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Gehörgangsentzündung - Kurz erklärt

  • Bei einer Gehörgangsentzündung (Otitis externa) entzündet sich die Haut im äußeren Gehörgang – also zwischen Ohrmuschel und Trommelfell.
  • Typische Symptome sind Juckreiz und starke Ohrenschmerzen. Die Haut des Gehörgangs kann gerötet, geschwollen, trocken und schuppig oder feucht sein. Manchmal ist das Hörvermögen vermindert.
  • Die Ursache ist meistens eine Infektion mit Bakterien, Viren oder Pilzen.
  • Häufige Schwimmbadbesuche oder Tauchgänge erhöhen das Risiko. Oft trifft es Touristen beim Badeurlaub oder passionierte Schwimmer, Surfer,  Taucher. Die Gehörgangsentzündung heißt deshalb auch Bade-Otitis, Schwimmbad-Otitis, swimmer's ear oder Taucherohr.
  • Auch kleinste Verletzungen im Gehörgang können zur Gehörgangsentzündung führen. Schuld ist oft das "Reinigen" der Ohren mit Wattestäbchen oder das Manipulieren im Gehörgang mit Fingern oder Gegenständen. Experten raten dringend davon ab.
  • Therapie: Arzt oder Ärztin reinigen üblicherweise den erkrankten Gehörgang und verabreichen dann örtlich wirkende Medikamente, zum Beispiel in Form von Ohrentropfen. Eine schwere Gehörgangsentzündung ist selten, aber gefährlich. Sie macht eine intensivere Therapie nötig.
  • Dauer: Bei geeigneter Therapie bessert sich eine leichte, akute Gehörgangsentzündung meistens innerhalb von ein bis zwei Tagen und heilt innerhalb von ein bis zwei Wochen ohne Komplikationen aus.
Der äußere Gehörgang erstreckt sich von der Ohrmuschel zum Trommelfell. Es bildet die Grenze zum Mittelohr

Der äußere Gehörgang erstreckt sich von der Ohrmuschel zum Trommelfell. Es bildet die Grenze zum Mittelohr

Symptome: Wie zeigt sich eine Gehörgangsentzündung?

Die Entzündung kann ein Ohr oder beide Ohren betreffen.

Es gibt unterschiedliche Formen der Gehörgangsentzündung (siehe Kapitel Ursachen), die unterschiedliche Symptome auslösen können.

Folgende Beschwerden sind häufig:

  • starker Juckreiz im betroffenen Ohr
  • heftige brennende Schmerzen im Gehörgang, die beim Kauen oder Ziehen an der Ohrmuschel oder beim Druck auf den Knorpel am Eingang des Gehörgangs stärker werden
  • der Gehörgang ist gerötet und geschwollen, eventuell schuppig
  • ist das Ohr stark zugeschwollen, hört der Patient auf dem betroffenen Ohr nicht mehr richtig
  • aus dem erkrankten Ohr kann eitriges oder sogar blutiges Sekret fließen
  • Fieber, Lymphknotenschwellungen und Krankheitsgefühl kommen bei einer ausgedehnten Entzündung vor

Ursachen: Wie kommt es zu einer Gehörgangsentzündung?

In den Ohren entsteht kontinuierlich Ohrenschmalz (Cerumen). Das Sekret wird von Drüsen in der Haut des Gehörgangs produziert. Es handelt sich dabei nicht um Schmutz, der beseitigt werden muss. Vielmehr hat das Ohrenschmalz eine Schutzfunktion. Es wirkt aufgrund seines sauren pH-Werts wie eine natürliche Barriere gegen schädliche Keime. Außerdem verfangen sich Krankheitserreger und Schmutzpartikel im Ohrenschmalz und werden mit ihm nach außen Richtung Ohrmuschel befördert.

Eine Gehörgangsentzündung entsteht leicht, wenn diese natürlichen Schutzmechanismen gestört werden. Keime können dadurch die Hautbarriere überwinden und eine Entzündung hervorrufen.

Bei den Krankheitserregern handelt es sich oft um Bakterien oder Pilze, die in kleiner Zahl ständig auf unserer Haut zu finden sind. Erst wenn sie Gelegenheit erhalten, in die Haut einzudringen und sich stark zu vermehren, bereiten sie plötzlich Probleme. Aber auch "fremde" Keime (zum Beispiel aus dem Badewasser in exotischen Urlaubsregionen oder in stillen Gewässern) können bei einer Gehörgangsentzündung eine Rolle spielen.

