkäse, Robiola di Roccaverano-
Ziegenfrischkäse, Lebermortadella oder die berühmten Haselnüsse.

Auch kulturell ist Alba, die „Stadt der hundert Türme“, ein Leckerbissen. Sehenswert sind die mittelalterlichen Turmhäuser, der im gotisch-lombardischen Stil erbaute Dom und die von schlichter Eleganz geprägte, jahrhundertealte Chiesa San Domenico, die Konzerten ein einmaliges Ambiente bietet. Ein Juwel der modernen Architektur ist die Chiesa della Trasfigurazione: Ihr ganz in Weiß gehaltener
Innenraum gestaltet sich wie ein Himmelszelt. Das Schloss Grinzane Cavour ist ein wichtiger Schauplatz der Fiera. Auf der traditionellen Wohl­tätigkeitsauktion wurde im November 2019 ein Kilo Trüffel für sage und schreibe 120 000 Euro versteigert.


Quellen: