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Was ist Keuchhusten?

Keuchhusten ist eine durch das Bakterium Bordetella pertussis hervorgerufene Erkrankung, die sich unbehandelt über mehrere Wochen hinziehen kann. Charakteristisch sind krampfartige Hustenanfälle, sogenannter "Stakkato-Husten", die in bestimmten Abständen auftreten. Die Kranken husten heftig und stoßweise und scheinen dabei fast zu ersticken. Nach jeder Hustenattacke atmen sie mit einem typischen keuchenden, ziehenden Geräusch wieder ein. Im Rahmen der Hustenattacken tritt oft Erbrechen auf. Vor allem bei kleinen Kindern kann eine Keuchhusten-Infektion schwerere Komplikationen nach sich ziehen. Besonders gefährdet sind Neugeborene und Säuglinge, die mitunter tödlich verlaufende Atemstillstände erleiden können. Um 1900 gehörte der Keuchhusten im Deutschen Reich neben Diphtherie, Scharlach und Masern zu den häufigsten kindlichen Todesursachen. Auch Erwachsene können an Keuchhusten erkranken. Das passiert weitaus häufiger als lange Zeit angenommen.

Der Keuchhustenerreger Bordetella pertussis

Der Keuchhustenerreger Bordetella pertussis

Ursachen

Der Keuchhustenerreger Bordetella pertussis wurde nach einem seiner Entdecker, dem belgischen Bakteriologen Jules Bordet (1870 – 1961), benannt. Keuchhusten ist vor allem in der Anfangsphase der Erkrankung, noch bevor der typische Husten ausbricht, hochansteckend. Die Übertragung des Erregers von Mensch zu Mensch erfolgt durch Tröpfcheninfektion, also zum Beispiel über die Atemluft. Dann setzen sich die Bakterien in den oberen Atemwegen, in der Luftröhre und den Bronchien fest. Hier vermehren sie sich und bilden Gifte, die die Schleimhäute und Flimmerhärchen schädigen und entzündliche Vorgänge auslösen. Zudem reizen sie das Hustenzentrum im Gehirn und sorgen so für die charakteristischen Hustenanfälle.

Wer keine Immunität erworben hat beziehungsweise nicht geimpft ist und in Kontakt mit einem Erkrankten kommt, hat ein Risiko von 70 bis 80 Prozent, sich anzustecken. Nach einer überstandenen Keuchhustenerkrankung sind die Betroffenen für etwa zehn Jahre immun. Danach können sie sich wieder neu infizieren, oft ohne es selbst zu bemerken, da die Erkrankung häufig milder verläuft. Trotz einer Impfung im Kindesalter kann die Erkrankung später auftreten, da der Impfschutz nach fünf bis fünfzehn Jahren nachlässt. Gerade Jugendliche und Erwachsene stellen daher gefährliche Überträger für Säuglinge und ungeimpfte Kinder dar.

Geht der Husten nicht weg, besser zum Arzt!

Geht der Husten nicht weg, besser zum Arzt!

Symptome

Etwa sechs bis 20 Tage (Inkubationszeit) nachdem sich ein Kind angesteckt hat, zeigen sich die ersten, noch untypischen Symptome. Damit ist die Erkrankung ansteckend und bleibt es ohne Behandlung auch für die nächsten Wochen. Der quälende Husten folgt dann im zweiten von drei Krankheitsstadien, die für eine Ersterkrankung charakteristisch sind:

1) Stadium catarrhale: Diese Anfangsphase dauert in der Regel ein bis zwei Wochen. Das Kind hat wie bei einer Erkältung Schnupfen, manchmal leicht erhöhte Temperatur, hustet etwas und fühlt sich müde und abgeschlagen.

2) Stadium convulsivum: In der zweiten Phase, die vier bis sechs Wochen anhalten kann, ist das Fieber meist wieder abgeklungen, dafür geht es aber mit den heftigen, oft nächtlichen Hustenanfällen los. Die krampfartigen Hustenattacken werden auch als Stakkatohusten bezeichnet. Die Kranken husten in mehreren trockenen Stößen und drohen dabei fast zu ersticken. Ihr Gesicht läuft rot bis bläulich an. Dann atmen sie keuchend und pfeifend ein (daher KEUCHhusten). Es können weitere Serien von Hustenstößen hintereinander folgen. Am Ende einer Attacke würgen die Betroffenen zähen Schleim, manchmal müssen sie auch erbrechen. Dann folgt eine längere Pause ohne Husten. Zahlreiche solcher Hustenanfälle können innerhalb von einem Tag und einer Nacht auftreten. Muskelkater, Bauch- und Kopfschmerzen sind mögliche Begleiterscheinungen.

3) Stadium decrementi: In den letzten zwei bis vier Wochen, im dritten Krankheitsstadium, werden die Hustenattacken allmählich seltener und schwächer. Unbehandelt kann das Stadium decrementi sich noch vier bis sechs Wochen hinziehen.

