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Eine Zauberformel, um Viren und Bakterien fern­zuhalten, gibt es leider nicht. Was Kindern hilft, ist eine gesunde Lebens­weise. „An der frischen Luft sein, genügend schlafen, Stress vermeiden“, empfiehlt die Epidemiologin Dr. Cornelia Gottschick von der Martin-­Luther-Universität Halle-Wittenberg, die zum kindlichen Immunsystem forscht. Auch eine ausgewogene Ernährung hat ihren Anteil.

Der Einfluss auf das Immunsystem werde aber oft überschätzt, meint die Göttinger Kinder- und Jugendärztin Tanja Brunnert. Vor allem der tägliche Kontakt mit Keimen sowie Impfungen sorgen dafür, dass der Körper nach und nach einen Schutz gegen bestimmte Erreger aufbaut.

Regelmäßige Erkältungen bei den Kleinen sind zwar nervig, aber auch meist kein Grund zur Panik: „Viele Eltern wollen jede Krankheit unbedingt verhindern“, sagt Sarah-Linda Manes, Pädagogin und Leiterin einer Kita-­Kette in München. Das funktioniert aber erstens nicht und zweitens haben Infekte ihren Sinn. Epidemiologin Gottschick: „Früher oder später kommt man mit Erkältungsviren in Kontakt, anders lernt das Immunsystem ja nicht.“ Die Immunität muss schließlich erst aufgebaut und Antikörper müssen gebildet werden – und das passiert nun mal vor allem in den ersten Lebensjahren. Mit unseren 7 Tipps kommen Sie hoffentlich gut durch die Schnupfen-Zeit.

Sauber bleiben: Händewaschen und Co.

Eigentlich lieben Kinder Wasser – es sei denn, es geht ums Händewaschen. Manchmal helfen gut duftende Glitzerseifen und Geschichten über Dreckmonster, kleine Verweigerer zu überzeugen. Am wichtigsten findet Pädagogin Manes aber die Rolle von Mama und Papa: „Eltern sollten wissen, dass sie Vorbild sind.“ Ist Händewaschen ein Alltagsritual in der Familie, fällt es auch den Kindern leichter – beim Heimkommen, nach der Toilette oder dem Naseputzen und vor dem Essen. Tipp: dafür sorgen, dass das Kind gut an das Wasch­becken herankommt, etwa durch einen Hocker.

Einer krank, alle krank? „Hat es jemanden aus der Familie erwischt, lässt sich Ansteckung meist nicht vermeiden“, sagt Kinderärztin Tanja Brunnert. Dennoch lohnt es sich, ein paar Hygienetipps zu beachten: viel lüften, regelmäßig Hände waschen, in die Armbeuge niesen und sich nicht mit ungewaschenen Händen ins Gesicht fassen. Benutzte Einmal-­Taschentücher bitte gleich in den Müll­eimer stecken. Handtücher, Besteck und Geschirr möglichst nicht mit dem Kind teilen. Bett- und Unterwäsche gehört bei 60 Grad in die Waschmaschine. Türklinken, Lichtschalter, Wasserhähne und die Spültaste der Toilette am besten mit normalem Spülmittel abwischen. Desinfek­tionsmittel sind in der Regel nicht nötig.

Baby & Familie Händewaschen mit Kindern

Richtig Händewaschen für Kinder: So geht's

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Richtig durchatmen: Für gute Luft sorgen

Draußen kalt, drinnen muckelig warm: Was so gemütlich klingt, ist für unsere Schleimhäute schlecht. Denn Heizungsluft trocknet sie aus und macht sie weniger widerstandsfähig gegen Erreger. Deshalb: regelmäßig kurz durchlüften, ein feuchtes Handtuch im Zimmer aufhängen oder ein Schüsselchen mit Wasser auf die Heizung stellen. Das feuchtet die Luft und damit unsere Schleimhäute an. Apothekerin Michaela Unglaub aus Velburg empfiehlt Vernebler. Mit Wasser gefüllt, geben sie Feuchtigkeit ab. Ihr Tipp: „Bevor das Kind ins Bett gebracht wird, den Vernebler eine Stunde im Kinderzimmer laufen lassen und dann ausschalten.“ Luftbefeuchter haben allerdings den Nachteil, dass sie mitunter verkeimen. Deshalb unbedingt regelmäßig reinigen!

