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Aus Weidenästen lassen sich kunstvolle Körbe, Besen und  andere Flechtwaren fertigen, denn die Zweige sind sehr biegsam. Auch Hexen sollen aus Weidenzweigen ihre flugfähigen Besen hergestellt haben. Zudem sollen sich die bösen Weiber in Weiden versteckt haben. Wer sich zu nah an sie heranwagte, bekam einen ordentlichen Schrecken eingejagt.

Heilkundige setzten die Weidenrinde schon in der Antike als Mittel gegen Fieber und Schmerzen ein. 1828 wurde einer der wirksamen Inhaltsstoffe – das Salicin – aus der Rinde isoliert. Zehn Jahre später stellten Chemiker aus Salicin die Salicylsäure her, die bereits als schmerzlinderndes Mittel zum Einsatz kam. Der Apotheker Felix Hoffmann experimentierte mit der Salicylsäure und entwickelte 1897 daraus schließlich den Arzneistoff Acetylsalicylsäure – eines der bekanntesten Schmerzmittel.

Wie sieht die Weide aus und wo kommt die Heilpflanze vor?

Zu den Weiden gehören Bäume und Sträucher. Sie haben meist längliche bis lanzettliche Blätter, die an den Rändern fein gesägt sind. Die Rinde ist glatt, braungrau bis grünlichgelb gefärbt und glänzt. Männliche und weibliche Blüten befinden sich auf unterschiedlichen Bäumen. Weibliche Kätzchen sehen grünlich aus, männliche gelb.

Die wirksamen Inhaltsstoffe werden häufig aus diesen beiden Arten gewonnen: Silberweide (Salix alba) und Purpurweide (Salix purpurea). Erstere ist ein Baum mit silbrig behaarten Blättern. Letztere dagegen ist ein etwa sechs Meter hoher Strauch mit rötlich gefärbten Kätzchen. Beide Arten gehören zu den Weidengewächsen (Salicaeae) und blühen von März bis Mai. Weiden sind in Europa und Asien heimisch und wachsen an Flussufern, auf feuchten Wiesen sowie in Auwäldern.

Welche Pflanzenteile und Inhaltsstoffe werden verwendet?

Als pflanzliche Arznei dient die Rinde. Sie enthält – je nach Weidenart – bis zu elf Prozent sogenannter Salicylate. Zu dieser Pflanzenstoffgruppe zählen Substanzen wie Salicin und Salicortin. Außerdem kommen in der Rinde reichlich Gerbstoffe vor. Die genaue Zusammensetzung variiert von Art zu Art, muss jedoch mindestens 1,5 Prozent Salicin beinhalten.

Was bewirken die Inhaltsstoffe? Wogegen hilft Weidenrinde?

Da die Weidenrinde Substanzen enthält, die ähnlich wie der chemische Arzneistoff Acetylsalicylsäure (ASS) wirken, ergeben sich vergleichbare Effekte im Körper. Wichtig ist vor allem das pflanzliche Salicin. Es wird durch die Darmflora in Salicylsäure umgewandelt.

Salicylsäure wirkt fiebersenkend, entzündungshemmend und schmerzstillend. Diese Effekte fallen allerdings schwächer aus als bei ASS. Extrakte aus Weidenrinde werden heutzutage – unterstützend zur jeweiligen Standardtherapie – gegen Rückenschmerzen, entzündliches Rheuma und Arthrose eingesetzt. Positive Effekte treten nicht sofort, sondern erst nach längerer Einnahme auf, zeigen Studien.

Wichtige Hinweise:

Weidenrinde gilt als gut verträglich. Nebenwirkungen, wie sie von Acetylsalicylsäure bekannt sind, treten normalerweise nicht auf. Die pflanzliche Arznei besitzt wohl nur eine geringe blutverdünnende Wirkung. Klären Sie dies jedoch sicherheitshalber mit dem Arzt ab, wenn Sie Mittel zur Blutverdünnung einnehmen.

Wer auf Salicylate allergisch reagiert, darf Weidenrinde nicht anwenden. Dies gilt ebenso für Kinder unter 12 Jahren sowie für Schwangere und Stillende.

Tipp: Lassen Sie sich zu Dosierung und Anwendung in der Apotheke beraten.