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Nasenpolypen - kurz erklärt

Nasenpolypen sind weiche, gutartige Wucherungen der Schleimhaut in der Nasenhaupthöhle und in den Nasennebenhöhlen. Wie Nasenpolypen genau entstehen, ist nicht restlos geklärt.

Die Schleimhautwucherungen sind wenige Millimeter bis mehrere Zentimeter groß. Sie sind flach oder gestielt.

Nasenpolypen treten vor allem im Rahmen einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung auf. Je nach Fall kommen zur Therapie Medikamente oder eine Operation infrage.

Ursachen: Wie entsteht ein Nasenpolyp?

Wie Nasenpolypen genau entstehen, ist unklar. Experten vermuten, dass es eine gewisse Veranlagung dafür gibt. Wegbereiter sind in den meisten Fällen anhaltende Entzündungen der Schleimhaut in Nase und Nasennebenhöhlen.

Eine solche Nasennebenhöhlenentzündung (Rhinosinusitis) gilt als chronisch, wenn sie trotz Behandlung 12 Wochen oder länger anhält. Fachleute unterscheiden dabei eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung ohne Nasenpolypen und eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung mit Nasenpolypen (Chronic Rhinosinusitis With Nasal Polyposis, kurz CRSwNP).

Menschen mit Asthma bronchiale neigen ebenfalls zur Bildung von Nasenpolypen, ebenso Personen, die bestimmte Schmerzmittel nicht vertragen. Betroffene mit einer solchen Schmerzmittel-Unverträglichkeit reagieren zum Beispiel mit Symptomen wie Schnupfen, verstopfter Nase, Riechstörungen, Asthma, wenn sie Medikamente aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) einnehmen – etwa Acetylsalicylsäure (ASS, bekannt als "Aspirin"), Ibuprofen, Diclofenac. Die Kombination aus Schmerzmittelunverträglichkeit, Nasenpolypen und Asthma ist charakteristisch. Sie heißt Analgetika-Intoleranz-Syndrom oder ASS-Intoleranz-Syndrom.

Nasenpolypen kommen außerdem bei Kindern mit der angeborenen Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose (zystische Fibrose) oder der seltenen primären Ziliendyskinesie vor.

Nasenpolypen sind Schleimhautwucherungen in der Nasenhaupthöhle und in den Nasennebenhöhlen

Nasenpolypen sind Schleimhautwucherungen in der Nasenhaupthöhle und in den Nasennebenhöhlen

Nasenpolypen: Welche Symptome sind typisch?

Eine Nasennebenhöhlenentzündung mit Nasenpolypen geht einher mit

  • Kopfschmerzen
  • Druckschmerzen über den Nebenhöhlen
  • ständigem Schleimfluss im Rachen
  • Nasenatmungsbehinderung
  • Riech- und Schmeckminderung
  • nasaler (“näselnder“) Sprache
  • Minderung der Lebensqualität

Nasenpolypen: Wie wird die Diagnose gestellt?

Erster Ansprechpartner ist oft die hausärztliche Praxis, welche an eine Ärztin oder an einen Arzt mit Fachgebiet Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) überweist.

Die Ärztin oder der Arzt erkundigt sich nach den Beschwerden und den Vorerkrankungen (Asthma, Allergien) und untersucht Nase und Nasennebenhöhlen. Große Nasenpolypen, die in die Nasenhaupthöhle ragen, sind eventuell schon über die Inspektion der Nasenhaupthöhle mithilfe einer Lichtquelle mit bloßem Auge auszumachen. Mit der Nasenendoskopie – der Untersuchung mit einem dünnen Endoskop mit eingebauter Lichtquelle – sind oft auch kleinere oder tiefer sitzende Polypen erkennbar.

Unter Umständen sind weitere Untersuchungen nötig, etwa bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) oder die digitale Volumentomografie (DVT).

Konventionelle Röntgenaufnahmen der Nebenhöhlen sind heute eher in den Hintergrund gerückt. Die Magnetresonanztomografie (MRT) hat nur in speziellen Situationen Bedeutung bei der Diagnose von Nasenpolypen oder anderen Raumforderungen in diesem Bereich.

Ob eine Allergie vorliegt, die zum Krankheitsgeschehen beitragen könnte, lässt sich mithilfe verschiedener Allergie-Tests feststellen. Eine Schmerzmittel-Unverträglichkeit kann gegebenenfalls durch Provokationstests aufgedeckt werden.

