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Die Präexpositionsprophylaxe – kurz PreP - ist ein wichtiges Mittel im Kampf gegen das HI-Virus. In Deutschland wird das Medikament von zehntausenden Menschen genutzt, die ein vergleichsweise hohes Risiko haben, sich mit HIV zu infizieren. Einmal am Tag müssen sie eine Tablette mit zwei Wirkstoffen einnehmen, die das Virus im Körper hemmen, sollte es tatsächlich zu einer Ansteckung kommen.

Doch seit Monaten ist das Mittel zum Teil nur schwer zu bekommen, mehrere Hersteller haben Lieferschwierigkeiten gemeldet. Nun hat das Bundesministerium für Gesundheit einen offiziellen Versorgungsmangel festgestellt und eine entsprechende Erklärung im Bundesanzeiger veröffentlicht[1]. Im Kern bedeutet das: Die Bundesländer können das strenge Arzneimittelgesetz an einigen Stellen lockern, um auf die Engpässe zu reagieren. Damit könnten sie die Einfuhr der PreP aus dem Ausland erleichtern.

Die Deutsche Aidshilfe (DAH) begrüßt die Intitive aus dem Ministerium. Bereits heute seien die Folgen des Mangels deutlich zu spüren, sagte DAH-Vorstand Stefan Miller. „Wir müssen mit vermeidbaren Neuinfektionen rechnen, Therapieumstellungen belasten die Menschen, die mit HIV leben. Dieser Notlage gilt es mit aller Kraft entgegenzuwirken.“ Auch die Deutsche Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin hatte zuletzt erklärt, einige PreP-Nutzer hätten die Einnahme aufgrund der Engpässe unterbrechen oder ihre Therapie umstellen müssen. Das Medikament wird auch von Menschen eingenommen, die bereits mit HIV infiziert sind.

Für kurzfristige Entspannung könnten derweil eine Absprache mit zwei Herstellern sorgen. Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dürfte sich die Liefersituation bereits in wenigen Tagen „deutlich stabilisieren“. „Das ergibt sich aus einer engen Abstimmung zwischen dem BfArM und den Zulassungsinhabern Ratiopharm und Heumann, die nun gegenüber dem BfArM bestätigt haben, sehr kurzfristig erhebliche Warenkontingente für den Markt zur Verfügung zu stellen“, sagte ein BfArM-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Anfang der Woche hatte das BfArM noch mitgeteilt, dass sich die Verfügbarkeit im Februar zunächst nur leicht stabilisieren werde. Laut den aktuellen Plänen sollten die Vorräte bis mindestens Ende April reichen und ausreichend Medikamente für die Versorgung der Nutzerinnen und Nutzer zur Verfügung stehen.

Nach Angaben der Deutschen Aidshilfe lässt sich allerdings noch nicht sagen, wann sich die Versorgungslage wieder vollständig normalisiert. Zudem müsse es nun darum gehen, die Ursachen zu bestimmen, um ähnliche Situationen in Zukunft zu vermeiden, so DAH-Chef Stefan Miller. „Dass ein lebenswichtiges Medikament in Deutschland plötzlich nicht mehr verfügbar ist, darf sich nicht wiederholen. Die Bundesregierung steht in der Pflicht, das zu verhindern.“[2]


Quellen: