Logo der Apotheken Umschau

Exakt 366 Stufen führen hinauf auf die Aussichtsplattform des Belfrieds. Doch der schweißtreibende Aufstieg lohnt sich! Der am Grote Markt gelegene stattliche Turm, Wahrzeichen der Hauptstadt West-Flanderns, bietet einen herrlichen Überblick über die 120 000-Einwohner-Stadt, die gerade einmal 15 Kilometer von der Nordsee entfernt ist. In der von der UNESCO zum Welterbe gekürten mittelalterlichen Innenstadt gibt es viel zu sehen. Hier alte Wallanlagen mit Windmühlen, dort enge Gassen mit Kopfsteinpflaster. Und weil Brügge nie durch Kriege zerstört wurde, überall sehr gut erhaltene Gebäude: wie die Liebfrauenkirche, die St.-Salvator-Kathe- drale, den Beginenhof und den früheren Gruuthuse-Stadtpalast. Das Leben spielt sich vor allem rund um die vielen Brücken sowie an und auf den teils verwunschenen Grachten ab. Sie werden selbst in der kalten Jahreszeit für entspannte Bootsfahrten genutzt. Während des Festivals „Wintergloed“, das noch bis zum 8. Januar dauert, sind diese Stadttouren besonders stimmungsvoll.

„Das Festival umfasst nicht nur ein paar Standorte, sondern die ganze Stadt“, sagt Karel Standaert, der als Projektmanager viele lokale Großevents mitorganisiert. Sein Votum: „Das Winterfestival ist mit das schönste im ganzen Jahr.“ Das liegt auch daran, dass Karel und sein Team sich bemühen, die Hauptattraktionen zu entzerren, damit es gemütlich bleibt – trotz mehr als einer Million Besucher in sechs Wochen. Beim Lichterparcours etwa verteilen sich acht über- lebensgroße Lichtinstallationen auf einem 2,6 Kilometer langen Rundweg. Alle greifen das Thema „Erwachen“ auf: das Erwachen aus dem Dunkel, das Erwachen aus der Corona-Starre, das Erwachen der Fantasie. Dazu regen die XXL-Farbspiele wahrlich an. Mal werden bewegte Motive auf Fassaden gezaubert, mal ins Wasser. „Ein schönes Beispiel“, empfiehlt Karel, „ist die Installation auf den Stadtwällen, die das Alte Wasserhaus und die Umgebung mit einer Videoprojektion auf magische Weise zum Leben erweckt.“

Nach dem Kunstgenuss und dem Eislaufen am Minnewater (See der Liebe) lädt die Stadt zum gemütlichen Geschenke-Shopping ein. Unter dem Siegel „Handmade in Bruges“ haben sich Dutzende lokale Handwerksbetriebe zusammengeschlossen: Kalligrafiekünstler, Papierschöpfer, Glasbläser und viele mehr. Geballt findet man ihre Werke auf den beiden Weihnachtsmärkten am Grote Markt und am Simon-Stevin-Platz – eine weitere Säule des Winterfestivals. „Der Unterschied zu anderen Weihnachtsmärkten ist, dass sich hier Moderne mit Traditionellem verbindet“, meint Karel und spielt dabei auf die stylishen Buden an. Man kann freilich auch die im Stadtgebiet verteilten Handmade-Shops und Werkstätten einzeln aufsuchen. Beim Navigieren hilft ein Flyer, der auch auf Deutsch erhältlich ist (etwa in der „Zentrale“ in der Sint-Jakobsstraat 36). Aber Achtung: Gut möglich, dass vermeintlich kurze Wege länger dauern als geplant. Denn: Hier gibt es etwas zu schauen, dort etwas zu hören. Und über allem hängt ständig der Duft frischer Waffeln, und feinster Pralinen.

Überhaupt: die Schokolade! 55 Manufakturen und Geschäfte machen Brügge zum Schoko-Mekka. Dessen wohl berühmtester Wallfahrtsort dürfte das Ladengeschäft von Dominique Persoone sein. Erst im September wurden er und Sohn Julius vom „Gault&Millau“ zu den „Chocolatiers des Jahres 2023“ geadelt. Nicht die einzige Auszeichnung. Pralinen mit Austern, Käse, Blumenkohl, Essig und Wasabi sowie ganze Schoko-Menüs haben dem Senior-Chocolatier schon „Michelin“-
Sterne eingebracht – und den Ruf, der Rockstar unter Flanderns Chocolatiers zu sein. Dass die Kunst der Kakao-Veredelung auch andere in Brügge perfekt beherrschen, etwa Herman Van Dender, Pierre Marcolini und Stephan Dumont, erfährt man im Schokoladen-Museum, zu dem sich ein Abstecher lohnt.

Christian Haas

Infos für Ihre Planung

Wie kommt man hin?

Auto: Über Brüssel oder Antwerpen, von Frankfurt aus sind es etwa fünf Stunden.

Zug: Mit dem ICE bzw. Thalys nach Brüssel und per IC weiter nach Brügge, von München/Hamburg/Berlin je etwa acht Stunden.

Wo kann man übernachten?

Hotel Portinari: Das Viersternehotel engagiert sich voll und ganz für die Kultur, mit Kunst von alten Meistern wie auch von jungen, lokalen Künstlern.

Was kann man erleben?

Die Gemäldesammlung altflämischer Maler im Groeningemuseum besuchen. Sie präsentiert sechs Jahrhunderte flämischer Kunst. Weltberühmte Werke stammen zum Beispiel von Jan van Eyck, Rogier van der Weyden und Hans Memling.

Unbedingt probieren
Pralinen, Waffeln und Pommes wurden hier erfunden. Hoch im Kurs steht auch Bier. In der ältesten Brauerei, De Halve Maan, gibt es täglich Führungen mit Verkostung.

Corona-Pandemie: Bitte beachten Sie die aktuelle Corona-Situation an Ihrem Reiseziel und die dort geltenden Schutzmaßnahmen.


Quellen: