Logo der Apotheken Umschau

Schön, Sie zu sehen! Auch wenn ich gestehen muss: Ihr Anblick weckt Erinnerungen in mir, die nicht nur angenehm sind.

Das ist nichts Neues für mich. Viele Menschen machen mit mir Bekanntschaft, wenn sie krank sind. Ich habe dafür Verständnis. Als Infusion muss man auch ein wenig Psychotherapeutin sein. Erzählen Sie doch mal.

Ich aß einen Obstsalat. Offenbar war ich allergisch gegen eine der Früchte. Als ich im Krankenhaus erwachte, hing ich am Tropf.

Und das war mit Sicherheit gut so. Bei einem Allergieschock sind die richtigen Medikamente überlebenswichtig – und das schnell. Um sie kontinuierlich weiter zu verabreichen, kam dann wohl ich ins Spiel.

Aber gibt es dafür nicht Allergietabletten? Die nehme ich daheim.

Nichts gegen meine praktischen Kolleginnen: Was ihre Wirkung angeht, sind sie aber nicht die schnellsten. Im Notfall rufen Sie doch lieber den Rettungswagen und fahren nicht mit dem Bus ins Krankenhaus, oder? Bis Pillen wirken, hat ihr Wirkstoff eine abenteuerliche Reise hinter sich.

Also, ich schlucke sie mit Wasser runter. Fertig!

Schon. Aber was passiert dann? Erst müssen die Medikamente den Magen überwinden. Schon die Salzsäure dort schmeckt vielen gar nicht. Dann geht es weiter in den Darm, wo die Wirkstoffe vom Körper aufgenommen werden. Zumindest die, die es durch die Darmwand schaffen. Viel bleibt nämlich in dem Verdauungsorgan hängen. Im Blut geht die Reise weiter zur nächsten Hürde: der Leber.

Aber warum ist das ein Problem?

Na, das müssten Sie als Medizinjournalistin aber wissen. Die Leber wird nicht umsonst die Chemiefabrik unseres Körpers genannt. Nicht jeder Stoff kommt da unbeschadet durch, was ja an sich gut ist. Für Medikamente kann das aber schlecht sein. Sie sehen: Bis der Wirkstoff endlich an dem Ort ist, wo er wirken soll, kann viel passieren. Und es dauert auch schon mal eine Stunde oder länger.

Jetzt verstehe ich langsam, warum Sie bei der Allergie sozusagen mein Rettungswagen waren.

Genau! Mit Infusionen oder natürlich vor allem mit Spritzen kommen Mittel sofort in den Organismus. Meine Kolleginnen leisten hier wertvolle Dienste. Doch ihr Pulver ist schnell verschossen. Um ein Medikament über längere Zeit in den Körper zu infundieren, also hineinzugießen, brauchen sie mich.

Und seit wann machen Sie diesen Job schon?

Oh, Experimente machte man sehr früh. Vor allem, nachdem der Engländer William Harvey 1628 nachgewiesen hatte, dass das Blut im Körper in einem Kreislauf fließt. Die ersten Infusionen hätten Ihnen aber zu Recht Albträume bereitet. Statt der feinen Nadeln von heute nutzte man Federkiele. Als Behälter für die Flüssigkeit nahm man schon mal Tierblasen.

Ein Federkiel im Arm? Autsch. Das klingt übel. Und auch nicht gerade hygienisch.

Da haben Sie völlig recht. Die Infektionen, die man sich auf diese Weise einfangen konnte, waren lange ein Problem. Auch heute muss man noch immer gut aufpassen. Dennoch bin ich unverzichtbar. In meinen Beuteln oder Flaschen stecken Elektrolytlösungen, Zucker für eine künstliche Ernährung oder Narkosemittel, darüber hinaus viele Medikamente – wie etwa auch die Anti-­Allergiemittel, die Sie damals ­bekommen haben. Und das immer schön Tröpfchen für Tröpfchen.

Beim Blutdruckmessen werden der systolische und der diastolische Wert gemessen. Sie geben darüber Aufschluss, ob sich der Blutdruck im Normalbereich befindet.

„Mit mir wurde das Messen unblutig“

Im Interview mit einem Blutdruckmessgerät erfährt unsere Kolumnistin Sonja Gibis, wie es zur ersten Blutdruckmessung kam und was dabei im Körper passiert. zum Artikel


Quellen: