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Häufige Fragen und Antworten

Eine Operation steht an und Sie müssen für ein paar Tage in die Klinik? Das macht viele nervös. Auch wer mit, aber nicht wegen seines Diabetes ins Krankenhaus muss, sollte sich sicher und gut betreut fühlen. Wir geben Ihnen im Folgenden wertvolle Tipps, damit das klappt – und damit auch für die Pflege danach gesorgt ist.

Erkundigen Sie sich bei Ihrem Hausarzt oder der Diabetologin nach Kliniken, die für die Behandlung von Menschen mit Diabetes geeignet sind. Qualitätsstandards garantiert das Zertifikat „Klinik mit Diabetes im Blick DDG“. Adressen finden Sie hier.

Sammeln Sie alle Infos zu Ihrer Diabetestherapie, Medikamenten und Krankheiten in einer Mappe. Dort hinein gehören etwa Entlassungsbriefe von vorherigen Krankenhausaufenthalten, aktuelle Befundberichte — auch von anderen Erkrankungen —, Ihr Medikamentenplan, die Kontaktdaten Ihrer Ärztinnen und Ärzte und, falls vorhanden, Ihr Gesundheits-Pass Diabetes. Diese Unterlagen helfen dem Klinikpersonal, sich gut um Sie zu kümmern, also die Diabetestherapie optimal fortzuführen und die Operation gut vorzubereiten. Bei einer intensivierten Insulin- oder Pumpentherapie gilt: Haben Sie auch einen Plan mit BE-/KE- und Korrekturfaktoren sowie Ihre Basalinsulindosis bzw. Basalrate parat.

Besprechen Sie rechtzeitig mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, welche Zielwerte Sie haben sollten und wie Sie Ihre Zuckerwerte verbessern können. Vor einer Operation sollte der Blutzucker-Langzeitwert HbA1c möglichst unter 8,5 Prozent (69 mmol/mol) liegen, das reduziert das Risiko für Operationskomplikationen. Klären Sie auch, wie die Diabetestherapie für den Krankenhausaufenthalt angepasst werden sollte. „Wer blutzuckersenkende Tabletten einnimmt, muss diese meist einen Tag oder zwei Tage vor einer Operation absetzen und bekommt vorübergehend Insulin“, sagt Prof. Erhard Siegel, Diabetologe und Ärztlicher Direktor am St. Josefskrankenhaus Heidelberg. Mit Insulin lässt sich der Blutzucker rund um die Operation besser regulieren.

Ein Aufklärungsgespräch vor dem Eingriff mit Chirurgin oder Chirurg, Anästhesistin oder Anästhesist und OP-Pflegekräften sollte frühzeitig stattfinden: „Klären Sie, wie Ihre Diabetestherapie rund um die Operation aussieht“, sagt Siegel. Fragen Sie, ob Insulinpumpe oder Glukosesensor dranbleiben dürfen. Der Sensor muss im Normalfall nur ab, wenn er an der Stelle liegt, die operiert wird. „Bei kleineren Eingriffen können Sie vielleicht auch die Pumpe weitertragen“, sagt Siegel. Falls nicht, besprechen Sie, wie Sie die Therapie vorübergehend mit Insulinpens fortführen und wann Sie damit beginnen sollten. Bei längeren OPs muss die Pumpe meist ab. Insulin und im Bedarfsfall auch Glukose werden dann über eine Spritzenpumpe (Perfusor) kontinuierlich zugeführt.

Lassen Sie sich möglichst den ersten Termin am Morgen geben. Dann müssen Sie nicht so lange nüchtern bleiben, der Blutzucker lässt sich besser einstellen. Vor der Operation sollte der Zuckerwert nüchtern möglichst unter 180 mg/dl (10 mmol/l) liegen. Im Einzelfall darf er aber auch etwas abweichen. Besprechen Sie das mit Ihrem Diabetesteam. Ist der Wert zu hoch, kann es besser sein, die OP zu verschieben. „Denn nicht nur ein zu hoher Langzeitwert, auch akut erhöhte Zuckerwerte steigern das Komplikationsrisiko“, sagt Siegel. Stress und Aufregung durch den Krankenhausaufenthalt und eine Operation können den Blutzucker in die Höhe treiben. Aber keine Sorge: Diabeteserfahrene Ärzte in der Klinik bekommen erhöhte Werte vor und nach der Operation in den Griff.