Folgende Faktoren begünstigen eine Gehörgangsentzündung:

  • Ein ständiges, feucht-warmes Milieu in den Ohren – zum Beispiel durch häufige Schwimmbadbesuche oder Tauchgänge, oder durch häufiges Tragen von Ohrstöpseln oder geschlossenen Hörgeräten – lässt die Haut im Gehörgang aufweichen. Keime dringen leichter ein. Wer viel Wasser in die Ohren bekommt, spült außerdem das wichtige Ohrenschmalz weg.
  • Übertriebenes Waschen mit Seifen oder Shampoos erhöht den pH-Wert im Gehörgang. Das schützende saure Milieu geht verloren.
  • Wird der Gehörgang unsachgemäß mit Wattestäbchen oder anderen Utensilien gereinigt, können kleinste Verletzungen in der Haut entstehen. Krankheitserreger haben leichtes Spiel.
  • Eine Neigung zu Ekzemen und Allergien stört den natürlichen Hautschutz. Keime siedeln sich leichter an.
  • Manche Erkrankungen begünstigen allgemein Hautinfektionen, zum Beispiel Diabetes mellitus, Immunschwäche, Neurodermitis (atopisches Ekzem), Psoriasis (Schuppenflechte).
  • Anatomische Besonderheiten im Gehörgang liefern ebenfalls Voraussetzungen für eine Gehörgangsentzündung. So sind zum Beispiel sehr enge Gehörgänge schlechter belüftet, Feuchtigkeit verdunstet nicht so gut, wodurch sich Keime besser vermehren können. Verengungen entstehen zum Beispiel durch Knochenwucherungen (Gehörgangsexostosen), die wiederum bei Tauchern oder Surfern häufiger vorkommen (surfer’s ear).

Sonderform: Gehörgangs-Furunkel

Die Otitis externa circumscripta (das Gehörgangs-Furunkel) ist eine Variante der Gehörgangsentzündung. In diesem Fall entzündet sich ein Haarbalg im Gehörgang. Es entsteht eine schmerzhafte Eiteransammlung an einer bestimmten Stelle des Gehörgangs.

Sonderform: Nekrotisierende Gehörgangsentzündung

Die Otitis externa necroticans (früher irreführend auch Otitis externa maligna genannt) tritt fast ausschließlich im höheren Lebensalter im Zusammenhang mit einem geschwächten Immunsystem bei Diabetes mellitus auf. Diese Form der Gehörgangsentzündung wird durch bestimmte Bakterien verursacht (Pseudomonas aeruginosa) und breitet sich leicht auf den Schädelknochen und die Hirnnerven aus. Die Infektion verläuft meistens schwer, die Patienten fühlen sich oft sehr krank.

Sonderform: Grippeotitis

In Folge einer Grippe oder eines grippalen Infekts der oberen Luftwege kann es ebenfalls zu einer Otitis externa kommen, wobei hier auch das Mittelohr beteiligt ist. Ursache ist eine zusätzliche bakterielle Infektion, man spricht von einer Grippeotitis. Diese ist besonders schmerzhaft, es finden sich häufig Blutblasen im Gehörgang und auf dem Trommelfell. Nicht selten kommt es auch zu einer Hörminderung. Die Behandlung orientiert sich an den Befunden.

Gehörgangsentzündung: Diagnose

Gespräch: Der Arzt oder die Ärztin erkundigt sich nach den Beschwerden des Patienten und nach seiner Krankengeschichte. Eventuell lassen die Umstände (zum Beispiel ein  Tauchurlaub) bereits an eine Gehörgangsentzündung denken. Von Interesse sind auch Krankheiten wie Diabetes mellitus, Immunschwäche, Hauterkrankungen oder Allergien. Sie können eine Gehörgangsentzündung begünstigen.

Untersuchung: Es folgt die Untersuchung des Ohrs. Leichtes Ziehen an der Ohrmuschel kann Schmerzen auslösen, ebenso der Druck auf den Knorpel vor dem Gehörgang (Tragusschmerz). Mithilfe eines Ohrenspiegels können Gehörgang und Trommelfell untersucht werden. So lässt sich unter anderem eine Mittelohrentzündung ausschließen. Auch kann der Arzt oder die Ärztin beurteilen, um welche Form von Gehörgangsentzündung es sich handelt. Eventuell folgt eine Hörprüfung.