Es ist ein häufiges Hausmittel bei Husten: hei­ßen Wasserdampf aus einem Topf ein­atmen. Kinderarzt Guido Judex rät dringend davon ab. „Das führt immer wieder zu übelsten Ver­brühungen“, warnt er. Sicherer sind Vernebler. Viele Eltern lassen ihre Kinder auch zur Vor­beu­gung oder bei Husten mit 0,9-%-Kochsalzlösung aus dem Vernebler inhalieren. Judex’ Erfahrung nach ist das unnötig. Eine Übersichts-studie ergab, dass die Inhalation von isotonischer Kochsalzlösung möglicher­weise zu einer kurzzeitigen Verbes­serung führt, hier braucht es aber weitere Untersuchungen.

Bei tiefen Luftwegsinfekten wie Bronchitis empfehlen Kinderärztinnen und -ärzte Inhalations­hilfen. Sie dienen dem Transport von Medika­menten in die Atem­wege. Für Babys und Klein­kinder gibt es eigene Masken, die gut sitzen müssen. Für Sprays gibt es Inhalierhilfen. Lassen Sie sich die Anwendung in der Apotheke zeigen.

In die Trickkiste greifen: Natürliche Helfer

„Es gibt zwar keine Daten dazu – aber ausreichend trinken ist bei Virusinfekten die Standardempfehlung“, sagt der Regensburger Kinder- und Jugendarzt Guido Judex. Er rät: Immer wieder Flüssigkeit anbieten, ohne Druck. Bei älteren Kindern helfen oft Lieblingsgetränke und Suppen. Bei Säuglingen die Windeln prüfen: „Sechs bis acht volle Windeln am Tag sollen es sein“, so Michaela Unglaub. Sind es deutlich weniger, unbedingt Kinderarztpraxis oder Klinik kontaktieren.

Auch die Natur hat einiges im Angebot, um Erkältungssymptome zu lindern. Arzneimittel mit Thymian oder Efeu – als Tropfen oder Saft – verflüssigen etwa zähen Schleim und sorgen dafür, dass er besser abgehus­-tet werden kann. „Vor allem in Kombination wirken die beiden Heilpflanzen sehr gut“, sagt Apothekerin Margit Schlenk aus Nürnberg. Bitte immer auf die Altersangaben in der Packungsbeilage achten. ­Ätherische Öle zum Inhalieren, Einreiben oder als Beigabe im Badewasser sind für Kinder unter zwei Jahren tabu: Diese Öle, etwa aus Kampfer, Eukalyptus, Pfefferminz oder Thymian, können bei kleinen Kindern lebensgefährliche Atemnot auslösen.

Vorsicht auch vor Honig: Süß und gesund, so wird Honig häufig beworben. Auch bei Erkältungskrankheiten kommt er oft zum Einsatz, sei es in Form von Fenchelhonig oder als Zugabe in den Tee. Allerdings: Für Kinder unter einem Jahr ist Honig nicht geeignet. Das Naturprodukt kann Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum ent­halten. In seltenen Fällen kann er bei Babys den sogenannten Säuglings-Botulismus verursachen, eine lebensgefährliche Erkrankung, die mit Lähmungs­erscheinungen einhergeht. Aber auch für Kleinkinder empfiehlt Apothekerin Schlenk keinen Honig: „Er be­steht hauptsächlich aus Zucker und schadet vor allem den Zähnen.“

Fünfe gerade sein lassen: Erholung tut gut

Kranke Kinder sind besonders anhänglich. Da hilft vor allem eines: Zeit, Zeit, Zeit. Am besten sich gemeinsam aufs Sofa kuscheln und es ruhig angehen lassen. Pädagogin Manes findet es wichtig, dem Kind gerade in unserer Leistungsgesellschaft zu vermitteln: Du darfst auch mal angeschlagen sein und Zeit zur Erholung brauchen. „Auch Kinder müssen lernen, mit Krankheit umzugehen und nicht, dass es nach einer Pille sofort weitergehen muss“, so Manes.

Tipp für die Sofastunden: Bereiten Sie ein Tablett vor mit allem, was Sie brauchen – einer Thermoskanne mit warmem Tee, einem Vorrat an Taschentüchern, Watte­pads zum Reinigen der Nase und einer Kleinigkeit zu essen. So müssen Sie nicht ständig aufstehen. Pädagogin Manes empfiehlt außerdem, die Zeit mit Vorlesen, Malen und ruhigen altersgerechten Spielen wie Bauklötze oder Puzzles zu vertreiben. Ist das Kind zu müde dafür, können Hörbücher eine schöne Abwechslung sein. Lagerkoller? Dann tut eine Runde an der frischen Luft gut. „Im Kinderwagen oder in der Trage geht das immer“, so Mediziner Judex. Auch bei Fieber – wenn der Zustand des Kindes es zulässt und es sich nicht anstrengt, sagt Brunnert.

