Christoph Maria Herbst: „Wundern würde es mich nicht, wenn ich jetzt stumpf umfalle“
Christoph Maria Herbst, 58, ist ab September im zweiten Spielfilm zur Serie „Merz gegen Merz“ zu sehen – im Interview spricht der Schauspieler und Komiker („Stromberg“) über fiese Zecken, heilsames Fasten und sein Rezept für eine glückliche Ehe.
Bei der Apotheken Umschau dreht sich alles um Gesundheit. Sie haben sich Heilfasten als Thema für unser Gespräch gewünscht. Warum?
Christoph Maria Herbst: Ich hatte gerade eben überlegt, ob wir das Thema nicht noch mal wechseln wollen.
Oh! Das ist eine Überraschung. Warum?
Herbst: Weil ich heute Morgen eine Zecke hatte. Da ging ich gestern einmal in den Wald, schon stürzten sich diese fiesen Blutsauger auf mich. Und als ich mich heute Morgen gründlich reinigte und salbte für unser schönes Gespräch, fiel mir diese Zecke im Bereich des Bauchnabels auf. Das war ein sehr spannender Vorgang. Glücklicherweise verfügt das Haus Herbst über eine Zeckenkarte, sodass ich das Mistvieh raushebeln konnte. Ich habe sie auf der Waschmaschine ausgeschlagen, die Zecke war komplett, hatte sich noch nicht vollgesogen. Vielleicht habe ich Glück. Aber wundern würde es mich nicht, wenn ich während unseres Gespräches stumpf umfalle.
Das Risiko ist vernachlässigbar.
Herbst: Das sagen Sie jetzt so einfach. Wer weiß, welche unvorhersehbaren Komplikationen da auftreten könnten. Aber gut! Bisher fühle ich mich ausgezeichnet. Die eigentliche Herausforderung begann auch erst, nachdem ich das Geschöpf aus meinem Bauchnabel gezogen hatte.
Die da wäre?
Herbst: Wie entledige ich mich des vermaledeiten Wesens? Zecken überstehen fast alles, selbst Atomkriege. Diese Kreatur kann tagelang im Wasser liegen, ohne zu ertrinken. Mit dem Schuh draufhauen, vergiss es, man kann sie kaum zerquetschen. Ich habe mich dann für die Lokus-Methode entschieden und sie eingepackt in ein Papiertaschentuch im Klo runtergespült. Und zweimal nachgespült. Sicher ist sicher. Diese Zeckenbegegnung war kein schönes Erlebnis, ich bin froh, dass ich nicht mein eigener Hund bin, der diese Erfahrung öfter durchleben muss. Und während ich heute Morgen noch mein Zeckenerlebnis verarbeitete, dachte ich, das wäre doch ein schönes Thema für mein Interview mit Frau Töpfer für die Apotheken Umschau.
Puh. Ich bin jetzt nicht so begeistert.
Herbst: Dabei könnten wir so viele spannende Fragen besprechen. So was wie: Warum gibt es überhaupt Zecken? Was ist ihr Mehrwert? Survival of the Fittest oder was? Aber jetzt, wo ich die Worte so ausspreche, merke ich, dass wir vielleicht doch besser über Heilfasten sprechen sollten. Da bin ich Profi. Ich habe mit 18 das erste Mal gefastet und mache das seitdem jedes Jahr bis zu drei Mal.
Ich finde, das ist eine ganz hervorragende Idee. Warum fasten Sie?
Herbst: Ich entstamme einem katholischen Haushalt. Da spielt Fasten im Kirchenjahr eine große Rolle. Alle Weltreligionen fordern Fasten als wichtige Erkenntnis ein. Stichwort Ramadan, Stichwort Jesus, der in der Wüste 40 Tage gefastet hat, vom Buddhismus und Hinduismus ganz zu schweigen. Und diesen Mehrwert, den Fasten bieten soll, dem wollte ich auf die Schliche kommen. Verändert sich da meine Gefühlswelt? Schaffe ich das überhaupt? Wachse ich über mich hinaus oder verkümmere ich? Das waren lauter spannende Fragen, und ich lechzte danach, eine Antwort darauf zu finden. Und damit kommen wir vom Thema „Mehrwert der Zecke“ zum „Mehrwert des Fastens“. Das ist doch schön, nicht wahr?