Abstrich: Eventuell entnimmt der Arzt oder die Ärztin mit einem Watteträger einen Abstrich von den veränderten Hautstellen. Die Untersuchung im Labor ermöglicht es, die beteiligten Krankheiterreger genauer zu bestimmen und das geeignete Medikament auszuwählen.

Therapie: Was kann man gegen eine Gehörgangsentzündung tun?

Fachgerechte Reinigung: Im Gehörgang haben sich durch die Entzündung meistens Zellbestandteile und viel Sekret angesammelt. Deshalb besteht die erste Therapie-Maßnahme üblicherweise darin, dass der Arzt oder die Ärztin den Gehörgang sorgfältig reinigt. Das kann etwas unangenehm sein, ist aber nötig. Denn erst wenn die Ablagerungen beseitigt sind, können örtlich wirksame Medikamente ihren Einsatzort erreichen. Vorsicht: Patienten sollten auf keinen Fall versuchen, ihren Gehörgang selbst zu säubern. Denn das könnte zu Verletzungen führen, welche die Entzündung weiter verschlimmern.

Medikamente: Eventuell wird der Arzt oder die Ärztin in den ersten Tagen einen in Medikamente getränkten Mullstreifen (einen "Salbenstreifen") in den Gehörgang einlegen und in regelmäßigen Abständen erneuern. Der Streifen ist zum Beispiel mit (essigsaurem) Alkohol getränkt, um die Haut im Gehörgang zu trocknen und zu desinfizieren. Es können mit dem Streifen auch schmerzstillende, abschwellende und entzündungshemmende Medikamente oder auch Antibiotika verabreicht werden. Letztere töten Bakterien ab oder bremsen zumindest ihr Wachstum. Hier ist Ciprofloxacin verbreitet. Wird dieser Wirkstoff bei anderen Krankheiten zum Beispiel als Tablette eingenommen, gelten aktuelle Anwendungsbeschränkungen, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Ohrentropfen mit Ciprofloxacin sind noch nicht von diesen aktuellen Anwendungsbeschränkungen betroffen. Dennoch sollten Antibiotika generell nur mit Bedacht eingesetzt werden. Die Medikamente können auch in Form von Ohrentropfen oder Salben gegeben werden. Mit welchem Medikament die Gehörgangsentzündung behandelt wird, hängt von der Art der verursachenden Erreger ab. Manchmal handelt es sich Mischinfektionen, bei denen auch Pilze beteiligt sein könnten. In solchen Fällen enthalten die Ohrentropfen auch ein Antipilzmittel (Antimykotikum). Sind die Schmerzen sehr stark, helfen vorübergehend Schmerzmittel zum Einnehmen.

Ohren trocken halten: Während und in der ersten Zeit nach der Entzündung sollten Patienten besonders darauf achten, das Ohr möglichst trocken zu halten. So ist es ratsam, nicht zu schwimmen oder zu tauchen, bis die Entzündung völlig abgeklungen ist. Außerdem empfiehlt es sich, eine Weile auf Ohrhörer, die direkt im Ohr getragen werden, oder Ohrstöpsel zum Geräuschschutz zu verzichten. Solche Utensilien sollten auch mit einer alkoholischen Lösung gereinigt werden, da ansonsten eine erneute Infektion möglich ist.

Therapie bei schwerer Entzündung

Ist die Gehörgangsentzündung massiv, hat sich bereits auf umliegendes Gewebe ausgebreitet und besteht ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl, oder ist das Immunsystem geschwächt, werden Antibiotika eventuell in Form von Tabletten oder in schweren Fällen als Infusion über die Vene gegeben. Eine nekrotisierende Gehörgangsentzündung (Otitis externa necroticans, siehe Kapitel Ursachen) ist gefährlich und muss meist im Krankenhaus behandelt werden. Zum Glück ist ein derart schwerer Verlauf bei einer Gehörgangsentzündung aber eher die Ausnahme.

Kann man einer Gehörgangsentzündung vorbeugen?

Diese Tipps helfen, einer Gehörgangsentzündung vorzubeugen:

Früh zum Arzt / zur Ärztin: Suchen Sie bei Symptomen wie hartnäckigem Juckreiz im Ohr oder Ohrenschmerzen frühzeitig eine ärztliche Praxis auf. Je eher eine Gehörgangsentzündung erkannt und behandelt wird, desto geringer ist das Risiko, dass sich die Infektion ausbreitet.

