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Die nächste Pandemie steht bevor. Diesmal ohne Lockdown – das ist gut. Schlecht allerdings: Die Bereitschaft der Politik, etwas dagegen zu tun, fehlt. Die Krankheit, um die es geht, ist nicht ansteckend. Doch sie breitet sich dennoch fortwährend aus. Diabetes heißt sie. Im Jahr 2040 werden voraussichtlich mehr als zwölf Millionen Menschen von der Stoffwechselerkrankung betroffen sein. ­Allein in Deutschland. Das haben Hochrechnungen ergeben. Jede siebte Person hat dann Diabetes.

Viele Folgeerkrankungen, weniger Lebensqualität, hohe Kosten

Das Leid vieler Patientinnen und Pa­tienten ist groß. Oft haben sie Folgeerkrankungen, verlieren Gliedmaßen, erblinden. Und: Sie büßen Lebenszeit ein. Außerdem belasten die Krankheitskosten von vielen Milliarden Euro pro Jahr unser Gesundheitssystem. Die meisten der Betroffenen haben Typ-2-Diabetes. Die Veranlagung dafür wird vererbt. Doch viele Gefährdete könnten diesen Diabetes verhindern oder besser und länger damit leben, wenn sie gesünder essen und sich mehr bewegen würden.

Dass das vielen aber schwerfällt, ist kein Wunder. Leben wir doch in einem Land, in dem die gesunden Lebensmittel wie Gemüse und Obst oft teuer, die zucker- und fetthaltigen, etwa Süßigkeiten, dagegen preiswert sind. Unter uns sind viele mit Bürojobs, Bewegung kommt zu kurz.

Nationale Diabetesstrategie? Blieb eine Absichtserklärung

Und wie wirkt die Politik dieser Diabetes-Welle entgegen? Mit der Nationalen Diabetesstrategie verpflichtete sie sich 2020, mehr für die Prävention zu tun, die Versorgung der Erkrankten und die Forschung zu verbessern. Es blieb bei der Absichtserklärung. Konkrete Maßnahmen folgten nicht. Die zaghaften Appelle an die Menschen, sich gesünder zu ernähren und sich mehr zu bewegen, verhallen. Insbesondere bei bildungsfernen Schichten. In ärmeren Familien zum Beispiel ist das Risiko, dass Kinder übergewich­tig oder fettleibig werden und einen
Typ-2-Diabetes entwickeln, erhöht.

Gesunde Kita- und Schulernährung wären ein guter Anfang

Bleiben wir bei den Jüngsten der Gesellschaft. Wieso schaffen wir es in Deutschland nicht, allen Kindern in Kita und Schule eine ausgewogene, warme Mahlzeit am Tag anzubieten? Und dazu noch eine Stunde Sport. Das wäre ein guter Anfang. Auch sollte an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel komplett verboten werden. Ein weiterer wichtiger Schritt: eine Zuckersteuer, um Cola und Limonade, die häufig zu Übergewicht führen, vom Speiseplan zu verbannen. Nicht nur bei Kindern, auch bei Erwachsenen. Im Gegenzug könnte die Mehrwertsteuer auf Gemüse und Obst gesenkt werden. Außerdem sollten Lebensmittel verpflichtend mit dem Nutri-Score gekennzeichnet werden. Damit es Bürgerinnen und Bürgern beim Einkauf leichter fällt, Gesundes auszuwählen.

All diese Ideen sind nicht neu. Sie stehen seit Jahren auf Wunschlisten von Fach- und Patientenverbänden. Die Umsetzung durch die Politik aber scheiterte bislang, etwa an Industrie-Interessen. Ändert sich jetzt nichts, kommt die Diabetes-Welle mit voller Wucht.[Link auf Quelle 1482039][1]


Quellen:

  • [1] Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2023, Die Bestandsaufnahme. https://www.diabetesde.org/... (Abgerufen am 28.02.2023)