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Willkommen zu diesem Gespräch! Wenn Sie als mein heutiger Gast zum Einsatz kommen, ist eines klar: Es geht unter die Gürtellinie.

Etwas mehr Respekt, bitte! Schließlich sprechen Sie mit einem der ältesten Medizingeräte der Weltgeschichte. Mich gab es schon vor Tausenden von Jahren. Man glaubte, sich mit meiner Hilfe von krank machenden Körpersäften befreien zu können. Daher auch mein Name: „Klistier“. Er kommt vom griechischen Wort „klystérion“, was Reinigung bedeutet. In manchen Zeiten galt ich sogar als Allheilmittel.

In der Zeit hätte ich ja nicht gerne gelebt.

Haben Sie mich mal ausprobiert?

Also das geht jetzt aber wirklich unter die Gürtellinie.

Sie haben in Ihrem Heft sogar eine Rubrik mit dem internen Namen „Hemmungslos“. Von einem neuen Youtube-Podcast mit dem gleichen Namen habe ich auch gehört. Und jetzt machen Sie hier einen auf verklemmt?

Also gut: ja.

Ja, und weiter? Ich denke, dass Ihre Leserinnen und Leser jetzt schon Anspruch auf einen Erfahrungsbericht haben. Ich kenne ja nur die eine Seite.

Schon gut. Ich habe vergangenes Jahr einen Artikel über Heilfasten geschrieben und wollte es selbst ausprobieren. Ein Experte riet mir, alle paar Tage einen Einlauf zu ­machen. Ich fand die Idee gruselig. Mein Interviewpartner kannte aber keine Gnade – und beschrieb mir im Detail, wie er den Einlauf bei sich auf dem Badezimmerboden macht. Inklusive zusammengekniffener Pobacken. Ich musste am Ende laut lachen – und habe es nachgemacht.

Sehen Sie! Und wie war es nun?

Ach, überhaupt nicht schlimm. ­Obwohl ich weiß, dass man beim Fasten auch ohne Einlauf auskommt. Aber ich muss zugeben: Danach fühlte ich mich erleichtert.

Dann haben Sie offenbar alles richtig gemacht. Und: War doch ganz einfach, darüber zu reden, oder? Ebenso sollte man keine Hemmungen haben, wenn die Verdauung mal ins Stocken gerät.

Was raten Sie dann?

Die besten Rezepte gegen Verstopfung sind immer noch viel Bewegung und ballaststoffreiche Ernährung. Wenn das nicht hilft, gibt es in der Apotheke vor Ort eine Reihe abführender Medikamente, Tees, Zäpfchen. Aber immer gut beraten lassen und sparsam verwenden! Die Verdauung gewöhnt sich sonst daran und wird noch träger. Wer plötzlich aus unklaren Gründen an anhaltender Verstopfung leidet, sollte ohnehin erst mal eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

Und wann kommen dann Sie zum Einsatz?

Wenn der Druck groß ist, können meine Dienste sehr entlastend sein. Zum Beispiel, wenn der Darm auf Reisen Zicken macht. Hilfreich sind auch meine Kollegen, die Mini-Klistiere. Das sind kleine Quetschbeutel mit ­einer Spritze vorne dran. In ihnen steckt ein Medikament, das harten Kot aufweichen kann.

Im-po-sant! Haben Sie sonst noch ein paar Tipps parat?

Am besten klappt der Einlauf im Liegen auf der Seite oder im Dreifüßlerstand, nach vorne gebeugt auf einen Ellenbogen gestützt. Eine Hand brauchen Sie ja, um mich zu halten. Meine Spitze könnten Sie mit Vaseline einschmieren. Kreisende Bewegungen helfen mir, meinen Weg zu finden, ohne dass wir beide viel merken. Vor allem aber: Immer entspannt bleiben! Gerade bei Problemen unter der Gürtellinie.

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