Am meisten gefährdet sind Säuglinge. Sie haben oft nicht die typischen Hustenattacken, sondern piepsen nur hilflos. Ihre noch engen Atemwege können schnell zuschwellen. Dazu kommt, dass sie sich beim Husten nicht alleine aufsetzen und in eine bessere Lage bringen können. Das führt zu Erstickungsanfällen und lebensbedrohlichen Atemaussetzern (Apnoe), die durch eine lebensgefährliche Beteiligung des Zentralnervensystems (Encephalopathie) verstärkt werden können. Deshalb sollten Säuglinge auch mit Krankheitszeichen, die vielleicht nur an eine harmlose Erkältung denken lassen, immer von einem Arzt untersucht werden.

Auch bei Erwachsenen fehlt oft der kennzeichnende Stakkato-Husten. Die Krankheit verläuft eher wie eine Bronchitis. Bei Erwachsenen mit einem lange anhaltenden oder chronischen Husten sollte daher immer auch an einen Keuchhusten gedacht werden.

Besorgte Mutter: Keuchhusten kann zu Komplikationen führen

Besorgte Mutter: Keuchhusten kann zu Komplikationen führen

Komplikationen

In den ersten Lebensjahren können bei einer Keuchhustenerkrankung durch eine zusätzliche Infektion mit anderen Erregern oft Lungen- und Mittelohrenentzündungen auftreten. In Einzelfällen führt Keuchhusten zu Krampfanfällen mit einer Sauerstoffunterversorgung im Gehirn. Auch können die Gifte des Keuchhusten-Bakteriums das Gehirn dauerhaft schädigen (Enzephalopathie). Besonders bedrohlich sind solche Komplikationen für Säuglinge. Bei ihnen besteht dadurch die Gefahr von Atemstillständen.

Das heftige Husten führt mitunter zu Nasenbluten, Zungenbandgeschwüren, Blutungen in der Augenbindehaut oder im Extremfall Leisten- sowie Rippenbrüchen. Langzeitfolge der Keuchhustengifte können auch allergische Erkrankungen und chronisches Asthma sein.

Von hinten lässt sich die Lunge gut abhören

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Diagnose

Bei Kindern kann der Arzt eine Keuchhustenerkrankung am einfachsten aufgrund der charakteristischen Hustenanfälle feststellen. Erwachsene, bei denen die Erkrankung milder verläuft, sollten bereits alarmiert sein, wenn sie einen Reizhusten haben, der gar nicht mehr aufhört.

Ein Nachweis der Erreger ist im Anfangsstadium einer Ersterkrankung möglich. Allerdings sind Bakterienkulturen aus dem Nasen-Rachen-Sekret nicht immer erfolgreich. Eine schnellere und zuverlässige Diagnose ist mittlerweile durch die PCR (Polymerase Chain Reaction = Polymerase-Kettenreaktion) möglich. Damit lässt sich die Erbsubstanz von Krankheitserregern im Nasen-Rachen-Sekret nachweisen, noch bevor es zur Bildung von Antikörpern kommt. Denn mit der PCR können winzige Mengen von Erbinformationen (Desoxyribonukleinsäure, DNS) innerhalb weniger Stunden milliardenfach vervielfältigt werden. Sie ist eines der empfindlichsten Verfahren der Infektionsdiagnostik.

Im Blutserum zeigen sich spezifische Antikörper gegen das Bakterium erst zwei bis vier Wochen nach der Ansteckung.

Zudem wird der Arzt abklären, ob mögliche Komplikationen, etwa eine Lungen- oder Mittelohrentzündung, vorliegen.

Ein Antibiotikum kann die Keuchhusten-Bakterien abtöten

Ein Antibiotikum kann die Keuchhusten-Bakterien abtöten

Therapie

Ein gleich zu Beginn der Erkrankung vom Arzt eingesetztes Antibiotikum (zum Beispiel Erythromycin, Azithromycin und Clarithromycin) kann die Bakterien abtöten, den Verlauf günstig beeinflussen und die Ansteckungsgefahr verkürzen. Es wird über 14 Tage eingenommen. Dennoch dauern die Hustenanfälle weiter an. Und zwar so lange, bis sich die Flimmerhärchen der Bronchien wieder erholt haben und das Gift der Erreger abgebaut ist. Geduld ist also eine wichtige Voraussetzung für die Genesung.

Da Erkrankte je nach verwendetem Antibiotikum noch drei, in der Regel aber eher fünf bis sieben Tage nach Beginn einer Therapie ansteckend sein können, sollten sie in dieser Zeit zu Hause bleiben. Die genaue Dauer sollten sie mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin absprechen. Aber auch danach ist es für sie oft anstrengend, mit dem Husten in den Kindergarten, zur Schule oder zur Arbeit zu gehen, auch wenn sie nicht mehr ansteckend sind. Eltern von erkrankten Kindern oder kranke Erwachsene sollten auch deshalb mit ihrem Arzt sprechen.

Säuglinge sollten in jedem Fall in einem Krankenhaus behandelt werden. Nur dort besteht die Möglichkeit, die Atemnot zu lindern, Schleim abzusaugen und einem Erstickungsrisiko vorzubeugen sowie weitere Infektionen rechtzeitig abzuwehren.

