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Im Heft zeigen wir eine aufwändige Infografik, wo die einzelnen Komponenten der „Smarten Toilette“ (Forschungsprojekt) dargestellt sind. Hier noch einmal kurz erklärt:

Ein Bewegungssensor:
Erkennt per Infrarotlicht, dass jemand pinkelt.

Ein Teststreifen:

Wird hinten in der Toilette herausgefahren, wenn jemand pinkelt. Er untersucht den Urin auf pH-Wert, bestimmte Biomarker und das Vorhandensein von Immunzellen, die etwa eine Blasenentzündung anzeigen.

Ein soganntes Uroflowmeter:

Misst Fließgeschwindigkeit und Volumen des Urins. Anhand dessen lässt sich etwa feststellen, ob jemand eine Entleerungsstörung hat, möglicherweise aufgrund einer vergrößerten Prostata.

Ein Fingerabdruck-Scanner:
Erkennt beim Spülen, wer gerade die Toilette benutzt.

Ein Analscanner:

Auch anhand des Anal-Prints lässt sich der Toilettenbesucher identifizieren. Er dient gewissermaßen als Back-up.

Ein Drucksensor in der Klobrille:

Misst, wie lange die Sitzung dauert. Ist sie ungewöhnlich lang, hat die Person vielleicht Verstopfung.

Eine Stuhlkamera und ein neuronales Netz:

Erstere macht Fotos vom Stuhl und kann ihn dann gemäß der Bristol-Stuhlformen-Skala einordnen. So fällt auf, wenn etwas nicht normal ist (Durchfall, Blut im Stuhl etc.).

Die Daten
werden der jeweiligen Nutzerin oder dem Nutzer zugeordnet und in einer Cloud gespeichert. Sie könnten Ärztinnen und Ärzten helfen, Krankheiten früher zu erkennen. Zunächst müssten aber noch wichtige Fragen zum Datenschutz geklärt werden.

Was sagen Expert:innen dazu?

Dr. Ing. Can Dincer, Nachwuchsgruppenleiter am Freiburger Zentrum für interaktive Werkstoffe und bioinspirierte Technologien und am Institut für Mikrosystemtechnik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg:

„Das ist interessant: Die Forscher haben viele unterschiedliche Systeme integriert und eine kompakte, smarte Toilette gebaut. Man kann sie – beziehungsweise die einzelnen Elemente, um die Toilette aufzurüsten – aber noch nicht kaufen. Das ist ein Prototyp, der den aktuellen Stand der Forschung wiedergibt. Ich als Sensoriker würde es mir so noch nicht installieren. Wenn man Krankheiten vorhersagen möchte, muss man noch viel mehr Proben untersuchen und eine extrem hohe Trefferquote garantieren. Es wird also noch einige Jahre dauern, bis so etwas auf den Markt kommt.“

Was ist mit Corona?

Bakterien und Viren wie SARS-CoV-2 können im Stuhl nachgewiesen werden. Oft, bevor eine Person überhaupt weiß, dass sie sich angesteckt hat. Im Fall von Corona muss die Probe aufwendig aufgearbeitet und eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) damit durchgeführt werden. Direkt in der Toilette geht das bisher nicht. Aber auch im Abwasser finden sich Spuren des Virus-Erbguts. Viele Länder führen regelmäßig ein Abwasser-Monitoring durch, um festzustellen, wie stark sich das Coronavirus verbreitet und welche Varianten auf dem Vormarsch sind. In Deutschland wird dies noch nicht flächendeckend gemacht, es gibt aber Modellprojekte.


Quellen:

  • Park, S, Won D D, Lee B J et al.: A mountable toilet system for personalized health monitoring via the analysis of excreta. In: Nature Biomedical Engineering 06.04.2020, 6: 624-635
  • Lewis S J, Heaton K W : Stool form scale as a useful guide to intestinal transit time. In: Scandinavian journal of gastroenterology 06.05.1997, 32: 920-924
  • Christian Andrae: Stuhlgang: Was ist normal?. Apotheken Umschau Online: https://www.apotheken-umschau.de/... (Abgerufen am 31.08.2022)