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Roberto Schneider schwärmt von seiner Heimat. Die Südschweiz mit ihren Bergen, Tälern, Seen und dem Städtetrio Locarno, Bellinzona und Lugano ist für ihn ein kleines Paradies. Der ehemalige Hürdenläufer, der Mitte der 70er über 110 Meter in die weltweiten Top Ten sprintete, lernte bei zahlreichen Auslandsreisen auch viele andere schöne Länder und Gegenden kennen. Doch längst lebt und arbeitet er (wieder) in dem italienischsprachigen Kanton. Und engagiert sich ehrenamtlich als Präsident des jährlichen „slowUp Ticino“. „Ein einzigartiges Event, das alle fröhlich und gelassen stimmt“, sagt er. Im vergangenen Jahr zog es fast 40 000 Besucherinnen und Besucher an, die sich auf rund sieben Stunden und 50 Kilometer verteilten. „Beim ,slowUp‘ können sich Jung und Alt einen ganzen Sonntag lang auf ab- gesperrten Straßen unbeschwert bewegen: zu Fuß, auf dem Fahrrad, auf Inlineskates. Hauptsache mit eigener Muskelkraft.“

Am 23. April ist es wieder so weit. Dann heißt es für alle Nicht-Motorisierten: freie Fahrt zwischen Locarno, der wohl bekanntesten, und Bellinzona, der Hauptstadt des Tessins. Die überwiegend flache Strecke führt am 64 Kilometer langen und ebenso schmalen wie verästelten Lago Maggiore vorbei und durchquert neben neun Gemeinden die attraktive, grüne Magadinoebene zu Füßen bis zu 2000 Meter aufragender Alpenausläufer. Das Beste: Jede und jeder bestimmt für sich, welche Distanz zurückgelegt werden soll. Und in welchem Tempo. „Es gibt auf diesem sehr abwechslungsreichen Parcours keine Zeitmessung, dafür zahlreiche Stopps mit Verpflegungsmöglichkeiten, Unterhaltung und Spielen für die Kinder“, erklärt Schneider das Konzept. Zwanzig Regionen tragen den auf sanfte Mobilität und Nachhaltigkeit setzenden Breitensporttag mittlerweile aus. Der im Tessin ist der erste im Jahreskalender, dem milden Klima sei Dank. 2300 Sonnenstunden pro Jahr bescheren den Schweizer Wärmerekord, was jede Menge Palmen und Zitronenbäume bezeugen.

Zu entdecken gibt es in der Region genug. Naturfans zieht es ins malerisch-raue Verzascatal mit seinen steilen Hängen und unzähligen Wasserfällen (und einer bei Bungeejumpern beliebten Staumauer) oder in die Centovalli – die hundert Täler. Verwunschene Dörfer wie Intragna, Verdasio und Rasa scheinen Lichtjahre von
den glamourösen Tessiner Seeorten entfernt. Real sind es nur einige Kilometer.

Zwischen den Nobelresidenzen rund um Ascona und Locarno werden aber auch Kulturinteressierte ohne Zweitwohnsitz glücklich. Bei der auf einem Felsvorsprung oberhalb des Lago Maggiore thronenden Wallfahrtskirche Madonna del Sasso, 1480 aufgrund einer Marienerscheinung gebaut, schlagen Besucherherzen höher. Das gilt auch für die größte Stadt des Tessins, Lugano. Deren 2015 direkt am Luganer See eröffnetes Kulturzentrum Lugano Arte e Cultura (LAC) bildet mit dem Kunstmuseum das krönende Finale eines Shoppingbummels auf der exklusiven Via Nassa. Tipp: Sich um Karten im großen Konzertsaal zu bemühen lohnt sich – die Akustik ist hochgelobt. Weniger quirlig geht es in Bellinzona zu, das mit zahlreichen Palazzi (samt wertvollen Fresken) und gleich drei zum UNESCO-Welterbe geadelten Burgen aufwarten kann. Schneiders Tipp: „Die Burg Castelgrande ist unbedingt einen Besuch wert, allein schon wegen des Aussichtsturms und des tollen Stadtblicks.“ Die anderen Burgen heißen Montebello und Sasso Corbaro.

In Locarno lockt im Juli die Musik- reihe „Moon and Stars“ – und im August das „Locarno Film Festival“, eines der wichtigsten der Welt. Und natürlich der Lago Maggiore. „Wunderschön ist der Rad- und Fußweg am Ufer, der von Locarno nach Minusio führt. Selbst ich als Einheimischer fühle mich da sofort wie im Urlaub.“

Von Christian Haas

Infos für Ihre Reiseplanung

Wie kommt man hin?

Auto: Von München in etwa 4,5 Stunden via Bregenz nach Bellinzona (Mautgebühren in Österreich und Schweiz).

Zug: Von Stuttgart über Zürich und den neuen Gotthardtunnel in etwa 5 Stunden nach Bellinzona. Weiter nach Locarno (etwa 20 Minuten).

Wo kann man übernachten?

Corippo Albergo Diffuso: Im12-Seelen-Ort Corippo im Verzascatal fungieren fünf Rustici als Hotel mit insgesamt 26 Betten. Die Gassen bilden die Hotelgänge, in der Osteria kocht der bereits für Sterneköche tätige Jeremy Gehring.

Was kann man erleben?

Die Kamelienblüte: Der am Ufer des Lago Maggiore gelegene Kamelienpark in Locarno ist eine Offenbarung für Botanikfans. Hier können sie 850 Kamelienarten bewundern.

Unbedingt probieren:

Bissoli: Seit Jahrhunderten ist Bellinzona für dieses Süßgebäck bekannt. Es besteht aus fester Kastanien- und Schokoladencreme, verziert mit dunkler und weißer Schokolade.


Quellen: