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Butter oder Margarine?

Betrachtet man allein die CO2-Bilanz, ist das Urteil eindeutig. „Da verliert Butter gegen Margarine“, sagt Dr. Guido Reinhardt vom Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg (ifeu). Der Wissenschaftler bewertet die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln. Wegen des hohen Fettanteils ist viel Milch nötig, um Butter herzustellen. Viel Milch bedeutet vereinfacht gesagt: viele Kühe, die mit ihrem Rülpsen und Pupsen Methan freisetzen – ein Treibhausgas, das etwa 25 Mal schädlicher ist als CO2. „Milchprodukte sind für bis zu ein Drittel der Umweltlast verantwortlich, die durch die Ernährung entsteht“, so Reinhardt. Deshalb ist es sinnvoll, mit Butter (und anderen fettreichen Milchprodukten) sparsam zu sein. Wer auf Margarine setzt, kauft sie am besten palmölfrei. Zwar sind Ölpalmen sehr ertragreich. Für ihren Anbau werden aber CO2-Speicher wie Regen- und Torfwälder gerodet.

Glasflasche oder Tetra Pak®?

Das lässt sich nicht eindeutig beantworten. Großen Einfluss auf die Klimabilanz haben Verpackungen etwa bei Hülsenfrüchten, Gemüse – und bei Getränken. Erster Tipp also: von Mineral- auf Leitungswasser umsteigen. Das spart Geld, Energie und Verpackung. Wie klimafreundlich eine Verpackung ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Von Vorteil ist, wenn sie wenig wiegt oder mehrfach verwendet werden kann, ohne weite Wege zurückzulegen. „Einwegglas und Konservendosen wirken sich oft fünf- bis zehnmal stärker auf die Umwelt aus als ihr Inhalt“, sagt Reinhardt. Glas ist schwer und in der Herstellung
energieaufwendiger als PET, kann aber öfter verwendet werden. Bei Mehrweg-Ver-
packungen sollten wir nach Poolflaschen Ausschau halten, die viele Abfüller nutzen. Man erkennt sie etwa an der Perlenprägung oder Abnutzungsringen, die entstehen, wenn die Flasche sich oft über ein Transportband bewegt. Milch besser im Verbundkarton kaufen als in der Mehrweg-Glasflasche. Die Flaschen müssen oft weit transportiert werden, da es wenige Mehrweg-Molkereien gibt.

Regional oder bio?

Bio hat viele Vorteile: Der Öko-Landbau belastet Böden und Grundwasser nicht so stark. Die Äcker setzen weniger Lachgas frei, das etwa 300 Mal so schädlich ist wie CO2. In der Bio-Tierhaltung werden weniger Antibiotika verwendet, Vorgaben zum Tierwohl sind strenger. Auf der anderen Seite ist es natürlich sinnvoll, wenn wir in Berlin Äpfel aus Brandenburg kaufen und nicht aus Neuseeland. Aber Lebensmittel sind nicht automatisch klimafreundlich, nur weil sie in der Nähe produziert werden. Tomaten aus beheizten Gewächshäusern haben auch hierzulande meist eine schlechte Klimabilanz. Deshalb: „Regional und saisonal kombinieren“, empfiehlt Reinhardt, „dann ist beides klasse.“ Leider landen Obst und Gemüse besonders oft im Müll und tragen so stark zur Lebensmittelverschwendung bei. Abhilfe kann ein Speiseplan schaffen – und die richtige Lagerung.

Pommes oder Salzkartoffeln?

Die Verarbeitung kann die Klimabilanz von Lebensmitteln verschlechtern. So verursacht ein Kilo Tiefkühlpommes etwa viermal so viel CO2 wie ein Kilo naturbelassene Kartoffeln. Insgesamt gibt es aber weniger Daten zu den genauen Klimaauswirkungen verarbeiteter Lebensmittel aus mehreren Zutaten. Aber: Ein hoher Anteil pflanzlicher Zutaten verringert die Auswirkungen aufs Klima. Zu dem Ergebnis kam ein Team der Universität Oxford bei einer Analyse von rund 57 000 Lebensmitteln.

Fisch oder Fleisch?

Beides möglichst selten und bewusst konsumieren, dabei bio bevorzugen. Unser Fleischkonsum ist die wichtigste Stellschraube für eine klimafreundlichere Ernährung. Rindfleisch verursacht mit Abstand die meisten Klimagase, Geflügel deutlich weniger. Wer Fisch isst, sollte auf Art, Herkunft und Fang- oder Zuchtmethode achten. Hilfestellung bietet etwa der WWF-Fischratgeber, den es online oder als App gibt.


Quellen:

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  • Sanders J und Heß J (Hrsg.): Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft, Thünen Report 65. https://www.doi.org/... (Abgerufen am 26.09.2022)
  • Clay N, Garnett T und Lorimer J: Dairy intensification: Drivers, impacts and alternatives. In: Ambio 01.01.2019, 49: 35-48
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  • Skinner C, Gattinger A, Kraus M et al.: The impact of long-term organic farming on soil-derived greenhouse gas emissions. In: Scientific Reports: 08.02.2019, https://doi.org/...
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  • Ritchie, H und Rosner M: Environmental Impacts of Food Production. Our World in Data: https://ourworldindata.org/... (Abgerufen am 26.09.2022)
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  • GfK SE: Systematische Erfassung des Lebensmittelabfalls der privaten Haushalte in Deutschland, Schlussbericht 2020. https://www.bmel.de/... (Abgerufen am 26.09.2022)
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  • Seufert V und Ramankutty N: Many shades of gray — The context-dependentperformance of organic agriculture. SCIENCE ADVANCES: https://www.science.org/... (Abgerufen am 26.09.2022)
  • WBAE – Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitli- chen Verbraucherschutz beim BMEL: Politik für eine nachhaltigere Ernährung: Eine integrierte Ernährungspolitik entwickeln und faire Ernährungsumgebungen gestalten. https://www.bmel.de/... (Abgerufen am 26.09.2022)
  • Cooper H, Evers S, Aplin P et al.: Greenhouse gas emissions resulting from conversion of peat swamp forest to oil palm plantation. In: Nature Communications 01.01.2020, 11: 407
  • Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC): IPCC Special Report on Climate Change, Desertification, Land Degradation, Sustainable Land Management, Food Security, and Greenhouse gas fluxes in Terrestrial Ecosystems, Summary for Policymakers. https://www.ipcc.ch/... (Abgerufen am 26.09.2022)