Ein von Keuchhustenanfällen geplagtes Kind braucht viel Zuwendung. Während der Attacken hilft es, wenn Eltern oder Betreuer es beruhigen, herumtragen oder aufsetzen. Auch frische Luft tut gut. Nach dem Hustenanfall sollte das kranke Kind viel trinken und leichte Speisen bekommen. Spaziergänge und ruhiges Spielen lenken ab.

Jede körperliche Anstrengung, und sei es nur ein herzhaftes Lachen, sind weniger günstig, denn diese Art von Belastung kann einen erneuten heftigen Hustenanfall auslösen. Bei älteren Kindern können regelmäßige Inhalationen über einer Schüssel mit heißem Wasser und ein paar Teelöffel Meersalz die Beschwerden lindern. Für kleine Kinder eignet sich diese Methode wegen der Verbrühungsgefahr aber nicht. In der Apotheke kann man sich jedoch ein medizinisches Inhalationsgerät ausleihen: Die Wassertröpfchen werden damit feiner zerwirbelt und dringen tiefer in die Bronchien ein, als mit der "Schüsselmethode".

Pflegende Erwachsene, die noch nicht gegen Keuchhusten geimpft sind, sollten bei engem Kontakt dasselbe Antibiotikum wie das kranke Kind erhalten. In der Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbrechen des Keuchhustens (Inkubationszeit) zu impfen, ist nicht sinnvoll. Auch für geimpfte enge Kontaktpersonen kann eine vorbeugende Antibiotikatherapie unter Umständen sinnvoll sein, etwa wenn sich in ihrer Umgebung besonders gefährdete Menschen aufhalten. Arzt oder Ärztin beraten dazu.

Kleiner Piks: Gegen Keuchhusten kann man impfen

Kleiner Piks: Gegen Keuchhusten kann man impfen

Impfung gegen Keuchhusten

Die Keuchhustenimpfung hatte lange Zeit einen schlechten Ruf. Denn es war nicht geklärt, welche Bestandteile des Erregers für die schützende Immunität verantwortlich sind. Deshalb verabreichten Mediziner ein abgetötetes Ganzzellpräparat. Dies schützte zwar, löste aber mitunter starke Nebenwirkungen aus. Der seit etwa 20 Jahren verfügbare Impfstoff besteht nur noch aus genau definierten Zellbestandteilen, die für den Aufbau eines Krankheitsschutzes notwendig sind. Die Nebenwirkungen sind damit gering geworden.

Die Grundimmunisierung beginnt bereits bei Babys ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat. Sie besteht aus vier Impfungen. Es gibt momentan keinen Einzelimpfstoff gegen Keuchhusten. Die Keuchhustenimpfung wird mit anderen Impfungen kombiniert, zum Beispiel mit der Immunisierung gegen Tetanus, Diphtherie und Kinderlähmung. Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt seit 2006 eine erste Auffrischimpfung im Alter von fünf bis sechs Jahren, ebenfalls als Kombinationsimpfung mit Diphtherie und Tetanus. Ab dem vollendetem 9. bis 17. Lebensjahr erfolgt eine weitere Auffrischungsimpfung. Der Impfschutz hält zehn bis 15 Jahre an. Dann ist eine Ansteckung trotz früherer Impfung wieder möglich. Bei allen Erwachsenen sollte einmalig bei der nächsten Auffischungsimpfung gegen Tetanus und Diphtherie auch eine Impfung gegen Keuchhusten erfolgen.

Ein wichtiges Ziel ist es, Ansteckungsquellen für Neugeborene und kleine Babys auszuschließen. Vor der Geburt eines Kindes sollten Geschwister, enge Haushaltskontaktpersonen und erwachsene Betreuer geimpft werden, wenn sie es noch nicht sind. Das gilt auch für Jugendliche und Erwachsene, die viel mit kleinen Kindern in Kontakt sind, etwa in Krankenhäusern, Kinderhorten, in der Schwangerenberatung oder Geburtshilfe. Die ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt eine Keuchhusten-Impfung für Schwangere zu Beginn des dritten Schwangerschaftsdrittels. Ist eine Frühgeburt wahrscheinlich, sollte die Impfung ins zweite Schwangerschaftsdrittel vorgezogen werden. Arzt oder Ärztin beraten dazu. Die Impfung sollte in jeder Schwangerschaft erfolgen. Wenn die Impfung in der Schwangerschaft nicht stattgefunden hat, sollte die Mutter in den ersten Tagen nach der Geburt geimpft werden.

Unser Experte: Dr. med. Guido Krandick

Unser Experte: Dr. med. Guido Krandick

Beratender Experte

Dr. med. Guido Krandick ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Nach Studium in Bonn, Wien und Würzburg folgte eine fast zehnjährige Tätigkeit an der Kinderklinik Schwabing der TU-München. Seit 2000 führt er eine eigene Praxis südlich von München. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Quellen:

Robert Koch-Institut: Keuchhusten (Pertussis). RKI-Ratgeber für Ärzte. Online: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Pertussis.html (Stand: 06.04.2020)

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.

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