Grundsätzlich muss das Krankenhaus für Ihre Medikamente während des Aufenthalts sorgen. „Es kann aber passieren, dass es manche Insuline oder andere Medikamente nicht vorrätig hat“, sagt Siegel. Er rät daher, für die geplante Aufenthaltsdauer genügend eigene Vorräte einzupacken. Das gilt auch für alle Utensilien, die Sie für Ihre Diabetestherapie brauchen. Also zum Beispiel Pens, Pen-Nadeln, Blutzucker-Messgerät, Teststreifen, gegebenenfalls Infusionssets und weiteres Zubehör für die Pumpentherapie sowie Ersatzsensoren, wenn Sie ein System zur kontinuierlichen Zuckermessung (CGM) tragen. Mit in die Kliniktasche gehören auch Blutzucker-Tagebuch und Traubenzucker oder andere schnelle Kohlenhydrate gegen Unterzuckerung. Im Sommer ist eine Kühltasche für Insulin sinnvoll (gibt es zum Beispiel in der Apotheke). Bei Typ-1-Diabetes Keton-Teststreifen mitnehmen. Damit können Sie selbst prüfen, ob sich eine gefährliche Übersäuerung (Ketoazidose) anbahnt.

Klare Absprachen tragen dazu bei, dass Sie während des Klinikaufenthaltes die Pumpentherapie fortführen und Ihre Werte mit dem CGM-System überwachen dürfen. Das Pflegepersonal auf Station wird Ihren Blutzucker zusätzlich per Fingerpiks kontrollieren. „CGM-Systeme könnten auch dem Klinikpersonal den Alltag erleichtern, da die Werte nur abgelesen werden müssen. Bislang ist aber kein System für den Einsatz durch Fachpersonal in der Klinik zugelassen“, sagt Dr. Anne Beltzer vom Institut für Diabetes-Technologie in Ulm. Unklar sei etwa, inwieweit Medikamente, die im Krankenhaus gegeben werden, die Werte verfälschen können und ob die Systeme zu Störungen bei Geräten auf der Intensivstation führen können.

Wenn Sie sich in der Klinik so weit wie möglich selbst um Ihren Diabetes kümmern möchten, sollten Sie dies den behandelnden Ärztinnen oder Ärzten sagen und es in der Krankenakte dokumentieren lassen. So wissen alle Beteiligten Bescheid. Das ist besonders wichtig, wenn Sie eine Insulinpumpe und ein CGM-System tragen. Beides hilft, gute Zuckerwerte zu erreichen. Und damit auch, Krankheiten und Operationen besser zu überstehen.

Röntgen und Computertomographie (CT): Pumpe, Kanüle und Sensor bzw. Transmitter müssen ab, wenn sie in dem Bereich liegen, der geröntgt wird. Einige Hersteller raten sicherheitshalber, die Geräte immer abzulegen. Experten halten eine Schädigung aber für unwahrscheinlich. Eine implantierte Sensorkapsel (Langzeit-Sensor) kann zum Röntgen drinbleiben. Für die Magnetresonanztomographie (MRT) gilt: Metallhaltiges wie Pumpe, Sensor oder Stahl-kanüle ist verboten. Beim Sensorimplantat muss in der Regel nur der Transmitter ab. Beachten Sie die Angaben des Herstellers!

Nach der Klinik in die Kurzzeitpflege oder ins Pflegeheim: Klären Sie das mit den Ärztinnen und Ärzten in der Klinik früh genug! So bleibt mehr Zeit, einen Platz zu finden. In fast allen Häusern gibt es einen Sozialdienst. Die Mitarbeitenden dort beraten Sie gern und helfen Ihnen und Ihren Angehörigen. Wichtig bei Diabetes:

• Haben die Pflegekräfte Diabetes-Fachkenntnisse?

• Arbeiten das Heim oder der Pflegedienst mit Spezialisten zusammen, etwa Diabetologinnen oder medizinischen Fußpflegern (Podologen)?

Ein Diabetes-Notfallausweis liefert wichtige Infos für Ersthelfer und Notarzt, wenn Sie sich nicht selbst äußern können. Tragen Sie den Ausweis gut auffindbar, etwa beim Personalausweis, im Geldbeutel.

Fazit

Steht ein Klinikaufenthalt an, hilft eine gute Vorbereitung, Komplikationen wegen des Diabetes zu verhindern. Wichtig ist, möglichst eine Klinik mit Diabetesexpertise zu wählen. Und sich schon vor dem Aufenthalt um gute Zuckerwerte zu bemühen. Wer eine Insulinpumpe oder einen Glukosesensor trägt, sollte rechtzeitig vor der Operation klären, ob die Technik dabei getragen werden darf. Bei längeren Eingriffen wird Insulin meist als Infusion gegeben.