Elmar Wepper: Schirmherr der Aktion "Telefon-Engel" in der Corona-Krise

Schauspieler Elmar Wepper engagiert sich während der Corona-Krise in der Telefon-Engel.
© Getty Images/Hannes Magerstaedt
Großeltern, die zu Ostern ihre Enkel nicht treffen. Pflegeheime mit striktem Besuchsverbot. Senioren, die allein leben. Unter der sozialen Isolation durch die Corona-Krise leiden besonders ältere Menschen. Unter einer kostenfreien Telefonnummer können Seniorinnen und Senioren mit freiwilligen Helfern über alles sprechen, was sie in dieser besonderen Zeit bewegt. Schirmherr der Aktion "Telefon-Engel" ist der beliebte Schauspieler Elmar Wepper. Im Interview erzählt er von seinem Engagement.
Herr Wepper, was reizt Sie daran, ein "Telefon-Engel" zu sein ?
Ich war nicht auf der Suche nach noch einem sozialen Engagement, man ist auf mich zugekommen, diese Hilfsaktion als Schirmherr zu unterstützen. Für Kinder wird viel getan in unserer Gesellschaft. Bei uns leben aber auch so viele betagte Menschen ohne Perspektive, die zuhause oder im Altenheim nur darauf warten, dass es sie nicht mehr gibt. Was tun wir für diese Menschen?
Sie werden nächste Woche 76 Jahre. Wächst das Mitgefühl für Ältere, weil man selbst älter wird?
Ich besitze das große Privileg, in einer Familie eingebunden zu sein, eine Frau und einen Hund, einen Bruder und Enkel zu haben. Aber ich denke seit geraumer Zeit mehr über das Älterwerden nach, wie kostbar die Zeit ist und wie achtsam wir mit unserer Zeit umgehen sollten.
Etwas von Ihrer kostbaren Zeit schenken Sie jetzt am Telefon anderen, Ihnen gänzlich unbekannten Senioren.
Das ist kein Opfer für mich. Ich mache nichts Besonderes, sondern leiste einen bescheidenen Beitrag, der dank meiner Bekanntheit ein großes Echo erfährt. Gut, wenn ich meine Popularität so nutzen kann!
Wie gut fühlen Sie sich gerüstet für die Gespräche mit Menschen, mit denen Sie das allererste Mal telefonieren?
Zuhören ist wichtig. Ich vermittle ja vor allem einen Telefonpaten. Manchmal ergibt sich aber trotzdem ein Gespräch. Aus der einen sprudelt es heraus, der andere ist ein bisschen wortkarg und spröde. Das macht nichts. Wichtig ist, dem, der anruft, das Gefühl zu geben, dass einen die Kontaktaufnahme freut.
Welche Resonanz bekommen Sie von den Anrufern?
Die Resonanz ist sehr positiv. Der alltägliche, kleine Kontakt fehlt ganz vielen. Nur mal Ratschen, das klingt so klein, so bescheiden, kann aber sicher viel Gutes bewirken. Wir sind aber keine Psychologen, die Depressionen und Ängste behandeln. Für uns "Telefon-Engel" ist so ein Gespräch auch ein kleines Abenteuer.
Wie gehen Sie persönlich mit der Corona-Krise um?
Ich habe das Privileg, einen Garten zu haben, und gehe viel mit unserem Hund spazieren. Mein Sohn schickt Videos von den Enkeln. Der Alltag ist nicht so eine Riesenbelastung für mich. Außerdem passe ich auf und halte mich an die Maßnahmen von Medizinern und der Regierung. Ich kann nicht nachvollziehen, wenn Menschen sich nicht daran halten. Dass das dann Konsequenzen hat wie Bußgelder, finde ich richtig. Es geht schließlich um die Gesundheit aller.
Haben Sie Angst?
Manchmal liege ich abends im Bett und denke: "Oh, Gott, wie wird das wohl werden?" Aber eigentlich bin ich nicht so ein ängstlicher Typ. Es ist eine schwierige Zeit mit vielen Fragen, aber sie wird in den Griff zu kriegen sein. Ich bin sicher, dass es bald Medikamente und einen Impfstoff gegen das Corona-Virus geben wird.
Was passiert mit den "Telefon-Engeln", wenn die Corona-Krise mal vorbei ist?
Ich wünsche mir sehr, dass Hilfsangebote für Seniorinnen und Senioren wie die "Telefon-Engel" weiter existieren und Menschen diese ehrenamtlich unterstützen. Die Corona-Krise ist ein Test für unsere Gesellschaft, aus dem wir hoffentlich viel lernen. Manchmal zweifle ich, ob die Trägheit und die alten Denkweisen wieder kommen, sobald die Krise überstanden ist. Aber vielleicht bleibt etwas davon, wie wir jetzt achtsamer miteinander umgehen.