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Was ist ein Arzt ohne sein Stethoskop? Eine Chirurgin ohne ihr Skalpell? Oder gar eine Apothekerin ohne Medikamente? Sie können nicht ohne einander. In der Gesundheitsberichterstattung werden die einzelnen Instrumente, Geräte und Arzneimittel dennoch oft zu wenig berücksichtigt. Anders in der Kolumne von Sonja Gibis. Hier kommen die Gegenstände selbst zu Wort und berichten humorvoll aus ihrer Geschichte und ihrem Alltag. In dieser Folge: die Körperwaage.

Ich begrüße heute einen Gast, zu dem ich selbst ein etwas schwieriges Verhältnis habe.

Was soll an mir schwierig sein? Sie setzen mich gerade auf einen festen Untergrund. Dann steigen Sie drauf, stellen sich mittig hin – und ich sage Ihnen, wie viel Sie wiegen.

Ich wollte damit nicht sagen, dass Sie schlechte Arbeit machen. Aber es gab Zeiten, da war mir die Zahl der Kilos allzu wichtig.

Jetzt verstehe ich. Sie waren dem Wiegezwang verfallen. Ein Phänomen, das ich mit Staunen und Besorgnis beobachte. Als ob die Zahl, die ich zeige, irgendwas daran ändern würde, wie Sie aussehen. Denn mal ehrlich: Ob Sie zu moppelig sind, das sagt Ihnen ja auch der Spiegel. Oder Ihre Lieblingsjeans, die plötzlich zwackt.

Waage

Sind Gewichtsschwankungen normal?

Je öfter Sie sich auf die Waage stellen, desto mehr merken Sie, dass das Gewicht von Tag zu Tag ein wenig schwanken kann. Woran liegt das? zum Artikel

Da haben Sie natürlich recht. Aber wenn man es so schwarz auf weiß sieht … Zahlen lügen eben nicht.

Kommt darauf an. Wenn Sie die Zahl als einzigen Hinweis für ein gesundes Gewicht nehmen, kann das zumindest trügen. Zum Beispiel, wenn Sie sehr viele Muskeln haben. Dann wiegen Sie schnell mal so viel, dass man sogar von Übergewicht sprechen könnte. Dennoch sind Sie topfit! Viele meiner Kolleginnen können Ihnen heute aber sagen, wie hoch Ihr Anteil an Körperfett ist.

Puh. Noch eine weitere Zahl, die mir den Tag vermiesen kann.

Ich sehe schon. Sie sind ein schwieriger Fall. Klingt, als sei Ihr Verhältnis zu Ihrem Körper nicht das beste. Daran sollten Sie arbeiten. Denn wenn es hier zwackt, kann das mindestens so krank machen wie zu viele Pfunde. Mir geht es weniger ums Aussehen. Wenn Ihr Gewicht zu hoch ist, steigt das Risiko für viele Krankheiten. Wobei es vor allem auf den Bauchumfang ankommt. Ein dicker Po ist dagegen ein viel geringeres Problem.

Aber hübsch ist er nicht gerade.

Also, da kenne ich Menschen, die ganz anders denken. Schönheit lässt sich schließlich nicht in Kilos messen. Dass vor allem viele von euch Frauen jedes Gramm wichtig finden, macht mich fast etwas traurig. Auch früher wollten die Menschen schon hübsch aussehen. Nicht zu dick zu sein, gehörte da oft dazu. Eine Waage hatte aber niemand zu Hause.

Ein schöner Gedanke. Wie lange gibt es Sie denn schon?

Waagen gibt es schon seit Tausenden von Jahren. Die ersten waren sogenannte Balkenwaagen. Der Balken wird in der Mitte aufgehängt, links und rechts kommt eine Schale dran, in die man etwas legen kann. Wie schwer es ist, findet man dann durch den Vergleich heraus. Sind die Schalen auf derselben Höhe, dann liegt in ihnen dasselbe Gewicht. Sie stehen waagerecht. Jetzt wissen Sie auch, woher das Wort kommt. Gewogen hat man früher aber nur selten Menschen. Das begann erst so vor 150 Jahren.

Wie oft sollte man sich wiegen? Es gab Zeiten, da bin ich täglich fünfmal auf die Waage gestiegen.

Das ist wirklich Unsinn! Zumal das Gewicht im Laufe des Tages schwankt, was vor allem an der Flüssigkeit im Körper liegt. Selbst wenn Sie abnehmen wollen, reicht einmal täglich. Am besten immer morgens.

Und wenn ich nur mein Gewicht halten will?

Dann reicht einmal in der Woche. Vielleicht nicht gerade nach dem Wochenende. Da wiegen viele etwas mehr. Mein Tipp: Machen Sie den Mittwoch zu Ihrem Wiegetag. Und wenn die Waage etwas mehr zeigt als die Woche davor, sollten Sie mal auf Pommes und Süßigkeiten verzichten. Gut für die Linie – und die Gesundheit.