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Während die Zahl derjenigen, die Zigaretten rauchen rückläufig ist, erfreuen sich Shishas immer größerer Beliebtheit. Immerhin 19,1 Prozent der jungen Erwachsenen gaben im Jahr 2018 laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) an, in den vergangenen 30 Tagen Wasserpfeife geraucht zu haben. Doch sind sie sich bewusst, welchen Gefahren sie beim Shisha-Konsum ausgesetzt sind?

Was ist im Shisha-Rauch enthalten?

Der Rauch der Shisha enthalte laut Michaela Goecke, Leiterin des Referats für Suchtprävention in der BZgA, unter anderem Acrolein, Arsen, Benzo(a)pyren, Formaldehyd, Chrom, Nickel, Cobalt und Blei. Diese Stoffe sind potenziell krebserregend. Teer werde beim Rauchen ebenfalls eingeatmet. Dieser sei zwar nicht im Tabak enthalten, entstehe jedoch bei der Verschwelung, also der Erhitzung durch die Wasserpfeifenkohle. Auch er enthält krebserzeugende Stoffe. „Das Wasser der Shisha kühlt den Qualm, giftige und krebserzeugende Stoffe werden jedoch nicht herausgefiltert“ so Goecke. Zusatzstoffe im Wasserpfeifentabak seien die sogenannten Feuchthaltemittel zum Beispiel Zucker wie Glycerin und Melasse, die die Gefahr für zum Beispiel Kehlkopfkrebs erhöhen.

Wie schädlich ist Shisha-Rauchen?

Laut Dr. Katrin Schaller vom Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) gibt es wenige wissenschaftliche Studien zum Shisha-Konsum. Darum sei es schwierig, pauschale Aussagen zu treffen. Da Shisha-Tabak Nikotin enthält, bestünden beim Shisha-Rauchen prinzipiell ähnliche Gesundheitsgefahren wie beim Rauchen: Denn Nikotin hat Anteil an einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Hinzu kommt: „Ein wesentlicher Unterschied zum Zigarettenrauch ist, dass der Shisha-Rauch wesentlich mehr Kohlenmonoxid als Zigarettenrauch enthält. Das kann zu einer akuten Kohlenmonoxidvergiftung führen“, sagt Schaller. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kann der Konsum von Shisha schon bei einer Pfeife am Tag zudem zu Übelkeit und Kopfschmerzen führen. Schwangere und Personen, die Herz-Kreislauf-Probleme haben, sollten auf den Konsum gänzlich verzichten[1] und sich möglichst auch nicht längere Zeit in Shisha-Bars aufhalten.

Da man bei einer Shisha-„Sitzung“ zum Teil mehrere Stunden rauche und pro Zug mehr Rauch inhaliere als bei einer normalen Zigarette, werde beim Shisha-Rauchen darüber hinaus deutlich mehr Nikotin aufgenommen, erklärt Schaller. Manche Schadstoffe seien sogar in größeren Mengen enthalten als in Zigaretten. „Ich gehe deshalb davon aus, dass jeder Zug an der Shisha schädlich ist“, sagt Katrin Schaller.

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Nikotinabhängigkeit

Raucher fiebern oft der nächsten Zigarette entgegen. Abhängig macht das im Tabak enthaltene Nikotin. Rauchen ist eine Sucht, die schwere gesundheitliche Folgen hat zum Artikel

Kann Shisha-Rauchen abhängig machen?

Das Nikotin im Shisha-Tabak hat laut Katrin Schaller eine Wirkung, ähnlich der, die es beim Zigarettenrauchen hat. Der Konsum löse eine Art Wohlgefühl aus, das Belohnungszentrum im Gehirn werde stimuliert und es finde eine klassische Konditionierung statt. „Das bedeutet im Klartext, dass man eine bestimmte Situation mit dem Wohlgefühl, das durch Nikotin erzeugt wird, in Verbindung bringt“, so Schaller.

Dr. Stephanie Klosterhalfen ist stellvertretende Leiterin der Arbeitsgruppe Suchtforschung und medizinische Epidemiologie an der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Laut ihr nimmt das Risiko zu, nikotinabhängig zu werden, je häufiger und je länger man Shisha raucht. Dadurch entstehe die Gefahr, dass man auf Zigaretten umsteige, damit der Nikotindruck schneller befriedigt werden könne. „Die Shisha kann so ein Einstieg für Zigaretten sein“, sagt Klosterhalfen. Auch der einmalige Konsum sei somit gefährlich.

