Erfolgreicher altern durch Fitnessparcours?
Mit 35 Jahren ist Moritz Hürtgen bereit, endlich alt zu werden – aber bitte so gut wie möglich. Der Ex-Chefredakteur des Satiremagazins Titanic testet für die Apotheken Umschau ab sofort Dinge, die sein Leben hoffentlich verlängern – sei es Fitness im Wald oder Nüsse essen wie ein Eichhörnchen. Im aktuellen Teil quält er sich am Bewegungsparcours mitten im Wald.
Meine Kindheit hat sich im Süden Münchens abgespielt. Es ist wunderschön dort: Wälder, Wiesen, Alpenblick. Fast wie beim „Bergdoktor“. Weil unsere Eltern damals schon ungeheuer hohe Mieten zahlten, hat man uns Kinder ständig nach draußen gescheucht. Damit wir die teure grüne Herrlichkeit auch schätzen lernten. Ich habe diese Ausflüge verflucht und oft heimlich meinen Gameboy mit in die Natur geschmuggelt.
Als Erwachsener weiß ich einen Spaziergang im Wald naturgemäß zu schätzen. Ich atme tief und hörbar ein, sobald mich die ersten Bäume umgeben. Ah! Endlich draußen, weg vom Schreibtisch. Doppelschleife in die Schnürsenkel und ab durch die frische Luft! Diese Routine führe ich seit Jahren durch. Ewig hätte das so weitergehen können, wäre ich vor wenigen Wochen nicht spontan einen anderen Weg als sonst gelaufen und bei einem sogenannten Bewegungsparcours herausgekommen.
Fitnessparcours im Wald
Mitten im Wald fand ich einen kleinen Fitnesspark vor. Auf Infotafeln stand, an welcher Station welche Übungen durchzuführen seien. Die Geräte waren wetterfeste Gestänge, an denen man sich wahlweise emporziehen oder hochdrücken sollte. Für alle Muskeln sei was dabei. Krafttraining in der Natur – was könnte gesünder sein? Und billiger! Warum Gebühren fürs Fitnessstudio zahlen, wenn man sich im Wald gratis abmühen kann?
Ich beschloss, in Sportkleidung zurückzukehren. Und zog tatsächlich in den folgenden Wochen in meiner alten Fitnesskluft los. Aber wie das so ist mit guten Vorsätzen: Oft kommt in letzter Minute etwas dazwischen. Oder jemand. Beim ersten Versuch hatten nämlich nachmittags Kinder vom benachbarten Spielplatz die Fitnessstangen als Turngeräte entdeckt. Johlend schwangen sie sich hin und her. Was hatte da ein ächzender und schwitzender Mann wie ich zu suchen? Nichts.
Faule Ausreden
Ein paar Tage später versuchte ich es im Morgengrauen. Doch da war der Park von Mittvierzigern in schneidiger Funktionskleidung besetzt. Routiniert arbeiteten sie die Stationen ab, klärten dabei schon erste geschäftliche Dinge am Handy. Da traute ich mich als Anfänger im abgerockten Outfit nicht dazu. Beim dritten und bisher letzten Anlauf war der Park mittags von einer fröhlichen Gruppe Senioren in Beschlag genommen. Sie hätten mich sicher aufgenommen, aber ich bin ein zurückhaltender Typ und spazierte voller stiller Bewunderung vorbei. Bis zu meinem Renteneintritt werde ich es gewiss auch noch schaffen, den Parcours wenigstens einmal zu absolvieren.
Im Wald meiner Kindheit gab es übrigens einen Trimm-dich-Pfad. Morsche Ertüchtigungsgeräte aus Holz waren gut geeignet, um sich zum Gameboyspielen niederzulassen. Ich hoffe, ich habe damals keinen Erwachsenen mit guten Vorsätzen vom Training abgehalten.