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Frau Uhlig, ich möchte auch Instagram-Star werden. Haben Sie Tipps?

Leider nein. Ich hatte meinen Erfolg auf Insta nicht geplant. Während der Pandemie wollte ich die Menschen da draußen einfach unterhalten – „Bei Krisen muss der Narr aufspielen!“ war meine Devise. Irgendwie wurde ich dann Chefin meines eigenen Senders.

Auf dem lief zuletzt sehr erfolgreiches Darm-TV. Wie kam es dazu?

Das wird eine längere Geschichte …

Nur zu! „Uhligs Darmwelt“ hieß das Ganze.

Genau. Der Hintergrund war der: Nach meiner dritten Schwangerschaft litt ich unter Enddarm-Entzündungen, Colitis ulcerosa. Ich bekam Zäpfchen, das Thema war vom Tisch.

Ist das die lange Geschichte?

Nein, jetzt kommt’s: Vergangenen Dezember hatte ich zunächst eine Analvenenthrombose. Da hat man am Po eine kleine Vene, die bei zu viel Druck platzt. Das ist wie ein Bluterguss am Hintern, es brennt wie Feuer, du kannst nicht mehr aufs Klo. Ich konnte weder sitzen noch liegen, ich sage nur: Pavian! Ich bekam Cremes, es wurde besser. Dann entschied ich mich endlich für die lang aufgeschobene Darmspiegelung. Ich hatte immer wieder Probleme mit der Colitis, Unverträglichkeiten und manchmal sah ich aus, als würde ich Zwillinge gebären. Da ich dann nach der Spiegelung ohnehin entleert war, beschloss ich, von Januar bis Ostern meine Ernährung umzustellen. Es ging mir so gut wie Jahre nicht mehr.

Wie sah die Ernährungsumstellung aus?

Kein Weißmehl, kein Zucker, sehr viel trinken, viele Ballaststoffe, viel Gemüse, wenig Fleisch.

Und Ostern kam die Wende?

Ja. Wir waren bei der Familie auf dem Land und irgendjemand hatte einen Hefezopf gebacken. Etwa sechs Stunden bin ich erfolgreich an diesem Hefezopf vorbeigekommen, danach lag ich drin! Ich bekam Bauchweh, wurde sauer auf mich, aber anstatt zurückzurudern, dachte ich: „Wo ist das nächste ungesunde Zeug, das mir für fünf Minuten Glücksgefühle gibt?“ Ich schmiss die Feiertage alles über den Haufen. Irgendwann bekam ich kaum mehr Luft, es ging nichts mehr vor und zurück.

Autsch.

Richtig. Mein Körper ist völlig implodiert. Und die Darmentzündung kam zurück. Ich erspare Ihnen Einzelheiten, aber es war wild: blutig, schleimig, eitrig.

Eine Darmkrankheit kommt und die Scham geht – ist das so?

Zumindest hätte ich vor vier, fünf Monaten beim Erzählen noch einen roten Kopf bekommen.

Während „Uhligs Darmwochen“ haben Sie Ärztinnen und Ärzte interviewt, für die Darmspiegelung geworben, mit Followerinnen und Followern eingekauft und gekocht.

Zusammen durch dick und dünn, genau. Meine Community sollte mitmachen, allein ist es so schwer. Ich erreiche im Schnitt bis zu 150. 000 Menschen.

Es ist ja mittlerweile unter Prominenten ziemlich populär, Krankheiten in ­sozialen Medien zu offenbaren.

Genau deswegen habe ich lange gezögert, aber irgendwann dachte ich: „Feierabend, ich muss meinen Sender anders nutzen, es ist nicht immer alles lustig im Leben.“ Ich wollte einfach sagen, was los ist, und die Leute mitnehmen. Darauf kam so viel positive Resonanz, und auch viele Geschichten von Menschen, denen es schlechter ging. Die haben Sachen in die Kommentare geschrieben, das hätte ich mich nicht getraut.

Zum Beispiel?

Reizdarm, Krämpfe, Durchfall, jahrelange Leiden. Vor allem Scham, Scham, Scham.

Sind Sie jetzt Gesundheits-Influencerin?