Hier liegen die Nasennebenhöhlen

Hier liegen die Nasennebenhöhlen

Therapie: Wie werden Nasenpolypen behandelt?

Nasenpolypen bilden sich meist auf dem Boden einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung. Die Ärztin oder der Arzt wird diese Erkrankung gezielt behandeln.

Bei Nasenpolypen helfen oft Medikamente, die dem körpereigenen Hormon Kortisol ("Kortison") nachempfunden sind. Solche Glukokortikoide können vor allem kleinere Nasenpolyen zum Schrumpfen bringen.

Üblicherweise wird der Wirkstoff zunächst in Form eines Nasensprays verschrieben. Vorteil: Weil es nur örtlich wirkt, bleiben auch mögliche Nebenwirkungen auf den Einsatzort beschränkt. Bleibt der Erfolg durch diese Monotherapie aus, können neben dem kortisonhaltigem Nasenspray auch Kortison-Tabletten zum kurzzeitigen Einsatz kommen.

Bringt eine Medikamenten-Therapie die Beschwerden nicht ausreichend unter Kontrolle oder sind die Polypen bereits sehr groß, ist ein chirurgischer Eingriff in Betracht zu ziehen. Die Entfernung einzelner, kleiner Polypen (Polypektomie) kann im Einzelfall ambulant erfolgen, ausgedehntere Eingriffe finden üblicherweise unter Vollnarkose in einer Klinik unter stationären Bedingungen statt.

Bei einer Minderheit von Patienten allerdings kommt es in einem kurzen zeitlichen Abstand nach der Operation erneut zu einem Polypenwachstum und einem Wiederauftreten der schweren Symptome, die sich alleine mit dem Kortison-Nasenspray nicht ausreichend abmildern lassen. Bei dieser schweren und unkontrollierten Verlaufsform der Erkrankung können im Einzelfall spezielle Medikamente infrage kommen: sogenannte Biologicals, also Antikörper, die direkt in den Entzündungsprozess eingreifen, welcher der Polypenbildung zugrunde liegt.

Ist eine Allergie der Wegbereiter für die Nasenpolypen, muss sie entsprechend behandelt werden. Die Ärztin oder der Arzt empfiehlt dann neben der oben beschriebenen Therapie zudem antiallergische Medikamente und informiert darüber, wie der Allergenkontakt vermindert werden kann. Eventuell kommt eine Allergen-Immuntherapie (Hyposensibilisierung) als einzig mögliche ursächlich-wirksame Therapieoption infrage.

Bei Schmerzmittel-Unverträglichkeit sollten die auslösenden Medikamente, falls möglich, gemieden oder ausgetauscht werden. Darüber hinaus kann die sogenannte „adaptive Desaktivierung“ zur Anwendung kommen. Dabei wird der Stoffwechsel der Betroffenen – vereinfacht gesagt – unter ärztlicher Kontrolle an ansteigende Dosen des Schmerzmittels gewöhnt.

Beratender Experte

Professor Dr. med. Oliver Pfaar leitet die Sektion für Rhinologie und Allergologie der Hals- Nasen- und Ohrenklinik am Universitätsklinikum Marburg, ist ausgewiesener Experte für Atemwegerkrankungen und Koordinator und Hauptautor vieler internationaler und nationaler Leitlinien.

Quellen

S2k Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals –Chirurgie (DGHNO): Rhinosinusitis, Stand 04/2017, in Überarbeitung (Abruf: November 2021)

Daniel L Hamilos, MD, Eric H Holbrook, MD, Chronic rhinosinusitis: Clinical manifestations, pathophysiology, and diagnosis. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. http://www.uptodate.com (Abruf: November 2021)

Daniel L Hamilos, MD, Eric H Holbrook, MD, Chronic rhinosinusitis: Management. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. http://www.uptodate.com (abgerufen am 4. November 2021)

https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/nasenpolypen/definition-und-haeufigkeit.html (Abruf: November 2021)

https://www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/AVP/Artikel/2020-3-4/141h/index.php (Abruf: November 2021)

https://www.gesundheitsinformation.de/dupilumab-dupixent-bei-chronischer-nasennebenhoehlenentzuendung-mit-nasenpolypen.html (Abruf: November 2021)

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten

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