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Sie stecken in Bratpfannen, in Regenkleidung, Pizzakartons und sogar in einigen Arzneimitteln: Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS. Die Chemikaliengruppe, die mehr als 10 000 Einzelstoffe umfasst, ist in unserem Alltag allgegenwärtig. Doch genau ­daraus müssen sie dringend wieder verschwinden, denn viele von ihnen gelten als schädlich für Umwelt und Gesundheit. Deshalb prüft die europäische Chemikalienagentur ECHA derzeit auf Vorschlag von Behörden aus fünf Ländern – darunter das deutsche Umweltbundesamt (UBA) – ein Verbot dieser Chemikalien in der gesamten Europäischen Union.

Das umzusetzen wird nicht leicht, denn PFAS sind bei der Industrie beliebt. Die Stoffe sind besonders stabil und vielseitig einsetzbar. Doch genau diese Eigenschaften führen dazu, dass sie sich in der Umwelt anreichern und auf Jahrzehnte oder länger nicht mehr abbauen. „In Deutschland finden wir PFAS heute überall, wo wir danach suchen“, sagt Jona Schulze, Ökotoxikologe vom UBA. Sogar im Regenwasser prasseln sie vom Himmel. Die Böden wieder von ihnen zu reinigen, ist praktisch unmöglich.

Über Böden, Trinkwasser und die Nahrungskette gelangt der Chemiecocktail schließlich in den menschlichen Körper – wo er großen Schaden anrichten kann. Während die gesundheitlichen Auswirkungen vieler Sub­stanzen noch gar nicht untersucht sind, stehen andere im Verdacht, krebserregend zu sein. Für einige gibt es Hinweise, dass sie Leber und Nieren schädigen oder das Immunsystem schwächen, sodass man zu Infekten neigt und Impfungen nicht mehr richtig wirken. 2014 bis 2017 wurden über 1 000 Blutproben von Kindern in Deutschland untersucht. In jeder einzelnen fanden sich Spuren von PFAS.

Dabei müssen die Stoffe bei Handelswaren noch nicht einmal deklariert werden. Zwar gibt es Siegel wie den Blauen Engel oder das GOTS-Zertifikat, die den Einsatz von PFAS ausschließen. Aber ansonsten liegt es an den Verbraucherinnen und Verbrauchern, Detektivarbeit zu leisten: Etwa bei den Herstellern nachzufragen oder die Inhaltsstoffe von Kosmetikprodukten nach Bezeichnungen zu durchsuchen, die „fluoro” in sich tragen. Das ist nicht zumutbar.

Zwar gibt es mit der REACH-Verordnung ein Verfahren, das Stoffe auf ihre Schädlichkeit prüft, bevor sie auf den europäischen Markt kommen. Bei PFAS greift das aber nicht, weil sie ihre giftige Wirkung womöglich erst nach Jahrzehnten in der Umwelt entfalten. Hier ist von Seiten der Politik das Vorsorgeprinzip gefordert. Deshalb muss das Verbot vollumfassend kommen – mit möglichst wenigen Ausnahmen und für die gesamte Chemikaliengruppe. Bisher konnte die Industrie einfach auf andere oder neu entwickelte PFAS ausweichen, wenn eine einzelne Substanz verboten wurde. Die stellte sich dann im Nachhinein oft als ebenso giftig heraus.

Gerade mobilisiert die Industrie kräftig gegen das mögliche PFAS-Verbot. Aber nur, wenn dieses wie geplant 2025 in Kraft tritt, könnten die Körper von Menschen und Tieren zumindest in ein paar Jahren oder Jahrzehnten frei von der giftigen Chemie sein.