Das klingt immer so komisch, to influence … Was heißt das genau? Meinung führen …?

Beeinflussen.

Tatsächlich – beeinflussen? Mittlerweile sagt man ja „Content-Creator“.

Creators haben meist eine Entourage.

Hab ich alles nicht. Meine Familie hilft, der große Sohn schneidet die Videos. Und ich habe jemanden für die Texte. Ich bin ja Legasthenikerin. Schreiben macht mir Stress. Es ist alles ein bisschen semiprofessionell, aber ehrlich.

Ehrlichkeit und soziale Medien – ist das kein Widerspruch?

Es gibt Profile, die ich als Gefahr ansehe. Da werden geschönte Bilder gezeigt, Scheinwelten aufgebaut. Ich war auf mehreren Influencer-Veranstaltungen. Ich habe den Eindruck, dass manche von denen Geld für egal welche Story oder welches Produkt nehmen. So etwas mache ich nicht.

Creator oder Darmmissionarin?

Keine Missionarin. Aber wenn seit der „Darmwelt“ mehr Leute zu Darmspiegelung und Vorsorgeuntersuchung gehen, ist das super.

Wie geht es nun weiter mit Ihrer Ernährung?

Ich werde mein Leben lang anders essen müssen als bisher. Ich bin einfach nicht mehr darmgesund. Natürlich kann ich das meiner Familie nicht immer zumuten. Wir hatten neulich ein Erlebnis mit Dinkel-Pizza, toll verträglich, angeblich. Ich habe danach gepupst wie eine Rakete. Ich konnte mich vor niemandem mehr zurückhalten.

Sind Sie radikal …

… unverklemmt? Ja. Ich sage gern, was ist, ich würde Ihnen auch sagen: „Sie haben da einen Hummer an der Nase“ – Popel klingt irgendwie so unappetitlich. Die „Darmwelt“ hat meine Sprache ganz bestimmt freier gemacht.

Wie sind Sie, wenn Sie krank sind?

Kranksein gab es lange Zeit bei mir nicht. Was ziemlich absurd ist. Als meine Proktologin damals sagte: „Jetzt gehen Sie nach Hause und legen Sie sich hin“, hab ich gegrinst und gedacht: „Entschuldigung, ich habe vielleicht was am Po, aber keine Grippe.“ Heute denke ich: „Elena! Da lief dir wortwörtlich Blut aus dem Körper, es war also definitiv etwas gar nicht in Ordnung.“ Ich musste erst lernen, auf mich aufzupassen.

Was bedeutet Ihnen Kontrolle?

Viel. Ich will immer genau wissen, was ich tue, alles andere ist ganz schlimm für mich. Es gelingt mir leider nicht immer. (lacht)

Dem Darm und dem Anus wird auch eine Kontrollfunktion zugesprochen.

Ich bezeichne den Darm eher als eine Art zweites Gehirn. Nicht umsonst macht er so viele Probleme und ist ein Riesenthema.

Und wie behalten Sie die Kontrolle in sozialen Netzwerken?

Unangenehme Leute schmeiße ich einfach raus. Aber das passiert nur selten. Das Tolle ist: Ich mache mein eigenes Fernsehen, kann alles ausprobieren, ohne dass jemand meine Figur bewertet oder sagt, ich sei zu alt. Gerade sind wir mit einem Paukenschlag rausgekommen: Die erste Social Novela auf Insta – täglich 90 Sekunden. Sie heißt „Geh einfach ins Leben“, kurz: „Geil“. Mit Hammer-Schauspiel-Kolleginnen und -Kollegen, seid gespannt. Das Lied haben wir auch produziert: „Geh einfach ins Leben, spür die Freiheit mit mir und lass mich leben mit dir.“ Euch erwartet Großes!

Noch ein Familie-Uhlig-­Gesamtkunstwerk?

(lacht) Unser Sohn sagte neulich: „Andere Eltern gehen um elf ins Bett und ihr steht da, mit Perücken und falschen Zähnen, und dreht irres Zeug.“ Aber was soll man machen – als Senderchefin mit Mann und vier Kindern?

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