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Das bedeuten die Messwerte?

Die Leber ist ein wichtiges Stoffwechselorgan. Werden Leberzellen geschädigt, setzen sie vermehrt bestimmte Eiweiße (auch Leberenzyme genannt) ins Blut frei.

Drei dieser Eiweiße liefern dem Arzt erste Anhaltspunkte für eine Erkrankung und tauchen mit den angegebenen Abkürzungen auf dem Laborbericht auf:

Alanin-Aminotransferase (ALT oder ALAT)

anderer Name: Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT),

Aspartat-Aminotransferase (AST oder ASAT)

anderer Name: Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT)

Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT oder g-GT).

Ist von Leberwerten die Rede, sind oft die Blutspiegel der drei genannten Enzyme gemeint. Der Gallenfarbstoff Bilirubin ist eine weitere Lebersubstanz, die oft im Labor gemessen wird. Erhöhte Werte deuten darauf hin, dass etwas nicht stimmt. In der Regel folgen weitere Untersuchungen, um die Ursache herauszufinden. Dazu gehören auch weitere Blutanalysen, etwa um eine Virusinfektion der Leber auszuschließen.

Wann es sinnvoll ist, diese Werte zu messen

Ärzte bestimmen die Werte, wenn sie Erkrankungen vermuten. Zum Beispiel eine Fettleber, eine Leberentzündung (Hepatitis), Probleme mit der Gallenblase oder den Gallenwegen. Ein Anlass besteht etwa dann, wenn ein Patient Risikofaktoren für eine Fettleber aufweist. Dazu zählen Übergewicht, Typ-2-Diabetes, eine zuckerreiche Ernährung und hoher Alkoholkonsum.

Die Laboranalyse des Blutes liefert konkretere Hinweise, ob die Fettleber bereits in eine Fettleberhepatitis übergegangen und das Organ womöglich sogar schon geschädigt ist. Ein Prozess, der häufig keine Beschwerden bereitet und daher lange Zeit unbemerkt bleibt. „Oft fällt dem Arzt bei der Ultraschalluntersuchung auf, dass der Patient eine Fettleber hat, und dann bestimmt er die Leberwerte“, ergänzt Professor Andreas Geier, Leiter der Abteilung für Hepatologie am Universitätsklinikum Würzburg.

Bei bestehenden Lebererkrankungen überprüfen Ärzte regelmäßig den Zustand des Organs. Die Kontrolle von Enzymwerten gehört hier dazu. Sie ist Teil der ärztlichen Routine, wenn Patienten Medikamente einnehmen, die der Leber im Einzelfall schaden.

Dazu zählen zum Beispiel Antidepressiva, Antibiotika, Cholesterinsenker und der Wirkstoff Paracetamol.

Das sind die Normalbereiche

Die Werte werden in Units pro Liter Blutserum gemessen, kurz U/l. Bei Männern liegen die Normalwerte höher als bei Frauen. „Das liegt wahrscheinlich an der unterschiedlichen Lebergröße und Ausstattung mit Enzymen“, erklärt Experte Geier.

ALT: Frauen: bis 30 U/l, Männer: bis 50 U/l

AST: Frauen: bis 35 U/l, Männer: bis 50 U/l

GGT: Frauen: bis 40 U/l, Männer: bis 60 U/l

Die Normalwerte stammen aus dem Standardwerk Labor & Diagnose 2020. Je nach Labor, das das Blut untersucht, können sie allerdings davon abweichen. Bei begründetem Verdacht auf eine Erkrankung führt der Arzt unter Umständen auch bei Ergebnissen im oberen Normalbereich weitere Untersuchungen durch.

Das ist zu tun, wenn die Werte erhöht sind

Wie erwähnt geben die Ergebnisse dem Arzt nur einen Anhaltspunkt für mögliche Krankheiten des Patienten. Erhöhte Werte allein sagen außerdem wenig über den Zustand der Leber aus. Für die endgültige Diagnose führt der Arzt zusätzliche Untersuchungen durch. Oder er überprüft die Leberwerte nach einem gewissen Zeitabstand erneut.

Letzteres kann auch hilfreich sein, wenn der Arzt seinem Patienten eine Lebensstiländerung empfiehlt. Die Leberwerte können belegen, wie positiv es sich zum Beispiel auswirkt, den Alkoholkonsum drastisch einzuschränken oder auf zuckerhaltige Getränke zu verzichten. „Wenn die Patienten erfahren, dass sich ihre Leberwerte bessern, wirkt das oft wahre Wunder für die Motivation, etwas langfristig zu verändern“, sagt Experte Geier.

Wichtig: Die Referenzwerte sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.