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Weihnachtszeit ist Plätzchen, Stollen- und Lebkuchenzeit. Menschen mit Nussallergie müssen jetzt besonders aufpassen: Da alle drei Gebäcksorten Nüsse enthalten können, ist es gar nicht so leicht, sie zu meiden. Weil manche Allergene hitzeresistent sind, ändert das Backen nichts an ihrer allergenen Wirkung. Hinzu kommt: Auch, wenn Nüsse keine eigentliche Zutat im Weihnachtsgebäck sind, können sie möglicherweise in Spuren enthalten sein. Das Wichtigste rund um Nussallergien im Überblick:

Wieviele sind von Nussallergien betroffen, welche gibt es?

Europaweit sind rund 1,4 Prozent Menschen allergisch gegen Nüsse, am häufigsten gegen die Haselnuss. In den USA lösen dagegen vorrangig Walnüsse und Cashews allergische Symptome aus. Obwohl sich viele früh auftretende Lebensmittelallergien im späteren Leben verlieren, hält die Nussallergie oft lebenslang.

Grundsätzlich kann jedes eiweißhaltige Lebensmittel eine Allergie auslösen, bei Nüssen sind es verschiedene Sorten. Aber: „Nur die wenigsten Nussallergiker reagieren auf alle Nüsse“, informiert die Gesellschaft für pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA).

Was wir umgangssprachlich „Nuss“ nennen, verteilt sich auf mehrere Arten: Haselnuss und Walnuss sind Baumnüsse, Erdnüsse dagegen Hülsenfrüchte. Mandeln und Cashews zählen zu den Steinfrüchten.

Was passiert bei Nussallergien, was sind typische Symptome?

Bei einer Nussallergie schickt das Immunsystem Abwehrproteine gegen Nuss-Eiweiße, die auf oder in den Körper gelangt sind. Binden sich diese Abwehrproteine an die Fremdkörper, werden Botenstoffe wie Histamin freigesetzt. Diese lösen die Symptome aus, die meist binnen weniger Minuten bis hin zu zwei Stunden nach dem Kontakt auftreten. Seltener passiert es, dass es erst nach ein bis zwei Tagen Symptome gibt, etwa in Form eines Ausschlags.

Am häufigsten von der Immunreaktion betroffen sind der Mund und Rachenraum. Betroffene bemerken ein pelziges Gefühl auf der Zunge, der Rachen juckt, die Lippen schwellen an. Auch die Haut kann sich röten, jucken oder anschwellen. Bei manchen treten Übelkeit oder Durchfall, Luftnot oder Husten auf. Im Extremfall kann es zum Blutdruckabfall und Kreislaufstillstand (Anaphylaxie) kommen.

Wie entsteht eine Nussallergie?

Mittels Immunabwehr bekämpft der Körper fremde Substanzen. Das ist eine natürliche Reaktion: Wir schützen uns damit vor Krankheitserregern. Manchmal schlägt unser Immunsystem aber auch bei harmlosen Stoffen Alarm. Kommt es dadurch zu Krankheitssymptomen, spricht man von einer Allergie. Bei der Nussallergie reagieren wir überempfindlich auf bestimmte Eiweiße aus Nüssen.

Während manche Menschen zu überempfindlichen Immunreaktionen veranlagt sind, können bei anderen starke Hygiene oder Ernährungsgewohnheiten in der Kindheit eine Rolle spielen.

Warum kommt es bei Nussallergien zu Kreuzreaktionen?

Auch eine Pollenallergie kann eine allergische Reaktion auf Nüsse auslösen: Die Allergene in Birkenpollen sind einigen Nüssen sehr ähnlich. Pollenallergikerinnen und -allergiker im Jugend- und Erwachsenenalter können daher auch Symptome verspüren, wenn sie bestimmte Nüsse essen.

Anders ist es bei Kindern: Bei ihnen entwickelt sich die Nussallergie normalerweise unabhängig von anderen Allergien in den ersten Lebensjahren. Kinder laufen größere Gefahr, stark zu reagieren, merkt der deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) an: Allen voran Haselnuss und Erdnuss lösen bei ihnen oft anaphylaktische Reaktionen aus.

