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Muffins stillte seinen Durst gerne auf spezielle Weise. Das war wohl sein Glück. Der Kater liebte es, Wasser direkt aus dem Hahn zu schlürfen, den ­Besitzerin Alexandra Baum für ihn aufdrehen musste. „Auf einmal saß er ständig im Wasch­becken“, er­innert sie sich. Die Tierärztin in Baums Wohnort Berg­kirchen hatte sofort eine Idee, woran es liegen könnte: zu hoher Blut­zucker. An der Unitierklinik München ­bestätigte Privatdozentin Dr. Astrid Wehner-Fleischberger den Verdacht: Diabetes Typ 2. „Erst war ich froh. Das hieß, man kann etwas tun“, erzählt Baum. Kurz zuvor war ihr Kater Schoko an einem Tumor gestorben. „Aber im zweiten Moment hat es mich sehr verunsichert. Wie würde das unser Leben verändern?“

Diabetes-Patienten auf vier Pfoten sind in Tierarztpraxen mittlerweile keine Seltenheit mehr. Gefährdet sind besonders Kater in höherem Alter und mit größerer Körperfülle. All das traf auf Muffin zu. „Er ist ein richtiger Garfield, liegt gern auf der Couch und ist ganz schön verfressen“, erzählt sein Frauchen. Um Diabetes zu verhindern, sollte man auch bei Katzen Übergewicht möglichst vermeiden. Hunde erkranken seltener. Anders als bei Katzen überwiegt bei ihnen mit Abstand Diabetes Typ 1. ­Etwas anfälliger sind Hunde kleinerer Rassen.

Was sind erste Anzeichen für Diabetes bei Katzen und Hunden?

Symptome, Diagnose und Behandlung unterscheiden sich bei Hund und Katz kaum. Die Folgen aber schon. So können Katzen an einer Polyneuropathie erkranken, was im schlimmsten Fall zu gelähmten Hinterläufen führt. Bei Hunden lässt sich eine Linsen­trübung in vielen Fällen nicht verhindern. „Aber auch blinde Hunde kommen oft gut zurecht“, sagt Wehner-Fleischberger. Außerdem lasse sich das Sehvermögen oft operativ wiederherstellen.

Alexandra Baum kam mit Muffin recht früh. „Und das war sehr gut“, so die Tierärztin. Werden die Symptome längere Zeit übersehen, kann sich der Zustand der vierbeinigen Diabetiker dramatisch verschlechtern. Sie fressen nicht mehr, erbrechen, werden lethargisch, können sogar ins Koma fallen. Dann benötigen sie rettende Infusionen.

Davon war Muffin weit entfernt. Mit der richtigen Therapie können Katzen wie er ein gutes Leben führen, ja sogar wieder gesund werden. Doch bedeutet das für die Halter: Blutzucker-Überwachung und zwei Insulin-Injektio­nen pro Tag. Alexandra Baum hatte anfangs Zweifel: Schaffe ich das? „Ich kann ja nicht mal hinschauen, wenn ich selbst eine Spritze bekomme.“ Zum Glück hielt Muffin ruhig. Beinahe ­hatte sie den Eindruck, dass der Kater merkte, dass ihm geholfen wurde.

Wie gebe ich meinem diabeteskranken Tier Insulin?

Wehner-Fleischberger gibt Tipps für die Injektion des Insulins: eine Stelle seitlich an Brust oder Bauch suchen, ­eine kleine Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und die Spritze dort schräg ansetzen. „Die Nadeln sind fein und schmerzen kaum“, versichert die Expertin. Wichtig: nach dem Spritzen ausgiebig streicheln oder eine Runde spielen. Um die Insulindosis zu bestimmen, muss man zudem regelmäßig Blutzucker ­messen. Wer das händisch macht, muss sein Tier immer wieder über einen Zeitraum von etwa zwölf Stunden mehrmals piksen.

Eine Alternative sind Glukose-Sensoren aus der Human­medizin, die automatisch messen und auch bei Tieren funktionieren: Handy ­drüberhalten, Werte scannen, fertig. Bei Muffin wurde der Sensor mit Gewebekleber zwischen den Schulterblättern befestigt.

Braucht mein Tier Spezialfutter oder eine bestimmte Diät?

Außerdem wichtig: die Ernährung. Für Katze und Hund gibt es Spezialfutter mit wenig ­­Kohlenhydraten. Für andere Heimtiere mit Typ-2-Diabetes reicht eine Ernährungsumstellung oft aus. Kaninchen und Meerschweinchen sollten vor allem Heu, Gras und Gemüse fressen. Kein Kraftfutter, kein Obst. Rennmäuse und Hamster dürfen auch Körner fressen, aber mit wenig Kohlenhydraten. Auf Früchte sollten auch sie verzichten.

Bei Pferden mit Diabetes steht Heu pur auf dem Speiseplan. Wie Menschen können sie eine Art Prädiabetes entwickeln, das Equine metabolische Syndrom. Dem will Annette Klein, Tierärztin am Tierpark Berlin, vorbeugen. „In unserem Bereich mit Eseln und Ponys haben wir Kisten mit Bürsten angebracht — in der Hoffnung, dass die Besucher lieber striegeln als füttern“, sagt sie. Einen Diabetesfall hat der Tierpark gerade nicht, selbst die Affen sind stoffwechselgesund. Sie leiden wie wir Menschen oft an Diabetes.

Muffin ging es unter der Insulintherapie wieder besser, er nahm ab. „Als wir die Nachricht bekamen, dass seine Werte wieder normal sind, dachte ich nur: Party!“, erinnert sich Baum. Innerhalb eines halben Jahres war Muffin wieder gesund. Damit das so bleibt, bekommt er weiterhin Spezialfutter.

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