Wie man Hunde richtig ernährt
Was kann ich alles falsch machen?
„Ein Fehler ist, den Hund so zu ernähren wie einen Menschen. Der Hund ist ein Ganzkörperfresser. Er frisst ein Tier mit Haut und Haaren, Knochen und Innereien – und braucht das auch. Das häufigste Problem aber ist Überfütterung. Fast die Hälfte unserer Hunde ist zu dick. Bei manchen Rassen sind es sogar mehr als 80 Prozent, etwa bei Labradors. Sie haben genetisch bedingt keine Fressbremse und sind daher quasi immer hungrig.“
Schade ich meinem Hund, wenn ich ihm zu viel zu fressen gebe?
„Auf jeden Fall. Wie beim Menschen erhöht Übergewicht das Risiko für viele Erkrankungen, zum Beispiel Diabetes, Gelenkserkrankungen, Blasensteine, Herzprobleme oder Krebs. Es gibt Untersuchungen, dass Hunde mit Idealgwicht zwei bis drei Jahre länger leben als Übergewichtige Artgenossen. Das ist sehr viel für ein Hundeleben.“
Wie erkenne ich, dass mein Hund zu dick ist?
„Die Rippen sollten gut tastbar sein und in der Bewegung bei kurzhaarigen Hunden sichtbar. Zudem sollte das Tier eine erkennbare Taille haben, die Bauchlinie von der Seite aus gesehen nach oben gehen. Es gibt für Hunde einen Body-Condition-Score (BCS), eine Einteilung des Ernährungszustands nach Punkten (1 sehr mager bis 9 stark Übergewichtig), den man im Internet finden kann. Ideal ist ein BCS von 5, für viele Jagdhunderassen, für Windhunde eher ein BCS von 4.“
Stimmt es, dass Rohfutter der Ernährung eines Wolfs am nächsten kommt?
„Das mag sein. Aber ein Hund ist kein Wolf. In den mehr als 50 000 Jahren, die er mit dem Menschen zusammenlebt, hatte er Zeit sich anzupassen. So haben Hunde zum Beispiel deutlich mehr Gene als der Wolf, um Stärke verdauen zu können. Einen Hund getreidefrei zu ernähren, ist daher nicht sinnvoll. Untersuchungen zeigen, dass getreidefreies Futter sogar die Gefahr für Herzerkrankungen erhöht.“
Beim Barfen werden nur rohe Produkte gefüttert. Ist das empfehlenswert?
„Es gibt einige Risiken. Viele Untersuchungen haben in Barf-Paketen, die mit Rohfleisch gefüttert wurden, Keime gefunden, die auch für Menschen gefährlich sein können. Darunter waren etwa Listerien und Salmonellen. Gesunden Hunden schaden diese normalerweise nicht, doch scheiden sie die Erreger zum Teil aus. Bei einer Analyse von Barf-Paketen, die als Komplettmenü bezeichnet wurden, zeigte sich, dass keines den Bedarf wirklich deckte. Die Gefahr von Mangelerscheinungen ist also ziemlich hoch, auch wenn man Barf-Rezepte aus dem Internet zusammenstellt.“
Wie ist es mit Knochen?
„Als Tierrztin muss ich davon abraten. Manche Hunde, vertragen Knochen sehr gut und sind beim Fressen vorsichtig. Doch gibt es immer Risiken: In Tierkliniken landen regelmäßig Hunde, die ganze Stü- cke verschluckt haben. Diese können sich dann zum Beispiel in der Speiseröhre verhaken. Andere Tiere fressen sehr hektisch, so dass sie sich im Maul verletzen oder Zähne splittern. Manche bekommen auch schnell harten Knochenkot und schwere Verstopfungen.“
Kann ich meinen Hund auch vegetarisch oder vegan ernähren?
„Prinzipiell schon. Vegetarische Ernährung mit Eiern und Milchprodukten ist kein Problem. Auch vegane Ernährung ist bei Hunden möglich, allerdings nicht bei Katzen. Die Ration sollte aber professionell berechnet werden, von einem Fachtierarzt für Tierernährung oder mit Zusatzbezeichnung ,Ernährungsberatung‘. Was die Bestandteile der Ration nicht mitbringen, muss man ergänzen, in der Regel Vitamin B1, B12 und Eisen. Wenn die Besitzer aus dem Internet selber etwas zusammenstellen, ist die Gefahr sehr hoch, dass das den Bedarf des Hundes nicht deckt.“
Darf ich Reste aus der Küche geben?
„Ein paar Reste zu geben, schadet nicht, genauso wenig etwas Zucker, da bei Hunden dadurch kein Karies ausgelöst wird. Man muss es aber von der normalen Futterration abziehen und nicht zusätzlich geben. Natürlich darf man dabei nichts füttern, was für Hunde giftig sein kann, etwa Weintrauben, Rosinen, Zwiebeln, Schokolade oder Avocado. “
Also am besten selbst kochen?
„Prinzipiell ist das eine gute Alternative, vor allem für Hunde, die an einer Futtermittelallergie oder an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden. Um Mangelerscheinungen zu vermeiden, sollte man die Ration aber auch hier professionell zusammenstellen lassen.“