Wann Zahnimplantate bei Diabetes in Frage kommen

Dritte Zähne, die nachts im Wasserglas schwimmen? Gibt es immer seltener. Die Zahl herausnehmbarer Vollprothesen hat in den vergangenen Jahren abgenommen, denn viele Seniorinnen und Senioren haben noch eigene Zähne. Ist ein Zahn samt Wurzel nicht mehr zu retten, entscheiden sich viele für eine künstliche Zahnwurzel.

Dabei ersetzt ein Implantat aus Titan oder Keramik im Kieferknochen die Zahnwurzel. Nach Abschluss der sogenannten Einheilzeit wird eine Krone, Brücke oder Prothese auf dem Implantat fixiert. Auch bei Diabetes kommen Zahnimplantate infrage. Wichtige Voraussetzung ist ein gut eingestellter Blutzucker: Ein zu hoher Zuckerspiegel beeinträchtigt die Durchblutung des Knochengewebes und damit die Einheilung des Implantats. „Liegt der Blutzucker-Langzeitwert HbA1c über acht Prozent (64 mmol/mol), muss dieser erst gesenkt werden“, sagt Dr. Dr. Hendrik Naujokat, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg in Kiel und federführender Autor der Leitlinie „Zahnimplantate bei Diabetes“.

Entzündungsrisiko senken

Wichtig sei auch, dass eine eventuell vorliegende Parodontitis vor dem Einsetzen des Implantats behandelt wird. Parodontitis ist eine bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparates, die bei Diabetes häufiger auftritt. Sie ­erhöht das Risiko, dass sich auch das Gewebe um das Implantat herum entzündet und so die Einheilung gestört wird. Auch Rauchen gefährdet das Implantat. Daher: bitte vorher aufhören.

Implantat vor Bakterien schützen

Wer sich ein Implantat einsetzen lässt, muss zudem wissen: Zahnersatz besitzt – im Gegensatz zu einem echten Zahn – keine natürlichen Abwehrmechanismen. Daher bilden sich darauf auch eher Bakterienbeläge als an eigenen Zähnen. Der Bereich um das Implantat herum kann sich leichter entzünden, Fachleute sprechen dann von Periimplantitis. ­Unbehandelt kann dies zum Verlust des Implantats führen.

„Ob Diabetes das Risiko für eine Periimplantitis erhöht, ist trotz einer Vielzahl von Studien und Untersuchungen weiterhin unklar“, sagt Naujokat. Egal ob mit oder ohne Diabetes: Sehr wichtig für Menschen mit Implantat sei eine gute Mundhygiene zu Hause und ein bis zwei Mal pro Jahr eine Kontrolle und professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt. Dann stehen die Chancen gut, dass das Implantat dauerhaft fest im Kiefer sitzt.

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