Manchen Kindern mit Husten hilft es, den Oberkörper beim Schlafen etwas hochzulagern. Das erleichtert die ­Atmung. Bei älteren Kindern eignen sich dafür Kissen oder zusammengerollte Handtücher. „Bei Säuglingen kann man einen Aktenordner unter die Matratze legen. Bei manchen Bettchen lässt sich das Kopfteil auch hochstellen“, sagt Kinderarzt Judex.

Auch Eltern treten am besten kürzer: Aufträge bearbeiten, an virtuellen Meetings teilnehmen, Mails beantworten: Mit krankem Kind zu Hause ist es so gut wie unmöglich, wie gewohnt aus dem Homeoffice die volle Arbeitsleistung zu bringen. „Man kann in der Firma anbieten, telefonisch erreichbar zu sein und Mails in der Mittags­pause oder abends zu bearbeiten, wenn das Kind schläft“, sagt Manes. Gesetzlich krankenversicherte Eltern können 2022 pro Kind übrigens für 30 Arbeitstage Kinderkrankengeld beantragen, Alleinerziehende sogar für 60.

Popeln stoppen: Erste Hilfe für die Nase

Krusten in der Nase können ganz schön nerven und verleiten zum Popeln. Das kann wiederum zu wunden Stellen und Miniverletzungen führen. Besser: „Verkrustungen lösen, indem Sie ein Wattepad in Kochsalzlösung tränken und damit vorsichtig die Nase abtupfen“, rät Apothekerin Unglaub. Danach kann man speziellen Balsam für Säuglings- und Kindernasen auftragen (aus der Apotheke). Kleine Babys plagen verstopfte Nasen besonders.

Klappt die Nasen­atmung nicht, ist es für die Kleinen schwierig, an der Brust oder aus der Flasche zu trinken. Nasensauger haben meist wenig Effekt, sagt Kinderarzt Judex. Er empfiehlt pflegendes Kochsalz- oder Meersalz­spray oder -tropfen. Sie befeuchten die Nase und machen den Schleim flüssiger. Ist die Nase ganz zu, können auch kurzzeitig ein abschwellendes Spray oder Tropfen helfen. So geben Eltern Nasentropfen richtig: „Das Kind auf die Seite legen und ins un­tere Nasenloch tropfen. Es reicht, wenn ein Nasenloch frei ist“, erklärt Judex. Warum das Kind nicht auf den Rücken legen? Die Tropfen kommen dann zu tief in die Nase und rinnen in den Rachen, so der Experte.

Fieber senken: Gut gewickelt

Wadenwickel können Fieber lindern – aber nur, wenn die Beine und Füße warm sind. Sind sie kalt, sind Wadenwickel tabu. Apothekerin Michaela Unglaub rät zu drei Tüchern bei einem Wickel an den Unterschenkeln: einem feuchten Geschirrtuch als Innentuch, einem trockenen Zwischentuch und einem Außentuch. Das Geschirrtuch sollte nicht zu nass und zu kalt sein, maximal ein bis zwei Grad unter der gemessenen Temperatur (ein zu kalter Wickel kann zu Kreislaufproblemen führen). Am besten lauwarmes Wasser benutzen. Nach 5 bis 10 Minuten den Wickel abnehmen. Bei Kindern unter einem Jahr die Wickel nicht anwenden!

Den Herbst in vollen Zuügen genießen. Mit unseren Tipps kommen die Kleinen gut durch die Schnupfen-Zeit.

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Wann zum Arzt? Und wann zurück in die Kita?

Bei hohem oder anhaltendem Fieber gehören Kinder in ärztliche Behandlung. Das gilt besonders, wenn weitere Symptome dazukommen, das Kind etwa angestrengt atmet, nicht nur schlecht isst, sondern auch noch schlecht trinkt. Auch wenn Kleine über mehrere Nächte schlecht schlafen, schlapp und müde sind, sollten Eltern das ärztlich abklären lassen.

Wichtig: Säuglinge unter drei Monaten gehören mit Erkältungssymptomen immer zur Kinderärztin oder zum Kinderarzt. Aber wann ist das Kind wieder fit genug für den Kindergarten? „Wenn Eltern am Abend sicher sagen können: ,Heute hätte das Kind eigentlich schon wieder in die Kita gekonnt‘, dann darf es am nächsten Tag wieder los“, so Brunnert. Bevor es wieder mit anderen spielt, sollte das Kind 24 bis 48 Stunden fieberfrei sein. Die Regel gilt auch meist in Kitas, soweit nicht spezielle Corona-Verordnungen andere Vorgaben machen.