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Lavendelfelder, Vincent van Goghs berühmtes Gemälde der Sonnenblumen, Wein, heißes Mittelmeerklima – das ist die südfranzösische ­Provence im Sommer. Im August ist der Lavendel in der Stadt Arles wahrscheinlich schon verblüht, ein Strandurlaub bei 30 Grad vielen Touristinnen und Touristen zu heiß. Langweilig wird es trotzdem nicht.

Denn die 50.000-Einwohner-Stadt ist UNESCO-Weltkulturerbe und war in der Antike für das Römische Reich ein wichtiges Tor zum Mittelmeer. Davon zeugen zahlreiche Monumente in der Innenstadt. Die ältesten wurden bereits im ersten Jahrhundert vor Christus erbaut. Einmal im Jahr soll dies auch über die Ruinen hinaus sichtbar werden – mit dem Festival „Arelate“, so lautet der antike Name von Arles. Im Zentrum der Festspiele vom 13. bis 19. August stehen die Schauspielerinnen und Schauspieler, die berühmte römische Schlachten und antikes Leben für ein internationales Publikum nachstellen.

„Mit dem Festival wollen wir das römische Leben zeigen“, sagt Emmanuelle Carrie, die das Event mitorganisiert. Die Gäste lernen etwas über die ­römische Geschichte der Stadt und werden dabei bestens unterhalten. Das Motto lautet in diesem Jahr „Spiele und Vergnügen in der Antike“. Unter anderem stehen Workshops zu Frisuren im römischen Stil, Webtechniken und Mosaiken auf dem Programm. Auch ein detailgetreues römisches Soldatenlager ist zu besichtigen.

Für den Großteil des Festivals, so Carrie, müssen die Gäste nicht unbedingt Französisch verstehen. „Dieses Festival wurde für Familien konzipiert“, sagt die 46-Jährige. Wenn die Akteure die aus „Asterix und Obelix“ bekannte „Schildkrötenformation“ der römischen Armee darstellen, spielt der Text keine große Rolle.

„Wir haben hier so viele bedeutende römische Artefakte, wir sind fast die zweitwichtigste antike Stadt nach Rom“, erklärt Gérard Fouquet enthusiastisch. Er ist als einer der historischen Berater für das Römer-Festival zuständig, das 2023 bereits zum 17. Mal stattfindet – und sich auch den kulinarischen Künsten des alten Roms widmet. In ­einer Kooperation mit lokalen Restaurants werden während der fünf ­Festivaltage ausschließlich Speisen serviert, die auch schon in antiken Zeiten von ­Römern gegessen wurden.

Neben dem Hauptfestival „Arelate“ gibt es auch das kleinere, aber nicht minder beliebte Festival „Peplum“. Es widmet sich dem Genre der sogenannten Peplum-Filme. „Dazu zählen Filme, die sich mit der Antike beschäftigen“, erklärt die Historikerin und Mitorganisatorin Chris Bremont. Vor der ­Vorführung gibt es Vorträge über den historischen Hintergrund des jeweiligen Films. In der Vergangenheit ­wurden zum Beispiel „Wonder ­Woman“, „Alexander der Große“, ­„Troja“ und der Klassiker „Ben Hur“ gezeigt. Organisiert wird das Festival von „leidenschaftlichen Freiwilligen“, erklärt Chris Bremont. Schon allein die ­Kulisse des „Theatre Antique d’Arles“, in dem die „Sandalenschinken“ bei Sonnenuntergang beginnen, sei sehr reizvoll.

Der August ist einer der heißesten Sommermonate in Südfrankreich, weshalb schattenspendende Zelte auf dem gesamten Festivalgelände aufgestellt sind. Wem es dennoch zu heiß werden sollte, der kann sich an den Lieblingsort von Emmanuelle Carrie ­zurückziehen: den unterirdischen Gang unter den Ruinen des Forums Romanum. Hier ist es auch im Sommer angenehm kühl. Carrie empfiehlt außerdem den „Jardin Hortus“ im Zentrum der Stadt – eine große, im Sommer besonders ansprechende Parkanlage.

Für alle, die die nähere Umgebung ­erkunden wollen: Arles liegt in der Nähe des Naturreservates Camargue. Und der Strände von Piémanson und Beauduc. So kommt auch der Strandurlaub auf keinen Fall zu kurz.

Infos für Ihre Reiseplanung

Wie kommt man hin?

Auto: von Süddeutschland über Liechtenstein und die Schweiz nach Arles in Südfrankreich (etwa zehn Stunden).

Zug: ab Köln nach Paris und über Avignon nach Arles, in etwa acht Stunden.

Wo kann man übernachten?

Mas de la Chapelle: eine ehemalige, renovierte Kapelle aus dem sechzehnten Jahrhundert. Sie liegt etwa fünf Kilometer vom Amphitheater und vielen weiteren Sehenswürdigkeiten im Zentrum entfernt. Das Gelände verfügt über einen Pool, Tennisplatz und einen fünf Hektar großen Park.

Was kann man erleben?

Die Vincent-van-Gogh-Stiftung besuchen. Der berühmte Maler zog 1888 nach Arles, auf der Suche nach einem „anderen Licht“. Eines der berühmtesten Gemälde der Welt, die ­„Sonnenblumen“, hat er zum Beispiel in der Stadt in der Provence gemalt.

Unbedingt probieren:

Minutal: Schweinefleisch mit getrockneten Aprikosen – ein klassisches Rezept aus der Region, das während des Festivals „Arelate“ ­
in den zahlreichen Restaurants der Stadt angeboten wird.

Emmanuelle Carrie

Der Lieblingsplatz der 46-Jährigen ist seit ihrer Studienzeit der unter­irdische Gang unter dem Forum Romanum. Sie ­
hat Geschichte, Literatur und Tourismus studiert und ist seit 2007 bei der Organisation des Römer- Festivals „Arelate“ aktiv.


Quellen: