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Vor sieben Jahren hat ­einer der schlimmsten Terroranschläge der jüngeren Geschichte Nizza traumatisiert. Ein Attentäter war am Nationalfeiertag mit einem Lastwagen in die feiernde Menschenmenge gerast. Bilanz: 86 Tote und 300 Ver­letzte. „Uns hier kommt es vor, als sei es gestern gewesen“, sagt die Direktorin des Nizzaer Karnevals, Caroline ­Constantin. Der Fasching helfe den Menschen, solche Erfahrungen zu verarbeiten und ihre Lebensfreude wiederzufinden. Nach Jahren der Corona-Beschränkungen wollten die Leute wieder zusammenkommen, gemeinsam feiern und Freude erleben.

Die Stadt Nizza übernahm vor zwei Jahren die Organisation des Karnevals vom Tourismusamt. Sie will den Einheimischen ihr Fest „zurück­geben“. In mehreren benachteiligten Stadtteilen bietet sie Jugendlichen Maskenbau-Workshops und einen Trommelkurs an. Gemeinsam bauen sie Riesen und andere Figuren für den großen Umzug. So können die jungen Leute an der großen Karnevalsparade teilnehmen und das Festival als das ihre erleben. „Die Jugend­lichen lernen hier, dass sie Protest auch anders als mit Gewalt ausdrücken können“, sagt Constantin: „Mit der für den Karneval typischen Ironie und Satire.“

Unter dem Motto „König der Schätze der Welt“ (Roi des Trésors du Monde) geht vom 10. bis 26. Februar der Nizzaer Karneval über die Bühne. Zum 150. Geburtstag gibt es extragroße Paraden mit 17 Themenwagen. Höhepunkt: die Blumenschlachten (Batailles de Fleurs), bei denen aufwendig kostümierte junge Frauen von Wagen herab Berge von Blumen in die Menge werfen. Die Umzüge beginnen am 12. Februar. Am 17. feiert die LGBTQ- Gemeinde mit einem eigenen Umzug ein Fest in der Nizzaer Innenstadt.

Für Caroline Constantin bummelt gern durch die Gassen der Altstadt, schaut sich nach exotischen Gewürzen und Kräutertees um oder probiert die neuesten Kreationen in kleinen, feinen Modebouti­quen. Ihre Mittagspause verbringt sie am liebsten in einem kleinen Restaurant von „sehr kreativen Freunden“ in der Rue Bonaparte. Die Küche dort findet sie „atemberaubend“. Kultur genießt sie abends im „Palais Lascaris“ oder in der „Villa Masséna“ an der mondänen Uferpromenade. Zum Karneval 2023 läuft dort eine Ausstellung von Kostümen aus Rio de Janeiro.

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts verbrachten der europäische Adel und später auch das Großbürgertum gerne die Winter im von milden Temperaturen verwöhnten Nizza. Die Herrschaften bauten sich reich verzierte Villen, Kulturtempel und feine Hotels. Dazu legte man Gärten und Parks mit exotischen tropischen Pflanzen an, die an der sonnenverwöhnten Côte d’Azur prächtig gedeihen.

Die aktuelle Stadtregierung setzt weiter auf Begrünung. Die einst chronisch verstopfte Hauptstraße Jean Médecin wurde zur Fußgänger- und Shopping-Meile. Zwischen Hafen und Innenstadt wächst ein neues Künstler- und Ausgehviertel heran und die berühmte Uferstraße Promenade des Anglais hat zwei ihrer Fahrspuren an Flaneure, Radfahrerinnen, Jogger und Skaterinnen abgetreten. Entdecken lässt sich Nissa La Bella, die Schöne, am besten zu Fuß – mit einem städtischen Mietfahrrad („Vélobleu“) oder mit der silbernen Tram.

Alle paar Minuten kommt eine der glitzernden Bahnen. Ein Stehplatz am Fenster bietet Gästen wie Einheimischen Aussicht auf viele Sehenswürdigkeiten: etwa die Fußgängerzone Jean Médecin mit ihren schicken Geschäften oder die arkadengesäumte und schwarz-weiß gepflasterte Place Masséna. Apropos Aussicht: Einen wunderschönen Blick über die Dächer von Nizza bietet die Dachterrasse des Museum MAMAC (Musée d’Art Moderne et d’Art Contemporain).

Von Robert Fishman

Infos für Ihre Reiseplanung

Wie kommt man hin?

Auto: Ab Frankfurt/M. über die A 5 via
Freiburg durch die Schweiz, über Mailand und Genua in ca. 13 Stunden (Mautpflicht!).

Bahn: Von München über Zürich, Mailand
und Ventimiglia in ca. 12–14 Stunden. Von Köln über Paris in etwa der gleichen Zeit.

Wo kann man übernachten?

Le Windsor: Hier wohnt man auf 4-Sterne-Niveau in einem mit reichlich Kunst dekorierten und zentral gelegenen Haus.
Besonders schön: der exotische Garten.

Was kann man erleben?

Berühmte Gemälde anschauen: Im 19. und frühen 20. Jahrhundert zog die Côte d’Azur mit ihrem weichen Licht Maler aus aller Welt an. Einem der berühmtesten widmete Nizza ein Museum. Es ist das Musée Marc Chagall.

Unbedingt probieren

Frische Austern und andere Meeresfrüchte. Das Traditionscafé „Café de Turin“ auf der Place Garibaldi serviert sie täglich frisch.
Es besteht schon seit mehr als 100 Jahren.


Quellen: