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Ausreichend Schlaf ist wichtig für Gesundheit und Wohlbefinden: Wer gut schläft, ist fitter, konzentrierter und leistungsfähiger. Doch besonders Frauen mit stressigem Alltag finden oft nicht die nötige Ruhe und verbringen die Nächte unfreiwillig wach – häufiger noch als Männer. Dabei bestätigen Expertinnen und Experten, dass Frauen sogar mehr Schlaf als Männer brauchen[1].

Der kleine Unterschied – Frauen brauchen tatsächlich mehr Schlaf

Wie viel Schlaf wir brauchen, ist sehr individuell. Es hängt unter anderem davon ab, wie intensiv unsere Hirnaktivitäten während des Tages sind. Kinder schlafen generell länger als Erwachsene, ältere Menschen indes kommen mit weniger Schlaf aus. Aber brauchen Frauen mehr Schlaf als Männer?

Im Durchschnitt schon, ergab eine Allensbach-Umfrage: Über die Hälfte (52 Prozent) der weiblichen Befragten über 16 Jahren benötigt demnach mindestens acht Stunden und mehr Schlaf pro Nacht. Dagegen zählen nur 39 Prozent der Männer zu den „Langschläfern“[2]. Auch der britische Schlafforscher Jim Horne, langjähriger Leiter des Loughborough Sleep Research Centre (LSRC), stellt fest, dass Frauen etwa 20 Minuten pro Nacht länger schlafen.

Allerdings haben laut der Allensbach-Umfrage auch 20 Prozent der Frauen weniger als sieben Stunden Schlafbedürfnis und 11 Prozent der Männer über neun Stunden. Der individuelle Schlafbedarf kann also innerhalb eines Geschlechts stark variieren.

Warum benötigt das weibliche Gehirn mehr Schlaf?

Laut Horne liegt der höhere Schlafbedarf daran, dass Frauen ihr Gehirn intensiver nutzen. Und je mehr das Gehirn beansprucht wird, umso mehr Schlaf braucht es, um sich zu erholen. Das weibliche Hirn ist Horne zufolge anders vernetzt, es gibt mehr Verbindungen zwischen den beiden Hälften. Und ihre Gehirne seien tagsüber stärker belastet, weil Frauen häufig Multitasking betreiben – sie also mehrere Dinge gleichzeitig tun und mental flexibler sein müssen. Daraus resultiere dann das höhere Schlafbedürfnis.

Warum schlafen Frauen trotzdem schlechter als Männer?

Die Krux: Obwohl das Schlafbedürfnis größer ist, schlafen Frauen laut Umfragen im Durchschnitt schlechter als Männer. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Demnach haben 36 Prozent der Deutschen mit Schlafproblemen zu kämpfen, von den weiblichen Teilnehmerinnen litten 42 Prozent unter schlechter Schlafqualität. Bei den Männern waren es nur 29 Prozent[3].

Dr. Martin Schlott ist Anästhesist und Schlafexperte

Dr. Martin Schlott ist Anästhesist und Schlafexperte

Störfaktoren: Was behindert den weiblichen Schlaf?

„Frauen neigen mehr als Männer dazu, sich Sorgen über alles Mögliche zu machen – das kann den Schlaf verschlechtern“, sagt Der Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin Dr. Martin Schlott aus Bad Tölz. „Sie sind leichter gestresst und sie leiden häufiger unter Depressionen als Männer.“

Hinzu kommen typisch weibliche Themen und Lebensphasen wie Menstruation, Schwangerschaft, Mutterschaft – diese können zusätzlich für einen gestörten Schlaf sorgen. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) hin[1]. Außerdem können Probleme wie nächtliche Atemaussetzer, die sogenannte Schlafapnoe, und das Restless Legs Syndrom den Schlaf beeinträchtigen.

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Menopause: Warum rauben Hormone Frauen den Schlaf?

Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich die Schlafqualität bei beiden Geschlechtern. Bei Frauen spielen dann die Wechseljahre eine entscheidende Rolle: „Durch die hormonellen Veränderungen, vor allem den Rückgang der Hormone Östrogen und Progesteron, die normalerweise für eine ausgeglichene Stimmung und guten Schlaf sorgen, ändern sich auch die Schlafzyklen“, erklärt Martin Schlott.

Nächtliche Hitzewallungen, Ängste und depressive Verstimmungen in der Menopause können eine länger andauernde Schlaflosigkeit oder zumindest phasenweise unruhigen Schlaf mit sich bringen. 54 Prozent aller Frauen in den Wechseljahren klagen über einen verschlechterten Schlaf[1].

„Es ist also vor allem mit zunehmendem Alter und in anspruchsvollen Lebensphasen wichtig, auf eine gute Schlafumgebung und ausreichend Entspannung zu achten“, so der Schlafexperte. Bei großer Tagesmüdigkeit sollte vor allem ärztlich abgeklärt werden, ob zum Beispiel nächtliche Atemaussetzer der Grund sein könnten. Dann ist eine entsprechende Behandlung wichtig, um Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzschwäche, Schlaganfall und Herzinfarkt zu vermeiden. Außerdem kann bei Tagesmüdigkeit die Unfallgefahr steigen.

Liegen keine ärztlich diagnostizierbaren Schlafstörungen zugrunde, kann eventuell tagsüber ein Power-Nap helfen.


Quellen:

  • [1] Deutsche Gesellschaft für Schlafforschungund Schlafmedizin: Patientenratgeber: Der Schlaf von Frauen. https://www.dgsm.de/... (Abgerufen am 24.11.2023)
  • [2] Institut für Demoskopie Allensbach: Erholung, Gesundheit, Vitalität, Was bedeuet Schlaf. Allensbacher Berichte: https://www.ifd-allensbach.de/... (Abgerufen am 24.11.2023)
  • [3] Hinz A, Glaesmer H, Brähler E et al.: Sleep quality in the general population: psychometric properties of the Pittsburgh Sleep. Sleep Medicine: https://www.sciencedirect.com/... (Abgerufen am 24.11.2023)
  • Verlag Palgrave Macmillan