Vorsicht bei Kosmetika: Verhindern Sie möglichst, dass Kosmetika wie Haarshampoo in großen Mengen ins Ohr gelangen. Sie können das Hautmilieu im Gehörgang stören und eine Entzündung begünstigen. Auch Allergien gegen Kosmetika spielen eine Rolle.

Ohren trocken halten: Achten Sie darauf, die Ohren möglichst trocken zu halten. Nach dem Haarewaschen können Sie die Gehörgänge zum Beispiel mit lauwarmer Luft trocken föhnen – bei Diabetes sollte dies aber nicht erfolgen, da das Wärmeempfinden gestört sein kann und Verbrennungen an der Ohrmuschel vorkommen könnten.

Vorsicht bei Ohrstöpseln: Auf Watte im Ohr oder Ohrstöpsel beim Schwimmen sollten Sie lieber verzichten. Sie schaffen leicht eine Art feuchtes Milieu im Gehörgang, das eine Gehörgangsentzündung begünstigt. Oft leiden Taucher wiederholt an Gehörgangsentzündungen. Manche haben gute Erfahrungen mit speziellen Tauchermasken gemacht, die auch die Ohren einschließen und vor dem Kontakt mit Wasser schützen. Solche Masken sollten aber nur unter enger taucherärtzlicher / HNO-ärztlicher Begleitung angewendet werden, und nur dann, wenn andere Maßnahmen versagen.

Hygiene bei Ohrhörern & Co.: Wer zu Gehörgangsentzündungen neigt, sollte mit Utensilien, die direkt in der Ohrmuschel platziert werden, regelmäßig mit einer alkoholischen Lösung reinigen. Das reduziert anhaftende Bakterien. Das betrifft beispielsweise Ohrhörer, die direkt im Ohr getragen werden, oder Ohrstöpsel zum Geräuschschutz.

Keine Reinigungsversuche: Versuchen Sie nicht, den Gehörgang mit Wattestäbchen oder anderen Utensilien zu säubern. Solche Aktionen fördern Entzündungen. Sie sind auch nicht nötig. Im Normalfall reinigen sich die Gehörgänge selbst. Nach dem Duschen reicht es, die äußere Ohrmuschel mit einem Handtuch oder mit loser Watte zu trocknen und zu säubern.

Zu viel Ohrenschmalz? Manche Menschen haben tatsächlich Probleme mit zu viel Ohrenschmalz – beispielsweise durch das Tragen eines Hörgerätes. Sie sollten ihren Arzt oder Ihre Ärztin fragen, ob und wie häufig eine regelmäßige Reinigung durch den Fachmann ratsam ist, und ob eventuell spezielle Ohrentropfen aus der Apotheke anzuwenden sind.

Eventuell Ohrentropfen: Im gesunden Gehörgang herrscht ein saurer pH-Wert. Er ist wichtig für den Säureschutzmantel der Gehörgangshaut. Deshalb sind alle Maßnahmen günstig, die dazu beitragen, diesen sauren pH-Wert zu erhalten. Wer immer wieder Probleme mit Gehörgangsentzündungen hat, kann – falls aus ärztlicher Sicht nichts dagegen spricht – vorbeugend essigsaure Ohrentropfen aus der Apotheke anwenden. Sie senken den pH-Wert im Gehörgang ab.

Dr. med. Frank Waldfahrer

Dr. med. Frank Waldfahrer

Beratender Experte

Dr. med. Frank Waldfahrer, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, arbeitet seit 2002 als Oberarzt an der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Kopf- und Halschirurgie des Universitätsklinikums Erlangen (Direktor: Professor Dr. Dr. H. Iro).

Quellen

S2k-Leitlinie: Ohrenschmerzen, (AWMF Registernummer 053 - 009), Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), Stand 2014

Laura A Goguen, MD, External otitis: External otitis: Pathogenesis, clinical features, and diagnosis, d. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. http://www.uptodate.com (Abgerufen im November 2019)

Laura A Goguen, MD, External otitis: Treatment, d. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. http://www.uptodate.com (Abgerufen im November 2019)

Wiegand S, Berner R, Schneider A, Lundershausen E, Dietz A: Otitis externa: Diagnostik und evidenzbasierte Therapie. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 224–34. DOI: 10.3238/arztebl.2019.0224. Online: https://www.aerzteblatt.de/archiv/206297/Otitis-externa (Abgerufen im November 2019)

Gesundheitsinformation.de, Gehörgangsentzündung, Online:
https://www.gesundheitsinformation.de/gehoergangsentzuendung.2218.de.html
(Abgerufen im November 2019)

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten

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