Als psychoaktive Substanz dringt Nikotin ins zentrale Nervensytem ein und kann extrem schnell zu einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit führen. Innerhalb weniger Sekunden gelangt Nikotin über den Blutkreislauf ins Gehirn. Dort bindet es an spezifische Rezeptoren, woraufhin Botenstoffe (Dopamin) ausgeschüttet werden. Dopamin sorgt während des Rauchens für das Gefühl der Belohnung. Das Gefühl von Stress und Angst werde verringert. „Dies kann sehr schnell zu einer Abhängigkeit führen“, so Klosterhalfen.

Das Risiko einer Abhängigkeit nehme außerdem mit der Intensität der Shisha-„Sitzung“ zu. Je häufiger und je länger Shisha geraucht wird, desto stärker sei die Wahrscheinlichkeit, dass man abhängig wird.

Bin ich süchtig nach Shisha?

Laut Klosterhalfen ist eine Shisha-Sucht nicht so einfach zu erkennen, wie eine Zigarettensucht. Betroffene sollten sich in erster Linie die Frage stellen, ob sie einfach aufhören können, oder ob der Körper Entzugserscheinungen zeigt.

Im Praxisalltag gebe es für die Abhängigkeit vom Zigarettenauchen laut der Expertin einen einfach anzuwendenden Test, den Fagerströmtest, bestehend aus sechs Fragen. Dieser Test sei validiert für die Erhebung der Abhängigkeit beim Zigarettenrauchen. „Solche Instrumente fehlen für den Konsum der Shisha, das heißt, es gibt aktuell keinen entsprechenden Test um eine Shisha-Abhängigkeit leicht zu erheben“, so Klosterhalfen.

Laut Klosterhalfen ist es wichtig, offen über Sucht zu reden und bei ersten Anzeichen zum Hausarzt zu gehen. Darüber hinaus gibt es gut aufbereitete Informationsmaterialen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Auf dieser Internetseite gibt es Angebote zum Rauchstopp. Unter der kostenfreien Rufnummer 0800/8313131 können sich Betroffene kostenfrei und individuelle beraten lassen.

Was ist besonders gefährlich an Shisha?

Shisha-Rauchen wird von Laien aus verschiedenen Gründen als harmloser wahrgenommen als es ist. Shisha-Tabak ist oft aromatisiert und besteht etwa aus Tabakblättern, Aromen, Zuckersirup und Glycerin. Diese Zusätze verleihen dem Tabak einen speziellen fruchtig-süßen Geschmack, der gerade bei Jugendlichen gut ankommt. Durch die Rauchsäule gelangt der Rauch zuerst durch das Wasser und wird so gekühlt. Dadurch werde der Rauch als weniger schleimhautreizend wahrgenommen, sagt Klosterhalfen.

„Das Tückische dabei ist, dass das Rauchen als viel angenehmer empfunden wird und die Züge tiefer inhaliert werden können“. Für rauchunerfahrene Personen sei es einfacher Shisha-Rauch zu inhalieren, als den heißen Zigaretten-Rauch. Auch wenn der Rauch gekühlt ist, enthalte er jedoch sehr viele Schadstoffe, die direkt in die Lunge gelangen.

Wie schlimm ist das Passivrauchen bei Shisha?

Beim Shisha-Passivrauchen gebe es eine größere Gefahr für eine akute Kohlenmonoxidvergiftung als beim Zigaretten-Passivrauchen. „Letztendlich ist man in einer Shisha-Bar auch beim Passivrauchen von schadstoffreichem Rauch umgeben,“ sagt Katrin Schaller.

Forscher des College of Global Public Health (CGPH) der New York University und des Langone Medical Center fanden in einer kleineren Studie heraus, dass Mitarbeitende in Shishabars erhöhte Werte von Giftstoffen und Entzündungsmarkern aufwiesen. Die von den Angestellten am Ende der Schicht ausgeatmete Kohlenmonoxidmenge war deutlich erhöht.


Quellen:

  • [1] Bundesinstitut für Risikobewertung: Gesundheits- und Suchtgefahren durch Wasserpfeifen. Online: https://www.bfr.bund.de/... (Abgerufen am 03.02.2023)
  • Deutsches Krebsforschungszentrum: Tabakatlas Deutschland 2015. Online: https://www.dkfz.de/... (Abgerufen am 03.02.2023)