Nuss-Alarm im Winter: Tipps zur Weihnachtsbäckerei

Viele Plätzchen haben Nüsse als Zutat. Doch auch wenn sie in der Regel gebacken werden, sollten Allergikerinnen und Allergiker vorsichtig sein: Nicht jedes allergene Eiweiß wird beim Erhitzen zerstört.

Deshalb gilt: lieber auf Nummer sicher gehen und selbst den Ofen anschmeißen. Anstelle von Haselnussnougat probieren Haselnussallergikerinnen und -allergiker vielleicht eine selbstgemachte Schoko-Füllung. Kokosraspeln, Sesam oder Haferflocken ersetzen wiederum gehackte Haselnüsse. Wer keine Mandeln verträgt, kann statt Marzipan Marmelade wählen. Auch Trockenfrüchte, wie Cranberries, Aprikosen oder Feigen verleihen als Füllungen oder Toppings eine fruchtige Note.

Vorsicht: „Kann auch Spuren von Nüssen enthalten“

Vollmilchschokolade, Margarine oder Naturjoghurt bestehen normalerweise nicht aus Nüssen. Spuren davon können aber dennoch enthalten sein – durch zufällige Kontaminationen, die zum Beispiel durch andere Produkte oder Sortenwechsel in derselben Fabrik hineingelangt sind.

Auf viele Verpackungen ist deshalb ein sogenannter Spurenhinweis gedruckt. Er ist aber keine verpflichtende Angabe in der EU. Der Verein Nuss/Anaphylaxie Netzwerk fragt regelmäßig bei Herstellern nach aktuellen Informationen. Seine Mitglieder können sich unter www.nussallergie.org informieren.

Auf was sollten Nussallergikerinnen generell achten?

Suchen Sie zur Diagnose am besten das Gespräch mit einer Allergologin oder einem Allergologen. Wichtig: Klären Sie, welche Sorten tabu sind. Alle anderen Nüsse können Sie essen. Nüsse generell zu meiden wäre laut dem DAAB sogar ungesund.

Eine Ernährungstherapie kann bei Bedarf helfen, die Ernährung der Allergie entsprechend anzupassen. Gerade Sesam, Lein-, oder Chiasamen sowie Kürbis- und Sonnenblumenkerne und entsprechende Öle bieten sich als alternative Nährstoffquelle an. Informieren Sie auch unbedingt ihr Umfeld: Bei stark ausgeprägten Allergien dürfen sich die Nüsse nicht mal im selben Raum befinden!

Was brauchen Nussallergiker im Notfall?

Bei aller Vorsicht sind Allergikerinnen und Allergiker nicht vor Zwischenfällen gefeit. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ab, welche Medikamente für Sie in Frage kommen und wie man sie verwendet. Eltern können sich mit ihren Kindern schulen lassen, wie man die Medikamente richtig einsetzt.

Ein Allergie-Notfallset enthält eine automatische Adrenalin-Spritze, die bei Kreislaufversagen eingesetzt werden kann. Außerdem empfohlen: ein sogenanntes Antihistaminikum, um das Histamin zu hemmen, und ein Kortisonpräparat, das Entzündungen lindert. Wer zu Atemnot neigt, braucht auch ein bronchienerweiterndes Spray.


Quellen:

  • Habicht, A.; idw - Informationsdienst Wissenschaft: Weihnachtszeit ist Nuss-Allergie-Zeit!. online: https://idw-online.de/... (Abgerufen am 09.12.2023)
  • Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB): Nuss-Allergie. online: https://www.daab.de/... (Abgerufen am 09.12.2023)
  • mdr: Auf den Spuren der Nüsse: Worauf müssen Allergiker achten?. online: https://www.mdr.de/... (Abgerufen am 09.12.2023)
  • Brügger, N.; nau.ch: Worauf Allergiker in der Weihnachtszeit achten müssen. online: https://www.nau.ch/... (Abgerufen am 09.12.2023)
  • kry: Naschen ohne Allergie. online: https://www.kry.de/... (Abgerufen am 09.12.2023)
  • aware by Malteser: Nussallergie: Im Notfall Erste Hilfe leisten . online: https://www.malteser.de/... (Abgerufen am 09.12.2023)
  • Prof. Dr. med. Dr. h.c. T. Zuberbier; Europäische Stiftung für Allergieforschung: Nussallergie. online: https://www.ecarf.org/... (Abgerufen am 13.12.2023)