Ich bin begeistert. Was ist der Mehrwert des Fastens für Sie?
Herbst: Ich esse nichts, um die Batterien aufzuladen. Das klingt vielleicht schizoid, aber so ist es. Ich mache das ja nicht, um mich zu quälen. Ich gehe nach der Fastenzeit mit größerer Energie in mein Leben rein. Fasten reinigt, es macht den Kopf frei. Man räumt in der Zeit auch auf. Nicht nur innerlich, man räumt auch um sich herum auf, regelt Dinge, alte Wunden, die man vielleicht aus Kindertagen hat, beginnen wieder zu jucken. In meinen Fastentagen bin ich schon auf die tollsten Ideen gekommen, die ich dann auch umgesetzt habe.
Welche Ideen kamen Ihnen beim Fasten?
Herbst: Viele. Dass sich eine Beziehung, in der ich einmal feststeckte, überlebt hat und ich sie beenden sollte; dass Bernd Stromberg einen Klobrillen-Bart haben muss; dass ich eine brachliegende Freundschaft nur reanimieren kann, wenn ich selbst den ersten Schritt mache. Solche Sachen …
Sie haben einen vollen Terminkalender. Wie kriegen Sie Fasten da unter?
Herbst: Die ersten Tage, in denen man normalerweise zu Kreuze kriecht, zittrig ist und Kopfschmerzen hat – das passiert bei mir nicht mehr. Da gibt es wohl einen Erinnerungseffekt, der Körper weiß, es geht wieder los. Ich kann relativ normal weiterarbeiten. An Tag drei oder vier könnte ich Bäume ausreißen. Ich habe schon fastend Theater gespielt oder gedreht.
Haben Sie während der Dreharbeiten zu „Merz gegen Merz“ auch gefastet?
Herbst: Nein. Da haben wir festlich gespeist. In diesem Ensemble kennen wir uns schon lange. Wenn wir zusammen drehen, ist das ein bisschen wie bei einer Familienfeier, mit dem Unterschied, dass wir uns wirklich aufeinander freuen.
In der Serie dreht sich alles um die zerrüttete Ehe von Anne und Eric. Jetzt erscheint zur Serie der zweite Spielfilm (12. September 2024, 20.15 Uhr im ZDF). Was erwartet die Zuschauer?
Herbst: Ich darf nicht zu viel spoilern. Aber über meine Figur, den Eric, kann ich sagen, dass der so ein bisschen auf die schiefe Bahn gerät. Er füllt die Leerstelle in seinem Leben auf unschöne Art und Weise, um es jetzt mal ganz mysteriös und salbungsvoll auszudrücken.
Ist Eric denn über die Trennung von Anne hinweg?
Herbst: Ja, vielleicht. Im ersten Film hatte Anne ja schon diesen Liebhaber. Und damals hätte Eric schwören können, dieser Jonas wäre nur so eine Art fleischgewordene Flause seiner Ex-Frau. Aber da hat er sich getäuscht. Auch im neuen Film ist Anne leider noch Gott sei Dank mit Jonas liiert. Und das scheint – wobei auch nicht vollumfänglich gut – zu funktionieren. Ich glaube, Jonas geht ihr schon bisweilen massiv auf den Senkel.
Sie sind seit zwölf Jahren verheiratet und halten Ihre Beziehung weitgehend aus der Öffentlichkeit raus. Was ist Ihr Rezept für eine glückliche Ehe?
Herbst: Ich glaube nicht, dass es da ein Rezept gibt. Das ist ja so ein tägliches Kümmern, Investieren und Es-nicht-für-normal-Befinden, dass der andere da ist. Auf Strecke gesehen ist es wichtig, dass man sich nicht in Paralleluniversen bewegt, wo es keine Schnittmengen mehr gibt und jeder nur noch sein eigenes Ding macht.
Sie sind ja schon viel unterwegs und machen Ihr eigenes Ding.
Herbst: Ich bin manchmal wochenlang wer weiß wo unterwegs für Dreharbeiten. Meine Frau Gisi ist eine digitale Nomadin. Sie arbeitet als Übersetzerin für die Medienbranche und für ihren Job braucht sie nicht mehr als einen Laptop und einen Stuhl. Und so bin ich in der glücklichen Lage, dass sie von überall aus arbeiten kann und mich dann manchmal begleitet.